off-peak schrieb:Zum Einen finde ich es interessant, wie Du die Du Motive, Gedanken und Ansichten einer Figur, die nie gesichtet wurde, und die mit an Sicherheit grenzender Wahrsheinlichkeit nicht existiert, zu kennen meinst.
Ist aber nicht untypisch für Gläubige, davon auszugehen, dass Ihr Gott - oh Wunder - exakt so denkt wie sie selbst.
Ich beziehe mich mit meinen Aussagen, dass Gott nicht Diener oder Kasper der Menschen ist, auf die Bibel.
Das ist meine schriftliche Grundlage. Der christliche Gott wird überliefert als ein souveräner Gott, der von den Menschen nicht abhängig ist.
Das bedeutet: ,,Gott ist."
Nicht:,,Gott ist so, wie ihn die Menschen wollen".
Es ist nicht so, dass ich mir selbst frei ausgedacht hätte, wie Gott sein solle und dabei die Souveränität erfunden habe.
Eine wichtige, biblische Erzählung zum Thema Souveränität stellt unter anderem die Berufung des Mose dar, dem Gott der Überlieferung nach auf die Frage, was er den Israeliten denn sagen solle, wer ihn geschickt habe, wie der heißt, antwortet:,,Ich bin der ich bin." (Elberfelder-Übersetzung).
off-peak schrieb:Für die Überlegung aber, ob so eine postulierte Figur existiere oder nicht, genügt es völlig, zu gucken, ob das über diese Figur Behauptete mit dem übereinstimmt, was tatsächlich abgeht. Dabei stellt man schnell fest, dass die Behauptungen
Für die Überlegung, ob ein Gottwesen, wie im Christentum überliefert, existiert, ist erst einmal die Frage zu klären, ob dieses Wesen sein kann. Ob es denkbar ist.
Neben Theologen haben sich auch Philosophen damit beschäftigt. Auch einer der berühmtesten Philosophen, Immanuel Kant.
Kant kam zu dem Schluss, dass die Möglichkeit der Existenz Gottes nicht der menschlichen Vernunft widerspricht. Aber wenn dieses Wesen Gott existiert, ist es nicht innerhalb der Natur zu suchen und physisch-teleologisch zu identifizieren.
Das bedeutet, Kant kritisierte den beliebten Versuch, sich die Natur anzusehen, Muster von Ursachen und Zwecken zu erkennen, dann den Endzweck der Welt zu bestimmen und dann die Kette der Ursachen und zwecke so weit zurückzuverfolgen, bis man bei der ersten, unbedingten Ursache - Gott - angelangt wäre.
Diejenigen, die diese Beweisart vertraten, waren der Ansicht, selbst wenn sie nicht real Gott auf diese Weise würden auffinden und Aussagen über seine Eigenschaften machen können, müsste der Logik entsprechend diese Beweisart zu Gott führen.
Kant sagte dazu aber, dass wir uns entsprechend unseres Erkenntnisvermögens für einen Gegenstand in der Natur keine andere Ursache denken können, als eine Ursache, die auch in der Natur ist. Alles in der Natur ist aber bedingt.
Das heißt, wenn Gott IN der Natur zu finden - und mit einem physisch-teleologischen Vorgehen aufzufinden wäre - dann würde die Bedingtheit automatisch auch wieder für ihn gelten. Damit wäre DIESER hypothetische Gott nicht der Gott, an den man im Christentum glaubt, der im Christentum überliefert wird.
Gott, sofern in irgendeinem Sinne existent, müsste sich nach Kant in einem Bereich außerhalb der Natur befinden.
Lange Rede kurzer Sinn: Kant vertrat, dass es einen Gott geben müsse, man diesen aber nicht auf physisch-teleologische Weise beweisen kann.
Wenn es dich genauer interessiert, dann solltest du beispielsweise mal sein 3. Hauptwerk ,,Kritik der Urteilskraft" lesen und dort besonders die Argumentation in den Paragraphen 85, 86 und 87 nachvollziehen.
Kant diskutiert auch einen möglichen Beweis, er nennt das ,,Ethikotheologie" bzw. einen moralischen Beweis, mit dem man das Sein Gottes tatsächlich beweisen könne.
Wenn du und andere Leute handfeste, physische Beweise für die Existenz Gottes fordern - Gott soll mal dies und jenes tun, man soll ihn mal wissenschaftlichen Tests unterziehen etc. - dann stellst du eine unerfüllbare Forderung auf.
Es ist aber ein Fehlurteil, aus der Unerfüllbarkeit einer Forderung die Nichtexistenz der Figur abzuleiten, von der gefordert wird.
Du denkst in naturwissenschaftlichen Bahnen und möchtest sozusagen, dass sich Gott deinem naturwissenschaftlichen Denken unterwirft.
Täte er dies, entspräche er aber eben logischerweise nicht dem Gott des Christentums.
Man kann Gott nicht handfest mit menschlichen Mitteln beweisen. Man kann nur an ihn glauben und darauf vertrauen, dass er da ist.
Das ist auch ein Kontrollverlust - vielleicht ebenfalls ein Grund, warum sich Menschen, die sich als modern und wissenschaftlich geprägt und aufgeklärt betrachten, so schwer tun mit Gott. Sie wollen die Kontrolle nicht verlieren.
off-peak schrieb:Hast Du auch eine Erklärung dafür, warum trotz Deiner nicht postiiven Meinung von Gott dennoch Millionen Christen an einen "lieben Gott" glauben?
Weshalb du denkst, ich habe ein negatives ,,Gottesbild", ist mir ehrlich gesagt vollkommen schleierhaft
:DAlso ich empfinde meinen Glauben als nicht im Geringsten negativ oder belastend oder einschränkend. Sondern als stärkend und bereichernd.
off-peak schrieb:So oder so, es hakt immer. Gläubige haben noch nie nachgewiesen, dass ihre Gott betreffenden Behauptungen richtig wären - egal welche. Selbst Deine kannst Du nicht nachweisen. Noch weniger als den dazu gehörigen Gott. Und solange das nicht passiert, bleiben sie, was sie sind: Fantasieprodukte.
Müssen sie nicht nachweisen und können sie auch gar nicht. Im Glauben geht es nicht um Beweise. Man steckt nicht ein Teststreifchen in eine Flüssigkeit und verkündet dann:,,Hier ist Gott drin".
Entweder glaubt man oder man glaubt nicht. Wer nicht glauben WILL, der stellt einfach immer neue Hürden und Forderungen auf.
Wer wahrhaft glaubt, braucht keine Beweise.
Glauben ist nicht Naturwissenschaft.
Aus meiner Sicht gehört es zu den größten Fehlern überhaupt, die gläubige Menschen oder auch Theologen machen können, wenn sie versuchen, sich auf das Feld der Naturwissenschaften zu begeben, um dort Gott nach den Spielregeln der Naturwissenschaft zu vertreten.
Man muss begreifen, dass das nicht hinhaut, dass Glauben was anderes ist.