Link: www.univie.ac.at (extern) (Archiv-Version vom 31.10.2004)@volkerDie Legende lebt!
R.Alan Culpeppers neues Buch: John the Son of Zebedee. The Life of a Legend, Columbia 1994.
Referat auf der Tagung der AG-ASS vom 28.-30.05.1999 in Marburg
von Jürgen Zangenberg, Bergische Universität/GH Wuppertal
Sehr wahrscheinlich wurde keine der später mit dem Apostel Johannes (d.h. dem echten Zebedaiden) verknüpften Schriften wirklich von ihm verfaßt
Man muß sich vor Augen führen: Die ältesten erreichbaren Traditionen über den Zebedaiden kennen ihn nicht als Autor eines Evangeliums. Wie aber kam es dazu, daß der Apostel Johannes als Autor nicht nur einer, sondern verschiedener Schriften firmierte? Die entscheidenden Weichen in der Biography of the Legend scheinen im 2. Jahrhundert gestellt worden zu sein.
Culpepper untersucht alle relevanten Texte beginnend von P52 über Ignatius, Papias, Justin, GNOSTISCHE LITERATUR, die Epistula Apostolorum, frühchristliche Gruppen wie Montanisten, Irenaeus, den Canon Muratori bis hin zu den ältesten Evangelienprologen. Er staunt über die "nearly complete silence of the record during the crucial decades of the early second century" (131). Papias habe weder mit Johannes dem Alten noch mit Johannes dem Apostel direkten Kontakt in Kleinasien gehabt, auch Justin, der ja aus Ephesus stammt, schweigt über das JohEv.
Die Geschichte der Johanneslegende ordnet sich somit ein in die Versuche des 2.Jahrhunderts, hinter die Kulissen der Pseudonymität und Anonymität eines großen Teils der frühchristlichen Literatur zu blicken und Nachrichten über wichtige Personen zu sammeln.
Immer wieder wird deutlich, daß die ungehemmtte Legendenbildung NICHT ALLEIN IN DEN APOKRYPHEN APOSTELAKTEN ZUTAGE TRITT, sondern in gleicher Weise auch im Rahmen anerkannter kirchlicher Schriftsteller:
BESONDERE BEACHTUNG FINDEN DIE APOKRYPHEN JOHANNESAKTEN, deren Position zum Teil derjenigen der Gegner des 1Joh ähnlich zu sein scheint. Insofern sehen wir auch die Inanspruchname der johanneischen Figur/Tradition bei Häretikern bzw. christlichen Randgruppen.
Johannes ist tot, es lebe die Legende Johannes!
Das kybernetische Äquivalent von Logik ist Oszillation.
Ganz unten auf dem Grunde des Lebendigseins treffen wir auf die Metapher.