@Ilvi Freiheit definiere ich nicht als einen Zustand, in dem man machen kann, was man will.
Freiheit unter Menschen bedeutet für mich in einer Gesellschaft zu leben, in der die Menschen sie selbst sind.
Dem ist es aber nicht so.
Der Mensch ist sich selbst entfremdet. Er ist nicht das, was er hätte sein können. Folglich kopiert er, was andere ihm als "richtig" verkaufen.
Das fängt schon in der frühesten Kindheit an. Auch deswegen bleibt das Kopieren, bleibt die Entfremdung von sich selbst, fast nahezu vollkommen unbewusst.
So leben die meisten Menschen nach Mustern und Regeln, die andere festgelegt haben.
Freiheit hingegen, so wie ich sie verstehe, wäre möglich in einer Gesellschaft, in der Menschen leben, die nicht von sich selber entfremdet sind.
Menschen mit einer Selbsterkenntnis, die kaum jemand heute hat.
Das Bewusstsein dieser Menschen - und folglich deren Umgang miteinander - wäre ganz anders als das unsere.
Wir sind noch sehr sehr entfernt von solch einem Zustand.
Wir wagen nicht zu leben, sondern verwalten eher unser Leben.
Die Verwaltung des Lebens, der Lebenszeit, ist aber nicht gleichzusetzen mit dem Leben.
Freie Menschen würden ihr Leben vollkommen anders organisieren, als wir es tun.
Sie würden das Leben in höchstem Maße achten.
Sie würden das Leben und einander geradezu als "heilig" empfinden und sich auch dementsprechend verhalten.
Freiheit wäre dann eine Selbstverständlichkeit.
Bestandteil einer so verstandenen und gelebten Freiheit wäre dann Verantwortung für sich und für andere.
Der Einwand, es könne ja nicht jeder machen, wie er gerade wolle, entspringt einer "Tradition", die ein wahrhaft freies Leben gar nicht kennt, sondern sich von althergebrachten Mustern nicht gelöst hat.
Dann zählt man üblicherweise negative Beispiele auf, was für ein Chaos entstünde, wenn alle nur machten, was sie gerade wollten.
Wer so argumentiert, ist in den alten (d.h. noch gültigen) Mustern gefangen.
Freiheit und Verantwortung gehen aber Hand in Hand.
Freiheit bedeutet nicht, ohne Verantwortung zu handeln und schon gar nicht so, dass man die Empfindungen anderer missachtet.
Schon alleine deswegen würde ein Mensch heute, der sich trotz allem in seinem Inneren frei fühlt, nicht nackt auf die Straße gehen, weil er weiß, wie das andere entsetzen würde.
Er wäre vielleicht in seinem Inneren frei, in seinen Handlungen aber aus Rücksicht auf die Empfindungen und Gefühle anderer sehr und äußerst eingeschränkt.
Daher meine ich, dass man heute nur auf der der Erde abgewandten Seite des Mondes Freiheit leben kann, d.h. in der Realität eben kaum, weil die Masse der Menschen das Leben bzw. sich selbst, nicht wagt, zu leben.
Das ist unser Schicksal und das war das Schicksal aller Menschen bis zum heutigen Tag.
Freiheit kann nur etwas sein, dass viele, viele Generationen später - vielleicht - gelebt werden kann.
Wir Heutigen müssen uns allenfalls mit einer Illusion von Freiheit begnügen, was nicht wenigen Menschen auch ziemlich gut zu gelingen scheint.