Inzwischen geben auch katholische Autoren zu, dass das Christentum schon vor der Eingliederung Germaniens in die römisch-katholische Kirche im 8. Jahrhundert durch den Angelsachsen Winfried (genannt Bonifatius, 672-754) dort verbreitet war.
Ein Großteil der germanischen Stämme hat sich zwischen dem vierten und sechsten Jahrhundert, also mitten in der Völkerwanderungszeit, zum Christentum bekehrt - aber eben nicht zum römischen, sondern zum arianischen. Welchen Unterschied machte das aus?
Arius
Arius (ca. 260-336, vgl. Das Weisse Pferd Nr. 23/99) war ein einfacher Priester aus Alexandria in Ägypten, der wegen seiner Ansichten von seinem eigenen Ortsbischof Alexander verflucht und aus der Heimat vertrieben wurde. Arius vertrat im wesentlichen die Position des großen frühchristlichen Theologen Origenes (184-254), der ebenfalls aus Alexandria stammte und von dort flüchten musste. Origenes und Arius wehrten sich dagegen, dass der Einfachheit halber Gott und Christus in ihrem Wesen gleichgesetzt wurden. Diese Gleichsetzung kam den in Massen zum Christentum strömenden Heiden entgegen, weil sie dann nur einen "Gott" anzubeten brauchten, der sie auch gleich noch angeblich von allen Sünden erlöst hatte.
Europa zur Zeit Theoderichs (um 500 n. Chr.)
Für Origenes war Christus der erstgeborene Sohn Gottes, ein mächtig wirkendes himmlisches Geistwesen, das den Menschen Beistand leistete - doch nicht einfach Gott selbst. Origenes lehrte die Wiederverkörperung des Menschen und die Wiederherstellung aller Dinge - das heißt, alle Seelen und Menschen werden einst wieder bei Gott sein. Es gibt demnach keine ewige Verdammnis. Der Mensch - im Innersten ein reines Wesen der Himmel, das zur Erde fiel - kann und soll sich durch Befolgung der göttlichen Gebote von den Sünden reinigen, um wieder zum Ebenbild Gottes zu werden.
Die Lehre des Arius - in Wirklichkeit die des Origenes, der aber damals noch zu angesehen war - wurde 325 auf dem Konzil von Nizäa auf Geheiß Kaiser Konstantins ein erstes Mal verurteilt. Nach dem Tod des Bischofs Alexander erwuchs dem Arius ein neuer Gegner in Athanasius, der auch vor Verdrehungen der Aussagen seines Gegners und vor Verleumdung seiner Person nicht zurückschreckte. Arius wurde 336 in Konstantinopel vergiftet, nachdem er zuvor rehabilitiert worden war. Der theologische Streit zwischen Katholiken und Arianern tobte noch viele Jahrzehnte lang in beiden Hälften des römischen Reiches - wobei die Katholiken schließlich die Oberhand behielten. Die Arianer - übrigens auch keineswegs immer lammfromm - wurden verketzert, vertrieben, enteignet, umgebracht.
@Helenus Das wollen wir doch mal nocht unter den Teppich kenren, gell? Das christentum hatte ein Chance , wurde aber brutal von der katholischen strömung umgeformt.