Fabs schrieb:Darum gingen "die Einwohner eines Gebietes" gegen die "Antikolonialisten" um Husseini an Seite des Nashashibi-Clans, einem prozionistischen, auf Ausgleich bedachten Clan, auch gegen den Tugendterror der von tris, pardon, Nazi-Deutschland finanzierten Husseinis vor.
Um die Jahrundertwende waren es auch eher die christlichen Araber die in ihren Publikationen (unter dem Einfluss von Jesuiten und französischen Antisemiten) den Antizionismus moderierten; selbst als nach Balfour eine antizionistische Welle durchs Land schwappte, unterschrieben in Judäa und Galiläa eine große Zahl der Dorfscheichs eine Petition, die die Einwanderung der Juden begrüßte.
(Mal davon abgesehen das Ende der 1910er, Anfang der 20er Jahre zwischen zionistischer Bewegung und Ägypten gute Kontakte bestanden: Ziwar Pasha nahm 1917 an den Feierlichkeiten anlässlich zu Balfour teil, Ahmed Zaki nannte den "Sieg der zonistischen Idee" einen "Wendepunkt für die Erfüllung eines Ideals, das mir so wesentlich ist: die Wiederauferstehung des Orients". Frederick Kisch reiste nach Kairo, um mit hochrangigen ägyptischen Repräsentanten Gespräche zu führen und beschrieb deren Haltung als sehr "empathisch" und "pro-zionistisch"; Ismail Sidqi verbot Mitte der 20er noch antizionistische Demonstrationen und nahm persönlich an der Eröffnung der ersten hebräischen Uni teil. Mit Gründung und Aufstieg der Muslimbrüder schlug das Klima immer weiter um, auch und gerade zum Nachteil des ägyptischen Bürgertums und seiner Frauen. Aber das nur am Rande.)
Am deutlichsten wird die innerpalästinensische Auseinandersetzung an der Rivalität des Nashashibi-Clans zu dem der Husseinis. Die Nashashibis waren keine reinen Prozionisten, aber zu jeder Zeit bereit, gegenüber Briten und Juden eine moderate Politik zu führen bzw. zur direkten Zusammenarbeit gewillt: Radschib Nashashibi hatte in seinem Amt des Bürgermeisters von Jerusalem neben einem christlichen, auch einen jüdischen Stellvertreter; als der Terror der von Nazi-Deutschland unterstützten Mufti-Banden eskalierte, taten sich Briten, Araber die dem Nashashibi-Clan angehörten und zionistische Kämpfer gegen den gemeinsamen Feind zusammen und bekämpften ihn. (Das Bündnis ging als "Friedensbanditen" in die Geschichte ein.)
Ihre Abgrenzung zu den Husseinis machten die Nashashibis deutlich, als sie die von den Briten ins Leben gerufene Peel-Kommission (die mit der Ausarbeitung des zukünftigen Status des Mandatsgebietes befasst war) begrüßten und deren Ergebnisse akzeptierten, wie übrigens auch der zionistische Weltkongress (obwohl das Ergebnis einen zionistischen Mini-Staat vorsah).
Mit der Machtergreifung der Nazis stieg die Anzahl jüdischer Einwanderer ins Mandatsgebiet natürlich, worauf der Mufti 1936 einen Generalstreik oganisierte (u.a. mit dem Ziel die jüdische Einwanderung zu stoppen - die die Briten am Vorabend des Zweiten Weltkrieges dann ja beschränkten - und einem Verbot des Landverkaufes an Juden) der aber schon im Sommer abzuflauen drohte, woraufhin zuerst in ländlichen Gebieten Freischärlertruppen auf den Plan traten deren Terror in der Folge immer weiter eskalierte und die Bevölkerung drangsalierte: so wurden in den von den Mufti-Banden Scharia-Gerichte wie allseits verbindliche Kleiderordnungen (was die Nazis bejubelten) eingeführt, willkürlich wurden Dorfbewohner erpresst und bedroht, massenhaft wurden "unislamsiche" Abweichler in den Moscheen diffamiert oder kurzerhand gleich massakriert um sie auf Kurs zu bringen.
Husseinis Antagonisten erging es nicht viel besser: "Der Mufti schaltete bewusst mit äusserster Härte alle seine Gegner aus. Der palästinensische Aufstand von 1936-1939 war auch ein Angriff auf die Gegner des Mufti. Innerhalb des palästinensischen Lagers ist es zu mehr Mord und Totschlag gekommen als gegen Juden und gegen Briten." (Klaus Gensicke. Der Mufti von Jerusalem Amin el-Husseini, und die Nationalsozialisten", S. 7) (Erinnert mich persönlich auch an die erste Intifada, in der es genauso war.) Die Bevölkerung litt darunter und denunzierte die Muftibanden bei den Briten oder bewaffnete sich gleich selbst und kämpfte unter den Nashashibis gegen die Muftibanden; das Resultat war für die palästinensische Gesellschaft trotzdem fatal und von Tragweite: "Alte Fehden waren aufgebrochen, neue Blutrachen hinzugekommen. Ärzte, Geschäftsleute und einflussreiche Familien hatten das Land verlassen und einen Teil ihres Besitztums aus Palästina herausgezogen." (David Schiller, Palästinenser zwischen Terrorismus und Diplomatie, S. 145)