@Cowboy23 Okay, ich versuche es mal, aber es handelt sich um ein sehr umfangreiches Themengebiet; bitte habe daher Verständnis dafür, dass ich die diversen Gebiete nur kurz anreißen werde und für weitere Informationen auf Wikipedia verweisen werde.
Also: was ist überhaupt Inflation? Inflation kann man entweder als Preissteigerung betrachten, oder als Geldentwertung, beides führt zur gleichen Folge: die Kaufkraft einer Person mit gegebenem Einkommen sinkt. Daher wird eine übermäßige Inflation nicht gerne gesehen, die Politik versucht sie in der Regel zu vermeiden. Man beachte, dass eine Inflation von 0% auch nicht gut ist, da sie die Investitionen abwürgt: Menschen horten ihr Geld, statt es anzulegen, es steht weniger Geld für Investitionen zr Verfügung. In der Regel wird je nach Land eine Infaltionsrate von 1-3% als ideal und langfristig stabil angesehen, die EZB hat die meiste Zeit ein Inflationsziel von 2% +/- 0,5 % angestrebt.
Stellen wir uns jetzt die Frage, wer die Inflation beeinflusst: dies können im Prinzip 4 Faktoren sein: Geldmenge und Geldangebot (diese bestimmen über verfügbare Geldmenge und den Zins, den wir im Folgenden nicht weiter betrachten werden. Es genügt zu sagen, dass der Zins der Preis für Geld ist) sowie Wareangebot und Warennachfrage, die über die Güterpreise bestimmen. Wir fangen mit dem Geldangebot an, da es am schnellsten abgehandelt werden kann.
Das Geldangebot wird zunächst durch die Zentralbank bestimmt, die die Menge an Zentralbankgeld und den Leitzins bestimmt, sowie einige weitere Parameter, wie z.b. die Mindestrücklage usw.
Wikipedia: Zentralbank für weitere Infos
Jetzt kommt aber das Zentralbankgeld nicht direkt bei den Anlegern an, sondern wird von den Geschäftsbanken verteilt. Da wir einen Prozess haben, bei dem die GBanken nur einen Teil der Einlagen als Reserve zurückhalten müssen (
Wikipedia: Mindestreserve ) kann die Bank ein vielfaches der Einlagen an Geld ausgeben (dies kann als eine zweite Stufe der Bargeldschöpfung bezeichnet werden). Die Bank wird hierbei darauf achten, dass sie das Risiko eines Kreditausfalls minimiert, d.h. abhängig von ihrer Einschätzung der wirtschatlichen Lage wird sie eher wenig oder eher viel Kredite/Geld ausgeben, dieser als Bankenmultiplikator oder Bankenhebel bekannte Effekt kann typischerweise zwischen 10-100 liegen, d.h. die GBanken geben bis zum Hundertfachen der Menge an Zentralbankgeld in den Umlauf. Hier wäre der erste Wirkungskanal, der von der Menge an Zentralbankgeld und der EInschätzung der Banken abhängt.
2008 wurde übrigend genau dieser Kanal kritisch; die GBanken wollten kaum noch Kredite ausgeben, weil durch den Zusammenbruh der amerikanischen Immobilienpapiere die Marktsituation so unklar war, dass niemand sich in der Lage sah, das Risiko korrekt abzuschätzen. Man wollte auf Nummer sicher gehen, und hat erst neue Kredite ausgegeben, als die Regierung Zugeständnisse machte, für eventuelle Ausfälle teilweise einzutreten.
Weiter geht es; aus didaktischen Gründen machen wir jetzt erst mit den Gütermärkten weiter, da die Geldnachfrage sich am Schluss auch über die Gütermärkte bestimmen lässt.
Also, Gütermärkte. Es ist anzumerken, dass wir uns in einer offenen Volkswirtschaft befinden, d.h. es finden Im- und Exporte statt. Das ist wichtig, da es den Begriff der "importierten Inflation" zu klären gilt. Stellen wir erst einmal fest, dass in einer geschlossenen Volkswirtschaft, bei der alle Paramter des Gütermarktes, z.b. Produktivität usw. gleich bleiben, so gut wie nichts mit den Preisen passiert. Bei einer offenen Volkswirtschaft kann dies anders sein: wenn die Preise eines Importgutes schlagartig ansteigen, kann es zu einem Kaufkraftverlsut im Inland kommen, der importierten Inflation, wenn es keine Möglichkeit gibt, dieses Gut zu ersetzen. Musterbeispiel hierfür ist das Erdöl, da es als Wirtschaftsgut sehr wichtig ist und starken Preisschwankungen unterliegt. (
Wikipedia: Ölpreisschock ). Hier wäre also ein weiterer Wirkungskanal, Preissteigerungen auf Weltmärkten bzw. im Ausland. Hierbei spielt auch noch die Frage eine Rolle, ob feste (€/CHF) oder flexible Wechselkurse (€/$) vorliegen, aber das würde jetzt wieder zu weit führen.
Insebesondere feste Wechselkurse sind problematisch, da es hier zu einem Erwartungsparadoxon kommt: es reicht bereits, dass man eine Kursänderung in der Zukunft erwartet, damit man sich exakt so verhält, als hätte diese bereits stattgefunden. Als Resultat muss dann die Kursänderung eintreten. Hat sich George Soros mal zu Nutze gemacht, um England zur Abwertung des Pfundes zu zwingen und dabei eine Milliarde Dollar zu verdienen:
Wikipedia: George Soros#Spekulationsgesch.C3.A4fte als VorhersagenAuf dem Gütermarkt im Inland greift z.b. das AS-AD-Modell
Wikipedia: AS-AD-Modell ; ich werde es nicht im Einzelnen erklären, nur soviel: Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben EInfluss auf die Preisentwicklung und somit auch auf die Inflation; es besteht ein Zusammenhang zwischen Macht der Gwerkschaften, Macht der Arbeitgeber, Arbeitslosigkeit und Inflation, den man in der Phillipskurve findet:
Wikipedia: Phillips-KurveInteressant ist hierbei, dass es langfristig eine stabile Arbeitlosenrate gibt, von der man nur auf Kosten einer erhöhten Inflation abweichen kann (
Wikipedia: NAIRU ). Daraus ergibt sich, dass viele politische Maßnahmen der Arbeitslosigkeitsbekämpfung zu Inflation führen, ein weiterer Wirkungskanal. Wichtig hierbei ist, das auch hier die Erwartungen wichtiger sind als das, was tatsächlich passiert. Aus all diesen Parametern ergibt sich schlussendlich das Preisniveau und die Geldnachfrage(diese wird zusätzlich noch von Parametern wie der Präferenz zur Bargeldhaltung i.d. Bevölkerung beeinflusst; da diese aber über die Zeit ziemlich konstant bleibt, ist das nicht so wichtig), die ebenfalls auf die Inflation einwirkt.
So, das waren jetzt die wichtigsten Kanäle, ist eine ganze Menge Stoff, für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.