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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

2.243 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Krieg, Israel, Frieden ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 15:59
.

@Kc

Als antisemitisch würde ich es auch nicht bezeichnen.

Nur wenn sich jemand mit der salbungsvollen Attidüde hinstellt : Was gesagt werden muss,

Dann erwarte ich mehr ,als eine einseitig unreflektierte Anti Israel Rhetorik,die ich schon vorher überall nachlesen kann

Dann erwarte ich mehr , als das Wiederhohlen von antiisraelischen Klischees ,die dadurch auch nicht wahrer werden

Dann erwarte ich mehr , als das das Regime in Teheran lediglich mit dem Begriff Maulheld verwässert wird

Dann erwarte ich mehr Kenntniss der politischen Situation und mehr Hinterfragen

Und erwarte nicht das ,was er abgeliefert hat.


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 16:00
@Luminarah

Was denn für antiisraelische Klischees?


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 16:02
Vom iranischen Regime hat er ja schon Beifall bekommen. Ob das der Beifall war ,den er bekommen wollte. Ob das gesagt werden müsste.

Es ist halt so ,wie sich Klein Günther mittlerweile die Welt denkt . Groß Günther hat schon besseres gezeigt.


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 16:03
Ich denke mal, man kann sich seine Fans nicht aussuchen, nicht wahr?

Wenn ich sage, ich möchte, dass Kinderschänder in den Knast wandern, dann applaudieren auch Rechtsradikale. Soll ich deshalb sagen, dass ich das nicht will?


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 16:05
.
Zitat von KcKc schrieb:Was denn für antiisraelische Klischees?
Machen wir für heute Schluss ,wir beginnen und im Kreis zu drehen. Ich akzeptiere deine Meinung ,die sicherlich vielen aus dem Herzen spricht ,habe aber glaube ich auch begründet ,warum ich anderer Ansicht bin . Überzeugen werden wir uns eh nicht.

Mir ging es hauptsächlich darum ,diese Diskussion mit Dir noch zu führen und fand sie trotz konträrer Standpunke interessant und sachlich.

Insofern: Schöne Feiertage.


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 16:07
Zitat von LuminarahLuminarah schrieb:Insofern: Schöne Feiertage.
Wünsche ich dir auch :)


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 16:46
@jojo72

Ich habe hier mal einen schönen Link rausgesucht..... im übrigen wimmelt das Web von Zeitzeugenkommentaren.

http://books.google.de/books?id=qnJmcgdL6gMC&pg=PA167&lpg=PA167&dq=einziehung+zur+Waffen-SS&source=bl&ots=t5GsDBbk4j&sig=YftjaCTPD1zH1bADv85v3hM7cv4&hl=de&sa=X&ei=__5-T6WhBITKsgbRgtCqBA&ved=0CD4Q6AEwBTgK#v=onepage&q=einziehung%20zur%20Waffen-SS&f=false

Grass hätte natürlich die Möglichkeit gehabt, sich der "Wehrpflicht" zu entziehen. Dies hätte allerdings tödliche Folgen gehabt.

Und, was hast Du gegen unbequeme Schreiber, die nicht mit dem Rudel heulen? Ich bin Realist und verbiege mich nicht in devot-idealistischer Weise. Für niemanden! Nicht rot, nicht schwarz, nichti grün, gelb oder gar braun!

Mit dunklen Haaren, grün-braunen Augen, grundsätzlich dunklerem Teint und als Freimaurer bin ich zudem nicht das Arier-Vorzeigemodell.

;)


@seven_of_nine

Deine Beiträge machen Spaß. Weil Du um Objektivität bemüht bist. :)


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 16:56
Aus Der Zeit

Kürzlich noch Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten hat Beate Klarsfeld sich nun zu einem ihr ureigenen Thema geäußert. Mit einem Verweis auf Adolf Hitler ist sie auf das Gedicht von Günter Grass über Israel und den Iran eingegangen. In einer Mitteilung zitierte Klarsfeld aus einer Drohrede, die Hitler 1939 gegen "das internationale Finanzjudentum" gehalten habe. Wenn man den Ausdruck "das internationale Finanzjudentum" durch "Israel" ersetze, "dann werden wir von dem Blechtrommelspieler (Anm. der Red.: gemeint ist Grass) die gleiche antisemitische Musik hören", schreibt Klarsfeld.

Grass hatte in dem in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten Gedicht "Was gesagt werden muss" Israel vorgeworfen, als Atommacht den Weltfrieden zu gefährden. "Wenn Grass sich mit seiner magischen Brille im Spiegel anblickt, sieht er heute den Literaturnobelpreisträger oder einen alten Waffen-SSler?", fragt Klarsfeld in ihrer Mitteilung. Grass hatte erst 2006 in seinen Memoiren öffentlich gemacht, dass er als Jugendlicher Mitglied der Waffen-SS gewesen war.

Klarsfeld wies darauf hin, der Iran drohe ständig damit, den Staat Israel auszulöschen, und arbeite an der Entwicklung einer Atombombe. "Der jüdische Staat ist verpflichtet, diese Drohungen ernst zu nehmen. Nachdem gleiche Drohungen gegen neun Millionen europäische Juden ausgesprochen wurden, hat Nazi-Deutschland es nicht geschafft, zwei Drittel von ihnen zu vernichten?"



Klarsfeld war bei der Bundespräsidentenwahl im März für die Linke gegen Joachim Gauck angetreten. Berühmt wurde sie durch eine Ohrfeige, die sie 1968 dem damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger wegen dessen NS-Vergangenheit verpasste. In Frankreich und Israel wurde die Publizistin, die seit etwa 50 Jahren in Paris lebt, für die Verfolgung von NS-Verbrechen vielfach geehrt. In Deutschland galt sie lange als Nestbeschmutzerin und ist bis heute nicht mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 16:58
und Fleischhauer vom Spiegel:
So macht man das also. Man schreibt sich mal alles von der Seele, was man schon immer gegen Israel sagen wollte, aber nach eigenem Bekenntnis bislang nicht zu sagen wagte. Dann nennt man das ganze Gedicht und schickt es in die Welt hinaus. Für den Dichter gilt bekanntlich eine Unschuldsvermutung, die der Pamphletist nicht für sich beanspruchen kann. Was im Mantel der Kunst daherkommt, genießt Kritikschutz; wer trotzdem etwas dagegen sagt, ist ein Banause oder, schlimmer noch, ein Intellektuellenfeind.

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Das Spiel mit der Kulturkapuze betreibt Günter Grass schon seit 50 Jahren. Wo immer er die Gelegenheit sah, sich mit erhobenem Zeigefinger politisch in Szene zu setzen, war er dabei - gegen das Böse (Strauß, die Treuhand, den Kapitalismus) und für alles Gute und Wahre (die SPD, den Freiheitskampf in Nicaragua, den SC Freiburg). Dabei brachte es Grass zu einer wahren Meisterschaft in der Kunst, mit großem Aplomb Türen aufzustoßen, die längst sperrangelweit offenstanden.

Das ist jetzt nicht anders. Wer die ersten Reaktionen auf seinen Ausfall gegen Israel liest, könnte meinen, diesmal habe er sich ins Abseits geschrieben. Aber man soll sich nicht täuschen: In der Welt, in der Grass ein Großer ist, gilt nicht die Abrechnung mit dem Judenstaat als anstößig, sondern das Bekenntnis zu ihm, jedenfalls dann, wenn außer Worten auch Waffen folgen sollen. Nur sagt man es nicht so deutlich wie der Mann aus Lübeck. Das ist, wenn man so will, die Tabuverletzung, die ihm jetzt so viel indigniertes Kopfschütteln in den Medien einträgt (und deutliche Zustimmung in den Leserforen).

Worum geht es dem Nobelpreisträger mit seinem als Gedicht getarnten Pamphlet? Grass sagt, ihn treibe die Sorge um den Weltfrieden, die Stimme zu erheben. Klar, was auch sonst: Die brennende Sorge um Frieden und Gerechtigkeit gehört zur Etikette der politisch bewegten Intelligenz, darunter macht es der engagierte Künstler nicht. Aber diese Begründung ist Mummenschanz. Mit dem Weltfrieden hat der Schriftsteller etwa so viel am Hut wie der Aktivist mit der Lyrik.

Grass besetzt die Täterrolle neu

Grass will "mit letzter Tinte" noch einmal Recht behalten, aus ganz persönlichen Gründen. Er gehört zu einer Generation von Männern, die es nie verwunden haben, dass sie am Beginn ihrer Karriere auf der falschen Seite standen. Man kann das verstehen: Ein Engagement bei der Waffen-SS ist normalerweise kein guter Anfang, um sich anschließend eine Existenz als wandelndes Weltgewissen aufzubauen. Wenn ich mich als 15-Jähriger freiwillig zur Wehrmacht gemeldet hätte, wäre ich anschließend vermutlich ein bisschen gehemmt, den Überlebenden von damals heute wieder den Marsch zu blasen. Aber das ist genau das Problem: Selbstbescheidung war noch nie Grass' Sache, seine Königsdisziplin ist die Rechthaberei.

Auf der Rechten hat man versucht, ins moralische Plus zu kommen, indem man die eigenen Verbrechen verkleinerte. Auf der Linken ist man den umgekehrten Weg gegangen. Statt die eigenen Untaten zu leugnen, hat man sie ausgestellt und sich so eine Unbedenklichkeitsbescheinigung in eigener Sache besorgt. Man kann es auch anders sagen: Wir Deutsche haben unsere Lektion aus dem Holocaust gelernt, wird Zeit, dass die Juden das auch tun.

Schritt zwei bei dieser Umschuldungsaktion ist die Neubesetzung der Täterrolle. Es braucht ziemlich viel Phantasie, um Iran zum Opfer israelischer Vernichtungspläne zu machen, aber diese Verdrehungen gehorchen einer vertrackten Logik. Wenn die Juden die eigentlichen Aggressoren sind, dann wiegt die eigene Schuld nicht mehr so groß. Erst diese Moralverschiebung erlaubt es, wieder mit gutem Gewissen durch die Welt zu wackeln und andere Mores zu lehren.

Mit zunehmendem Alter wächst nicht nur der Starrsinn, sondern auch der Hang zur Schuldverrechnung. Es ist noch nicht lange her, dass sich Grass zu einem merkwürdigen Holocaust-Vergleich verstieg, indem er den sechs Millionen ermordeten Juden sechs Millionen tote Landser zur Seite stellte. Jetzt wissen wir, dass dieses Rechenexempel kein Versehen war, sondern wohl eher das, was man einen Lapsus des Unbewussten nennt. Es rumort in dem alten Mann, da geht es ihm wie Martin Walser, dem anderen selbstgekrönten Tabuverletzter unter den deutschen Großliteraten.

Was kommt als Nächstes?

Der Unterschied zwischen beiden ist (außer der schriftstellerischen Qualität): Mit Walser ist die feuilletonistische Öffentlichkeit immer scharf ins Gericht gegangen, bei Grass hingegen erstarrte sie noch vor dem größten Unsinn in huldvoller Verneigung. Die "Süddeutsche", die das Gedicht des greisen Autoren in Deutschland präsentierte, kündigte den Ausfall auf der ersten Seite mit einem großen Foto an, so als sei ein Stück Weltweisheit vom Himmel gefallen. Kein Kommentar der Chefredaktion, kein einordnender Text, das wurde erst heute nachgeholt. "La Repubblica", die andere Veröffentlichungsplattform, war da nicht so vornehm: Die Italiener stellten zu dem Text einen Kasten, in dem sie mit Kritik nicht sparten.

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Nun wird man wieder das Argument hören, dass man ja wohl noch Israel kritisieren dürfe. Aber das ist nicht der Punkt. Nicht die Kritik gibt zum Nachdenken über die Gemütslage der Kritiker Anlass, sondern die obsessive Beschäftigung mit diesem Teil der Welt, diese besondere Erregungsbereitschaft, mit der alle Überlegungen vorgetragen werden. Es gibt viele Gefährdungen des Weltfriedens. Kaum ein Konflikt ist nach Einschätzung westlicher Geheimdienste für die Weltgemeinschaft so bedrohlich wie der zwischen Pakistan und Indien, doch in der öffentlichen Wahrnehmung spielt der religiös angefachte Hass zwischen den beiden Atommächten kaum eine Rolle.

Man darf gespannt sein, was als Nächstes kommt. Naheliegend wäre jetzt eine Ballade über das Leiden des palästinensischen Volkes. Oder eine Ode an Ahmadinedschad, den missverstandenen "Maulhelden" aus Teheran. Der Autor könnte sich auch der Frage widmen, wie Henryk Broder vorzeitig von der Sache Wind bekommen hat, das wäre dann ein Beitrag zum Kapitel jüdische Weltverschwörung. Das nächste Mal reimt sich das abgelieferte Gedicht vielleicht auch, dann kann man es besser als Lyrik erkennen.

Ein Anfang ist leicht gemacht: "Ich spazierte durch den Gaza-Streifen / und sah so viele brennende Autoreifen." Grass wird sicher noch etwas einfallen. Wer ihn kennt, kann sich nicht vorstellen, dass dies sein letztes Wort gewesen sein sollte


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 17:02
Lob auch aus der falschen Ecke:

Applaus kommt aber auch aus einer Ecke, die Grass nicht gefallen dürfte: Der sächsische NPD-Abgeordnete Jürgen Gansel lobte einen „befreienden Tabubruch“.


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 17:07
@Lazaros
Es geht eher um Doppelmoral. Andere auffordern, die NS Vergangenheit zu thematisieren aber selbst kein Wort über seine Waffen SS Zeit zu verlieren:

Der der SPD nahestehende Autor räumte die Mitgliedschaft in der Waffen-SS erst in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" 2006 ein. Kritiker zogen danach seine moralische Integrität in Zweifel. Grass selbst ging kurz nach dem Interview juristisch gegen die FAZ vor, als sie Briefe von 1969 und 1970 veröffentlichte, in denen er den damaligen Wirtschaftsminister Karl Schiller aufforderte, über seine politische Vergangenheit während des Nationalsozialismus offen zu sprechen.

Naja ; Alle Tiere sind gleich ..... George Orwell


http://www.ftd.de/politik/international/:israel-kritisches-gedicht-grass-wirft-seinen-gegnern-gehaessigkeit-vor/70019629.html


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 17:14
Ach ja, die Worte von Segev treffen es ganz gut:
Tom Segev: Dass es Günter Grass mehr um sein eigenes Schweigen geht als, wie er darin behauptet, um die Zukunft der Menschheit. Er tut so, als ob er etwas sagt, das noch niemand gesagt hat. Ich fand das etwas pathetisch: mein Schweigen. Ich glaube, er denkt noch immer an sein SS-Schweigen.

SPIEGEL ONLINE: Sie meinen die Tatsache, dass Grass erst in seinem autobiografischen Roman "Beim Häuten der Zwiebel" verraten hat, dass er in der Waffen-SS war. Gemeint war diesmal aber ein anderes Schweigen - das über die israelische Nuklearpolitik.

Segev: Aber dieses Schweigen gibt es nicht. Die ganze Welt diskutiert darüber. Auch in Israel. Deshalb war meine zweite Reaktion auf das Gedicht dann auch, dass Günter Grass keine Ahnung hat von Iran, von Atomkraft und Strategie. Es sei denn, er hat sich gestern mit dem iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad unterhalten oder dem israelischen Premierminister Netanjahu - oder mit beiden.

SPIEGEL ONLINE: Wie diskutiert man in Israel über einen möglichen Angriff auf Iran?

Segev: Der frühere Mossadchef Meïr Dagan zum Beispiel ist genau der gleichen Auffassung wie Günter Grass. Er ist auch gegen einen israelischen Angriff auf Iran. Er spricht fast jeden Tag davon. Es gibt in Israel eine sehr rege Diskussion über diese Frage.

SPIEGEL ONLINE: Grass nennt einen Grund für sein Schweigen: das drohende Verdikt des Antisemitismus.

Segev: Meïr Dagan ist in Israel noch von niemandem beschuldigt worden, Antisemit zu sein. Und es ist schon lange nicht mehr so, dass man in Deutschland Israel nicht kritisieren könnte - auch wenn das in der israelischen Regierung manche bedauern mögen. Grass' Argumentation ist sehr unpolitisch. Wenn Dagan ein Gedicht veröffentlichen würde, wäre ich ebenso peinlich berührt, wie wenn Grass eine Atomanalyse publiziert. Ich finde das nicht ganz ernstzunehmend. Ich würde mir wünschen, dass er seine "letzte Tinte" für einen schönen Roman aufspart.

SPIEGEL ONLINE: Grass schreibt, es drohe die Gefahr der Auslöschung des iranischen Volkes durch einen Atomschlag.

Segev: Ich verstehe gar nicht, wie er auf die Idee kommt. Er stellt ja Israel und Iran auf eine Stufe. Der Unterschied ist, dass Israel im Gegensatz zu Iran noch niemals erklärt hat, dass es irgendein Land von der Weltkarte streichen will, während Iran Tag und Nacht verspricht, dass man Israel aus der Welt schaffen will. Was soll das mit der Auslöschung des iranischen Volkes?

SPIEGEL ONLINE: Sie meinen, Grass verdreht die Tatsachen?

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Segev: Bislang war die Rede doch nur von gezielten israelischen Angriffen auf iranische Atomanlagen, nicht von einem Atomangriff auf das ganze Land.

SPIEGEL ONLINE: Sie haben Grass selbst vor nicht allzu langer Zeit interviewt - und danach verteidigt, als ihm vorgeworfen wurde, er setze Opfer auf der Seite der deutschen Wehrmacht und Holocaust-Tote gleich.

Segev: Der ganze Skandal beruhte auf einem Missverständnis. Aber Grass hat niemals die Nazi-Verbrechen mit deutschen Leiden verglichen. Er ist wirklich ein großer Schriftsteller, aber wenn jemand ein großer Schriftsteller ist, bedeutet das nicht, dass er auch von nuklearer Strategie etwas versteht. Wobei sich die Problematik nicht auf Israel beschränken lässt: Ein nuklearer Iran ist für die ganze Welt gefährlich. Ich persönlich glaube übrigens, die meisten Israelis wünschten sich, dass Amerika gegen den Iran vorgeht und nicht Israel. Und es ist auch nicht so, dass in Israel gegen Iran gehetzt wird. Es gibt sogar eine Friedenskampagne via Facebook. Und der israelische Staatspräsident Peres hat das iranische Volk begrüßt im Fernsehen anlässlich des persischen Neujahres. Es handelt sich auf keinen Fall um eine Feindschaft gegen das iranische Volk. Trotzdem spürt man in Israel eine gewisse Art von Holocaust-Furcht. Das alles ist viel ernster als die Frage, ob Günter Grass schweigt oder nicht schweigt.


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 17:19
Zitat von KcKc schrieb:Wer sich dagegen wehrte, wurde fertig gemacht, mit Unterstützung von britischen und US-Amerikanischen Soldaten und Waffen.
Welche amerikanischen Waffen? Die israelischen Waffen waren hauptsächlich Second Hand -Ware aus der Sowjetunion, die Amerikaner verhingen ein Waffenembargo über die Region und machten den Vorschlag, das Gebiet treuhänderisch zu verwalten. Einige Mitglieder der Truman-Regierung lehnten das zionistische Projekt sogar gänzlich ab; Trumans Verteidigungsminister Forrestal war der Meinung, dadurch könnten die strategischen Ziele der Amerikaner gefährdet werden und deren Ölversorgung versiegen. Militärs schwante, die Araber könnten sich der Sowjetunion zuwenden


Und was für "us-amerikanische Soldaten" sind denn 1948 auf Seiten Israels in den Konflikt interveniert; sowas wie die jordanische Arab Legion wurde doch noch von den Briten ausgebildet/geführt.
Zitat von KcKc schrieb:1. Ihr akzeptiert, dass wir nun die Chefs hier sind und haltet euch an unsere Regeln.

2. Ihr verzieht euch.
Klar kam es auch von Seiten der Zionisten zu Greueltaten und Vertreibungen, daraus jetzt ne Einbahnstraße zu bauen die nur nach Israel fährt bzw. so zu tun als habe man den Palästinensern die Pistole auf die Brust gesetzt, stimmt einfach nicht.

Das Arabische Hochkomitee wie auch die arabische Liga versuchten die Massenflucht zu stoppen, fanden jedoch in der Bevölkerung kein Gehör. In mehreren Fällen wurden Zivilisten von irregulären oder regulären arabischen Truppen aufgefordert, ihre Wohnorte zu verlassen. Diese Aufforderungen entsprachen der Intention, Zivilisten aus dem Gefechtsraum zu verbringen oder die Aufstellungen der eigenen Truppen zu begünstigen. In mehreren Fällen sollte auch verhindert werden, dass die Zivilisten als Bürger in Israel verblieben.[68] Eine Minderheit wurde von israelischen Truppen vertrieben. Die Mehrheit flüchtete aus Angst vor den Kampfhandlungen wie auch aus Angst vor den israelischen Streitkräften. Dabei setzten sich erst die vermögenden Eliten, dann die Mittelklasse und später die ärmeren Gesellschaftsschichten ab. Israelische Kräfte waren an Vertreibungen und vereinzelten Massakern beteiligt. Außerdem verhinderten sie in vielen Gebieten mit Waffengewalt die Wiederkehr von bereits geflüchteten Arabern. Dies geschah häufig, wenn geflüchtete Bauern versuchten, ihre Ernte einzuholen. Darüber hinaus setzten sie kurz vor der Intervention der arabischen Armeen bewusst Flüchtlingsströme in Bewegung, um die Anmarschrouten nach Palästina zu blockieren. Eine konsistente Politik der Vertreibung wurde jedoch aus außenpolitischen Erwägungen und auch moralischen Skrupeln nicht verlautbart. Infolgedessen verblieben arabische Minderheiten vor allem um Jaffa und Haifa. Diese machten um die Jahrtausendwende rund ein Fünftel der israelischen Bevölkerung aus. Der Zusammenbruch der palästinensischen Gesellschaft ging als Nakba (Katastrophe) in den arabischen Sprachgebrauch ein.[65][69][67] Das Erlebnis von Flucht und Vertreibung sowie der Wille zur Rückkehr in die alte Heimat wurden zum zentralen Element der palästinensischen Identität.[70] Die Mehrheit der Flüchtlinge floh in der Hoffnung auf einen arabischen Sieg und somit auf eine rasche Rückkehr.[71]

wiki

Apropos Haifa: Hajj Nimer el-Katib, der führend im Arabischen Nationalkomitee vor Ort war, meinte später, die arabischen Soldaten hätten sich an Frauen vergangen, geplündert und die Bewohner wären vor ihnen unter dem Schutz britischer Panzer aus Jaffa geflohen. John Bagot Glubb, der die Arab Legion ebfehligte, meinte, die Dörfer seien häufig noch vor den Kampfhandlungen aus Furcht verlassen wurden.

Und in der israelischen Unabhängigkeitserklärung kann ich auch nix von "verziehen" lesen.

Wir wenden uns - selbst inmitten mörderischer Angriffe, denen wir seit Monaten ausgesetzt sind - an die in Israel lebenden Araber mit dem Aufrufe, den Frieden zu wahren und sich aufgrund voller bürgerlicher Gleichberechtigung und entsprechender Vertretung in allen provisorischen und permanenten Organen des Staates an seinem Aufbau zu beteiligen.
Wir bieten allen unseren Nachbarstaaten und ihren Völkern die Hand zum Frieden den und guter Nachbarschaft und rufen zur Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe mit dem selbständigen jüdischen Volk in seiner Heimat auf.



Ein "augeglichenes Bild der Geschichte zu zeichnen" bedeutet bei dir aber im Nebensatz darauf hinzuweisen, ein ausgeglichenes Bild der Geschichte zu zeichnen.


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 17:21
Das ist doppelmoralisch, ohne Zweifel.

Wenngleich Schiller auch wesentlich bewusster und tiefer im NS-Machtapparat verwurzelt war.

Im Übrigen waren auch Helmut Schmidt und Franz-Josef Strauß tiefer im militärischen Sektor der Wehrmacht verankert.

In dieser Scheiß-Welt ist so vieles doppelmoralisch. Dazu braucht es keinen Israel-Palästina-Iran-Syrien-Nazi-Deutschland-Konflikt.

Aber dennoch hat er mit diesem Gedicht nicht Unrecht.

Und sehe ich hier nichts, aber auch gar nichts Antisemitisches in seinem Gedicht. Er kritisiert die "Politik" eines Staates, der bis heute offiziell nicht eingesteht, dass er Atommacht ist. Er hetzt nicht gegen Juden, er hetzt nicht gegen Araber. Er stellt im Gedicht auch klar heraus, dass er einen Ahmadinedschad und die Mullahs als Diktatoren sieht, die ihr Volk lenken.

Und? Wo war die Unterstützung des Westens bei den inner-iranischen Aufständen, der gemäßigten Kräfte, die sich der Welt öffnen wollen? Man hat dumm zugeguckt, statt aktiver zu werden. Statt dessen wurde nur wieder das Volk bestraft durch Sanktionen. Die Machthaber trifft so eine Aushungerungstaktik nie oder viel zu spät.


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 17:25
Zitat von LazarosLazaros schrieb:Wo war die Unterstützung des Westens bei den inner-iranischen Aufständen, der gemäßigten Kräfte, die sich der Welt öffnen wollen? Man hat dumm zugeguckt
Also doch militärische Intervention?


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 17:28
Ich finde es doch noch angenehmer, israel- oder zionismuskritische Texte von einem Israeli zu lesen.
Im Großen und Ganzen bin ich schon froh, dass sich hier überhaupt irgendjemand traut, sich zu der Thematik zu äußern, aber Uri Avneri ist mir da noch lieber.
Hier z.B.: http://www.uri-avnery.de/80-thesen-fuer-den-frieden (Archiv-Version vom 15.04.2012)

Es ist sehr bedauerlich, dass gerade hier in D. dieses Thema und solche Zitate immer gleich von den Rechten okkupiert werden. Dadurch landen sie dann doch wieder im Tabu.
Man kann auch ohne Böswilligkeit, Hass und Verachtung kritisch sein.


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06.04.2012 um 17:31
Es ist vollkommen klar dass Israel als westlicher Staat mehr kritisiert wird als ein Schurkenstaat. Weil man vor allem auch mitbekommt. Würden die Leute wissen was dort vor sich geht, dann würden Sie wohl anders denken. Im Übrigen wurden damals auch Palästinensische-Juden aus ihren Heimatorten vertrieben. Meinungen sind eben auch ein Produkt der Medien!


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 17:34
.

@LuciaFackel

Interessanter Link . Vielen Dank dafür!


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 17:40
@LuciaFackel

Ja. Aber dennoch sollten wir uns mal davon befreien, wenn "Rechte" etwas okkupieren, was von einem ganz anderen Geiste getragen ist. Statt dessen sollten wir Lesen und begreifen! Und dem braunen Mob den Stinkefinger zeigen.

Nietzsche wurde auch von den Nazis okkupiert. War aber niemals nie Antisemit oder Rassist!

@Ur-Uhr

Exakt Ur-Uhr.

Und deswegen bin ich froh, persönlich Augenzeugen aus Afghanistan zu kennen, Augenzeugen aus Israel-Palästina zu kennen. Von der Arbeit und aus meiner Loge. Ich weiß, wie die Medien lügen! Wir in Deutschland sehen in den deutschsprachigen Sendern ohnehin nur zensierte und manipulierte News!

@Branntweiner

Jein! Örtlich begrenzte Operationen allenfalls.

Ich fände ein "Kopfgeld" auf die iranische Führungsriege tot oder lebendig auch legitim. Sagen wir, so viel, wie eine militärische Intervention der Nato in einer Woche kosten würde? Na, wer weiß noch, von welchem Tabu-Politiker dieser Vorschlag mal kam?


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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?

06.04.2012 um 17:43
@Branntweiner

Ah ja....unfein das!

Wir machen uns damit zum "Terrorstaat".

Also doch lieber hunderttausende bis Millionen Menschen verheizen, da wir eh ein Überbevölkerungsproblem haben und die notleidende Waffenlobby muss ja auch am Kacken gehalten werden.


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