Mein lieber
@Niselprim wie es scheint, verwechselst Du da etwas. Ich illustriere das mal an einem Beispiel: Woran denkst Du, wenn Du ein Federbett siehst? - Möglicherweise an einen guten Schlaf oder an die Wärme, die sich darin entwickelt, während man in einem kühlen Zimmer liegt. - Wenn es kalt genug ist, schneit es vielleicht draußen. Und wenn Du jetzt beides zusammennimmst, also Federbett und Schnee, dann dürfte es Dir nicht schwerfallen, eine Assoziation zum Märchen "Frau Holle" hinzubekommen.
Wenn Du also Schnee siehst, lässt sich das auf Frau Holle berufen. Wenn Du ein Federbett siehst, lässt sich dass auf Frau Holle berufen. Wenn Du nun noch eine Spindel siehst, einen Brunnen, einen Hahn, einen Backofen, einen Apfelbaum usw. usw., hast Du noch mehr Anlässe, die Dich auf Frau Holle verweisen. Die Frage ist nun, ob Frau Holle etwas von sich hat hören lassen, oder ob es nicht vielmehr so ist, dass Du Dich daran erinnerst, ein Märchen gehört zu haben, in dem Frau Holle als Märchenfigur vorkommt.
Jemand, der dieses Märchen nicht kennt, wird bei den genannten Gegenständen nicht auf Frau Holle kommen, sondern auf andere Bezüge, in denen solche Gegenstände eine Rolle spielen. So auch bei Deinen Beispielen: Wenn ich die biblischen Geschichten nicht kennen würde, würde mir beim Kruzifix eine andere Assoziation einfallen, weil mir der mythologische Bezug unbekannt wäre.
Eventuell würde ich es als Kunstwerk bezeichnen (wenn es nicht zu schlicht gefertigt wäre), aber die angenagelte Leiche hätte auf mich eventuell die Wirkung, dass hier etwas ganz Schreckliches dargestellt wird, ohne darauf zu kommen, dass es sich hier um einen Mythos handelt, sondern lediglich eine Metapher ist - was in der Kunst ja gang und gäbe ist.
Es ist also mitnichten so, dass hierbei Gott von sich hören lässt, sondern aufgrund der tradierten Mythen erfahre ich etwas darüber, was sich Menschen für Geschichten ausgedacht haben, in denen u.a. auch Gott eine Rolle spielt (wobei es keinen Konsens darüber gibt, was man unter Gott verstehen soll - die Charakteristik dieser Figur ist reichlich schwammig). Gott gehört also zum Inventar des Kulturguts der Menschheit, ebenso wie Frau Holle oder die sieben Geißlein, die uns aus den Grimmschen Märchen her bekannt sind.
Wenn Du daraus ableiten magst, dass fiktive Figuren, die der Phantasie der Menschen entsprossen sind, darüber hinaus auch tatsächlich existieren, also reale Figuren sind, die in ihrer Märchenwelt existieren, welche als Märchenwelt dann ebenfalls real existiert (das wäre dann wohl der "Himmel" oder das "Paradies" - wie auch immer man es bezeichnen mag), dann ist das Deine höchstpersönliche private Angelegenheit, die ich Dir nicht madig machen möchte.
Problematisch erscheint mir, dass manche Menschen mit ihren privaten Vorstellungen damit an die Öffentlichkeit treten und behaupten, ihre Schlussfolgerung von der realen Existenz von fiktiven Figuren wäre generalisierbar und zugleich geboten, da anderenfalls eine Bestrafung die Folge wäre, welche über diese fiktiven Figuren erfolgt, die man sich als real gedacht hat. Ich denke, private Vorstellungen sollten privat bleiben. Man kann zwar darüber erzählen, welche Vorstellungen man hat, aber man sollte nicht suggestiv verlangen, dass man diese Vorstellungen zu übernehmen habe. Das würde dann doch zu weit gehen.
Ich wünsche Dir alles Gute weiterhin.
:)