@blueNun, die Fakten liegen auf der Hand. Den bürgerlichen Parteien (CDU, SPD, Grüne und FDP) steht eine immer stärker werdende Wählerschaft von links-außen und rechts-außen gegenüber.
Das zwingt die bürgerlichen Parteien dazu, Koalitionen zu bilden, die eigentlich nichts mehr vom Parteiprogramm her miteinander verbindet als die Tatsache, dass sie die bürgerliche Wählerschaft repräsentieren => CDU, SPD, Grüne
Die Kompromisse, die in einer solchen Koalition geschlossen werden MÜSSEN, um überhaupt eine gemeinsame Basis zu finden, sind so einschneidend, dass sich die bürgerlichen Parteien in der Folge selbst immer stärker dekonstruieren müssen, um überhaupt zusammenarbeiten zu können. (vgl. Weimarer Block aus SPD, Zentrum, DDP und DVP).
Die Dekonstruktion bewirkt in der Folge, dass die eigentlichen Programmunterschiede zwischen den Parteien (CDU, SPD, Grüne und FDP) für den Wähler immer schwerer zu erfassen sind, was die bürgerlichen Parteien in den Augen der Wähler zu Splitterstücken eines ähnlichen Wahlprogramms verkommen lässt.
Vor diesem Problem stehen bereits die CDU und die SPD in Sachsen-Anhalt, die SPD war für den Wähler nicht mehr von der CDU unterscheidbar.
Und genau dieses Phänomen ließ sich in Weimar beobachten, wobei auch hier Parteien mit einer klaren ideologischen Linie (NSDAP) die Nutznießer dieses Prozesses waren.
Sehr guter und sehr wichtiger Post. Sorry dass ich erst mit 24 Stunden Verzögerung antworte, aber ich muss mich erst durchlesen und hier wird seit den Wahlen fast schneller geschrieben, als ich Zeit habe mit dem Lesen nachzukommen.
:DEs ist auf den ersten Blick erschreckend und die von dir weiter oben gebrachte Statistik im Vergleich zu dem Wahlergebnis in SA zumindest lässt auch verheerende Parallelen erkennen. Dennoch bin ich nicht ganz so pessimistisch wie du, denn Geschichte wiederholt sich extrem selten bzw. nie und 1928–1933 ist nicht gleich 2017.
Was mich so "optimistisch" macht?
Ein paar Punkte:
• Heute ist die Welt viel stärker globalisiert als vor 85 Jahren. Ein nationaler Alleingang wie es die NSDAP versuchte ist mit einer Regierung, an der die AfD beteiligt ist, kaum möglich. Die internationalen Wirtschaftsverflechtungen, insbesondere auch die EU, in die Deutschland eingebettet ist, lassen das gar nicht zu.
• Die Welt hat inzwischen Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus und wird diesmal besser aufpassen und früher eingreifen, falls es auf einen Wiederholungsweg gehen sollte. Diesbezüglich kann sich Deutschland wesentlich weniger leisten als jeder andere Staat.
• Wernn es so weit kommt wie 1933–1938, also noch vor dem Krieg, werden sowohl die USA, die Kräfte des UNO-Sicgherheitsrats (insbesondere USA und China) dafür sorgen, dass das nicht so weiter geht. Eine "kalte Annexion" wie damals Österreichs und besonders der damaligen Tschechei würde erst gar nicht möglich werden.
• Maßnahmen wie gegen die Juden nun gegen Asylanten wären nicht denkbar.
• Anders als damals gibt es heute Notstandsgesetze, das heißt wenn eine Situation wie 1933 in Reichweite zu kommen droht, können die Regierungsparteien auch den Notstand ausrufen und zB Wahlen für eine bestimmte Zeit verbieten, um ein zweites Januar 1933 zu verhindern, also mit nicht ganz fairen Mitteln eine "Machtergreifung" durch die AfD verhindern.
• Damals gab es im Gegensatz zu heute kein Internet. So wie sich die AfD über das Internet gefunden und gestärkt hat, können auch rechtsstaatliche Kräfte sich via Internet gegen die AfD & Konsorten organisieren und dem braunen Spuk Einhalt gebieten.
Es gibt sicherlich noch mehr Gründe, die Parallelen zur NSDAÜ und deren Siegeszug historisch ein zweites Mal unmöglich machen. Außerdem baue ich immer noch darauf, dass viele AfD-Wähler wie beispielsweise. der inzwischen gesperrte z3001x, die ja nicht dumm sind, dessen Ausschluss ich ebenso wie den von collectivist schade und etwas voreilig finde, in so einer Situation zurückschwenken werden ins "rechtsstaatliche" Lager und auch von der Seite her dem Spuk ein Ende bereiten.
Das ändert leider nichts daran, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung bewusst, die meisten unbewusst, rassisrisch denken. Das hat schon vor Jahren einer wie Sarrazin gewusst und für seine Thesen ausgeschlachtet. Er hat die Republik verdorben. Aber eigentlich sind es die rassistisch denkenden und argumentierenden Bürger, die diese Republik versuchen in die Knie zu zwingen. Da haben auch insbesondere die Schulen mit zu exkulpierendem, schönfärberischen Geschichts- und Sozialkundeunterricht eine nicht unbeträchtliche Mitschuld. Und wie schon weiter oben gechrieben, dass man es Jahrzehnte lang toleriert hat, dass wir eine von rechtsextremistischen Gesinnungen durchzogene Polizei haben, ohne mit rechtsstaatlichen Mitteln da hart durchzugreifen, ist ein fast unentschuldbares Versäumnis. Kann man nur hoffen, dass jetzt endlich mal von staatlicher Seite durchgegriffen wird, bevor es – siehe oben – nicht der Staat selbst, sondern "das Ausland" tun muss.