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Die ZEN-Lehre des chinesischen Meisters Huang-Po
06.12.2004 um 03:46Der Rang, den Zen im Buddhismus einnimmt
Zen ist ein Zweig der großen Mahayana Schule, die in China und in den
nördlicheren Ländern Ostasiens vorherrscht. Von den Anhängern des
Hinayana oder der Südlichen Schule wird er nicht als orthodoxer
Buddhismus anerkannt. Heute aber sind die westlichen Gelehrten nicht mehr
einstimmig davon überzeugt, daß der Hinayana, trotz des früheren
Ursprungs seiner Haupttexte, der einzige Hüter der Wahrheiten ist, die der
Gründer des Buddhismus verkündete. Die Teilung in zwei Schulen fand vor
etwa zweitausend Jahren in Nordindien statt. Seither betrachten die
Anhänger des Mahayana die Lehren der Schwesterschule als einen Teil der
wahren Lehre, während jene, mit weniger Toleranz, jede ausgesprochene
Mahayana Lehre zurückweist. Zen dagegen, das viel später in der
Öffentlichkeit bekannt wurde, behauptet von sich, daß es — im Gegensatz zu
vielen buddhistischen Sekten, die die Wahrheit in verschiedenen Stufen
darstellen — allein die höchsten Lehren bewahrt, Lehren, die auf einer
geheimnisvollen geistigen Übermittlung beruhen. Diese soll stattgefunden
haben zwischen Gautama Buddha und Mahakasyapa, dem einzigen seiner
Schüler, der für eine solche Übertragung geeignet war. Die Meinungen über
die Wahrheit dieser Geschichte gehen natürlich auseinander, aber Meister
wie Huang Po sprechen offensichtlich aus einer tiefen inneren Erfahrung. Er
und seine Nachfolger beschäftigten sich nur mit der unmittelbaren
Wahrnehmung der Wahrheit und hatten auch nicht das geringste Interesse,
ihre Überzeugungen als historisch richtig zu beweisen. Auch die großen
Mystiker wie Plotin und Meister Ekkehart, die in die Tiefen des Bewußtseins
eingedrungen sind, die das innere Licht schauten und die alles
durchdringende Stille erfuhren, beschreiben so übereinstimmend ihre
Erfahrung der Wirklichkeit, daß ich selbst keinen Zweifel an der Wahrheil
ihrer Berichte hege. Huang Po überträgt in einer alltäglichen Sprache die
gleiche Erfahrung, und ich nehme an, daß die mystische Erleuchtung des
Gautama Buddha unter dem Feigenbaum dieser nicht unähnlich, vielleicht
nur stärker in ihrer Kraft und Vollkommenheit war. Oder sollte man
verschiedene Formen der absoluten Wahrheit annehmen? Sollte man
glauben, daß einige dieser Meister oder alle von Selbsttäuschung getrübt
waren?
Credendo Vides
Zen ist ein Zweig der großen Mahayana Schule, die in China und in den
nördlicheren Ländern Ostasiens vorherrscht. Von den Anhängern des
Hinayana oder der Südlichen Schule wird er nicht als orthodoxer
Buddhismus anerkannt. Heute aber sind die westlichen Gelehrten nicht mehr
einstimmig davon überzeugt, daß der Hinayana, trotz des früheren
Ursprungs seiner Haupttexte, der einzige Hüter der Wahrheiten ist, die der
Gründer des Buddhismus verkündete. Die Teilung in zwei Schulen fand vor
etwa zweitausend Jahren in Nordindien statt. Seither betrachten die
Anhänger des Mahayana die Lehren der Schwesterschule als einen Teil der
wahren Lehre, während jene, mit weniger Toleranz, jede ausgesprochene
Mahayana Lehre zurückweist. Zen dagegen, das viel später in der
Öffentlichkeit bekannt wurde, behauptet von sich, daß es — im Gegensatz zu
vielen buddhistischen Sekten, die die Wahrheit in verschiedenen Stufen
darstellen — allein die höchsten Lehren bewahrt, Lehren, die auf einer
geheimnisvollen geistigen Übermittlung beruhen. Diese soll stattgefunden
haben zwischen Gautama Buddha und Mahakasyapa, dem einzigen seiner
Schüler, der für eine solche Übertragung geeignet war. Die Meinungen über
die Wahrheit dieser Geschichte gehen natürlich auseinander, aber Meister
wie Huang Po sprechen offensichtlich aus einer tiefen inneren Erfahrung. Er
und seine Nachfolger beschäftigten sich nur mit der unmittelbaren
Wahrnehmung der Wahrheit und hatten auch nicht das geringste Interesse,
ihre Überzeugungen als historisch richtig zu beweisen. Auch die großen
Mystiker wie Plotin und Meister Ekkehart, die in die Tiefen des Bewußtseins
eingedrungen sind, die das innere Licht schauten und die alles
durchdringende Stille erfuhren, beschreiben so übereinstimmend ihre
Erfahrung der Wirklichkeit, daß ich selbst keinen Zweifel an der Wahrheil
ihrer Berichte hege. Huang Po überträgt in einer alltäglichen Sprache die
gleiche Erfahrung, und ich nehme an, daß die mystische Erleuchtung des
Gautama Buddha unter dem Feigenbaum dieser nicht unähnlich, vielleicht
nur stärker in ihrer Kraft und Vollkommenheit war. Oder sollte man
verschiedene Formen der absoluten Wahrheit annehmen? Sollte man
glauben, daß einige dieser Meister oder alle von Selbsttäuschung getrübt
waren?
Credendo Vides