the.smoker schrieb am 26.08.2012:dank der energiesparlampen sparst du hochgerechnet 3 prozent deiner gesamtenergeibedarfes,
was sich mit den anschaffungskosten deckt.
Und haben giftigen Sondermüll dessen Aufbereitung technisch kaum geht...
Wie dem auch sei, die Grundidee der EU finde ich sehr gut nur scheint es, das die Gesetzgebung schon im Vorfeld durch Lobbyisten torpediert wurde.
Um mal das Glühbirrnen Modell aufzugreifen:
http://www.taz.de/!27825/Noch vor der Gründung des Elektrokartells war dies ein Streitpunkt gewesen, an dem die 1919 von Rathenau und Siemens gemeinsam gegründete Aktiengesellschaft Osram erst einmal scheiterte. Emil Rathenau hatte 1883 das Glühbirnenpatent von Thomas Alva Edison erworben, sein Sohn Walther Rathenau wollte dann auf amerikanische Art mit Werbung das "Bedürfnis" nach der neuen elektrischen Beleuchtung wecken. Dazu illuminierte er eine Theateraufführung in München und das Café Bauer in Berlin.
Werner von Siemens hingegen wollte die Elektrifizierung von oben durchsetzen - durch Einflussnahme auf den Staat, mit dem sich der Konzern von Beginn an verband. Rathenau zog sich aus Osram zurück, blieb aber mit der Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) im Kartell vertreten. Als Außenminister der Weimarer Republik gelang es ihm mit dem Vertrag von Rapallo, im kommunistisch gewordenen Russland wieder Geschäfte zu machen; sein AEG-Konzern diente dabei als "Milchbruder" der Moskauer Fabrik Elektrosawod.
Von Beginn an war die Glühbirne ein Symbol für Aufklärung, Fortschritt und Erfindungsgeist; mit Lenins Definition des Kommunismus als "Elektrifizierung plus Sowjetmacht" wurde sie auch zu einem Symbol des Sozialismus. Wo dieser Boden gewann, wurde es hell! "Die Glühbirne im schattenarm gewordenen Zimmer hat die Anfechtungen des Nachtgrauens weit gründlicher geheilt als Voltaire", schrieb Ernst Bloch, und der italienische Futurist F. T. Marinetti gestand: "Ich bete jede Nacht zu meiner Glühbirne". Er war einer der Ersten, die die Glühbirne nicht bloß unter funktionalen Aspekten betrachteten, sondern sich an einer Metaphysik der Glühbirne versuchten.
Glühbirnen haben eine "Seele". So nennt man ihren Wolframfaden, seitdem der russische Forscher Alexander Gurwitsch herausfand, dass jede lebende Zelle Photonen emittiert und der Zelltod, das Erlischen allen Lebens, dem Ausknipsen einer Glühbirne ähnelt. Die Birne hat zudem ein Geschlecht: Sie ist weiblich - erkennbar an ihrer "Uterusform", wie die Kulturwissenschaftlerin Gerburg Treusch-Dieter in den Achtzigern befand. Kurz: "Die Glühbirne ist perfekt", wie 1929 der Elektroingenieur und Autor populärer Technikbücher Artur Fürst in einer Auftragsarbeit für Osram schrieb. Noch im Jahr 2006 bezeichnete der leitende Osram-Diplomingenieur Alfred Wacker die Glühbirne als "einfach genial, das ganze Netz ist für sie gemacht".
Doch ihre Tage sind gezählt, bis 2012 soll sie in Europa völlig vom Markt verschwinden.
Bereits 1985 hatte Osram verkündet: "Tut uns leid, Mister Edison." Damit bewarb der Konzern seine "Energiesparlampen". Das Wort hatte Osram "überhaupt erst" für diese umgebogene Leuchtstoffröhren erfunden, wie Alfred Wacker 2008 aus der Münchner Osram-Zentrale hervorhob. Er reagierte damit auf eine Kritik aus der Bundesanstalt für Materialprüfung, wo man bezweifelte, dass Osram seine "Halogen-ES"-Birnen "Energiesparlampen" nennen dürfe.
Das Glühbirnenkartell Phoebus S.A., das sich später umbenannte in International Electrical Association (IEA) und sich in Pully bei Lausanne niederließ, teilte 1992 mit, dass sich das Kartell im Herbst 1989 aufgelöst habe. "Wer's glaubt, wird selig", meinte dazu der brasilianische Kartellforscher Rudolf Mirow. Er besuchte damals das Kartellamt in Berlin und schimpfte anschließend: "Das sind keine Kartellverhinderer, sondern Kartellhüter."
Auch bei der Treuhandchefin Birgit Breuel fand er kein Gehör, die er davor warnte, das ostdeutsche Lampenkombinat Narva abzuwickeln, das geeignet wäre, dem Elektrokartell einmal "Paroli zu bieten". Bis auf das Narva-Leuchtstoffröhrenwerk in Brand-Erbisdorf, das sich quasi selbst privatisierte, wurden im Osten so gut wie alle "Arbeitsplätze im Licht" vernichtet.
Günter Grass schreibt in seinem 1995 veröffentlichten Treuhand-Roman "Ein weites Feld", in dem ein befristet angestellter Aushilfshausmeister namens Fonty die Hauptrolle spielt: "Als letzten Treuhand-Auftrag soll er sich ein neues Wort für 'abwickeln' ausdenken (…). Danach schrieb er die Geschichte des VEB Glühlampenwerks als mögliche Bilderbogengeschichte: 'Man könnte im Neuruppiner Stil mit Goebel/Edison, den Erfindern der Glühbirne, beginnen und dann die ewig vom Kurzschluß bedrohte Erleuchtung der Welt von Station zu Station steigern, bis es bei der volkseigenen Narva und auch sonst zappenduster wird'."
Diesen Romanschluss hatte ihm die taz gewissermaßen nahegelegt. Und das kam so: 1982 saßen der taz-Kulturredakteur Mathias Broeckers und der taz-Vogelsberg-Korrespondent (ich) in einem Nachtzug von Berlin nach Fulda. Wir redeten über Glühbirnen, ausgehend von Pynchons unsterblicher, die er real übrigens in der Feuerwehrwache von Livermore, Kalifornien, entdeckt hatte, wo sie seit 1901 brannte und immer noch brennt.
Dabei kamen wir auf eine ganz andere "Glühbirnenverschwörung" als die der Phoebus/IEA zu sprechen, denn überall hatten wir seit unserer Pynchon-Lektüre Glühbirnen entdeckt: in allen möglichen Texten, Kunstwerken, Werbeplakaten, ja selbst auf Stellenanzeigen. Byron lebte - und wie! Wir berichteten in der taz-Buchmessenausgabe und dann in dem US-Journal Pynchon-Notes darüber. In den darauffolgenden Jahren entstand daraus eine ganze taz-Glühbirnenforschung, der sich der Germanist Helmut Salzinger, der Kartellkritiker Kurt Rudolf Mirow, der Dichter und Glühbirnenpatentinhaber Erich Fried, der Weddinger Erfinder Dieter Binninger und andere anschlossen.
Richtig los ging es damit jedoch erst, als die Siemensmanager in der Treuhand-Betriebsbewertungsgruppe Narva auf die Abwicklungsliste setzten und der Treuhandpräsident Detlef Rohwedder erschossen wurde (laut Bild-Zeitung "beim Auswechseln einer kaputten Glühbirne"), nachdem er die geplante Narva-Abwicklung ausgesetzt hatte. Dieses Werk wurde dann von Rohwedders Nachfolgerin an drei Westberliner Immobilienspekulanten verkauft. Nach Protesten musste die Treuhand diese heimliche Abwicklung rückgängig machen. Sodann trat Dieter Binninger als Narva-Käufer auf den Plan. Er hatte eine Glühbirne entwickelt, die 150.000 Stunden hielt (42 Jahre - so lange wie die DDR), die er in einer Fabrik mit nur einem Arbeiter, Herrn Weinstock aus Poznan, produzierte. Nachdem er seine Kaufofferte für Narva abgegeben hatte, stürzte Binninger mit dem Flugzeug ab.
Das war zu viel! Die taz berichtete nun fast täglich über Narva, und ich belebte mit dem Betriebsrat die Narva-Hauszeitung Lichtblicke wieder, die von der Treuhand eingestellt worden war. Aus dem Widerstand der Narva-Belegschaft entstand die ostdeutsche Betriebsräteinitiative.
Es nützte alles nichts. Am Ende waren doch alle "Arbeitsplätze im Licht" weg. Auch im Westberliner Osram-Werk wurden bald die Glühbirnenfließstrecken in ein Werk im Elsass ausgelagert. Damit war die Birnenproduktion in der ehemaligen "Stadt des Lichts" an ihr Ende gekommen.
Stattdessen nahm die Werbung für Energiesparlampen zu. Gleichzeitig konzentrierte sich Osram auf Leuchtdioden, die fast unsterblich waren. Auch wenn der Konzern sie immer heller und billiger macht, so dass sie nun doch wieder eine begrenzte Lebensdauer haben.
In der taz fristet die Glühbirnenforschung inzwischen nur noch eine Randexistenz; das Gros der Zeitung hat sich aus Gründen des Klimaschutzes auf die Seite der "Energiesparlampen" geschlagen, obwohl ernste Zweifel an ihrem ökologischen Nutzen bestehen. Siemens will nun nach dem großen Skandal und der Strafe von einer Milliarde Euro, zu der der Konzern verurteilt wurde, die Korruption bekämpfen. Und die Glühbirnen verschwinden jetzt schon, obwohl ihnen die EU-Kommissare noch ein paar Jahre Restlaufzeit gewährt haben, aus den Regalen - um, wie bereits absehbar, auf dem Schwarzmarkt weiter gehandelt zu werden. Die Glühbirne ist noch nicht am Ende: "Byron ist verdammt, bis in alle Ewigkeit weiterzuexistieren, wissend um die Wahrheit und doch machtlos, etwas zu verändern", heißt es bei Pynchon.
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Dazu passt ein Zitat von Jean Claude Juncker das ein im Spiegel genannt wurde:
“Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.”
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Die EU Gesetzgebung ist längst realitätsfremd und wird, trotz aller Beteuerungen, von oben herab durchgesetzt. Der Verwaltungsapparat wird ständig aufgestockt und Diäten erhöht. Natürlich wird sich so innerhalb der EU Beamten kaum Wiederstand regen und namhafte Kritiker unter Ihnen denunziert. Die großen Konzerne haben längst ihre Experten und Berater in den Ministerien sitzen... allerdings ist dies auch ein nationales Problem.
Die Idee ist gut aber die Korruption hat sie bereits fest im Griff.
Wählen an sich ist relativ sinnlos da keine echte Alternative zu erkennen ist. Die Parteien greifen auf die selben Experten und Berater zurück und ich kann es einem Politiker nichtmal verdenken wenn er seine Schäfchen durch Geschenke ins trockene bringen will.
An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass Korruption in Deutschland salonfähig ist. Wie ist es sonst zu erklären, das Annahme von Geldern nur vor Entscheidungen im Bundestag oder Rat ilegal sind jedoch nicht danach? Bestrafft wir demnach nur der Abgeordnete oder Minister der so bescheuert ist das Geld zum falschen Zeitpunkt anzunehmen.
LG