@libertarian Naja die Verfassung Ecuadors sieht die Natur als eigenes Rechtssubjekt an (die bolivianische übrigens nicht, allerdings schreibt sie das Recht fest, in einer gesunden Umwelt leben zu dürfen), so besagt Art. 71:
La naturaleza o Pacha Mama, donde se reproduce y realiza la
vida, tiene derecho a que se respete integralmente su existencia y el
mantenimiento y regeneración de sus ciclos vitales, estructura, funciones
y procesos evolutivos.
Frei nach eigener Übersetzung:
"Die Natur oder Pachamama, in der sich das Leben reproduziert und realisiert, hat ein unveräußerliches Recht, dass ihre Erhaltung und Regeneration ihrer Lebenszyklen, ihre Struktur, Funktionen und evolutionären Prozesse respektiert werden."
Es ist schonmal ein wichtiger Schritt, dass das in der Verfassung festgeschrieben ist, denn so können lokale Interessensgruppen, etwa indigene Gemeinden oder NGO's Klage vor dem Verfassungsgericht erheben, wenn die Rechte der Mutter Natur missachtet worden sind und zwar mit Bezug auf Art. 71 und folgende. Art. 74 besagt z.B., dass Personen, Gemeinden, Dörfer und Nationalitäten [gemeint sind die vielen indigenen Völker] ein Recht dazu haben für ihr "buen vivir" oder sumak kawsay (also noch ein indigenes Prinzip, gemeint ist das "gute Leben") von den natürlichen Ressourcen zu profitieren und Art. 72 verpflichtet den Staat zur "Restauration" in Fällen von schweren Umweltschäden. Konkret umgesetzt sieht das etwa so aus, dass die Ölgiganten Chevron und Texaco die im Amazonasbecken Öl gefördert haben für Umweltschäden verantwortlich gemacht worden sind und angeklagt worden sind. Ein weiteres Beispiel ist die Yasuní-ITT Initiative, dabei verzichtet der ecuadorianische Staat zum Schutz der Biodiversität und der indigenen Völker die Ölvorkommen des Yasuní Nationalparks auszubeuten:
Die Yasuni-ITT-Initiative ist eine international arbeitende NGO mit dem Ziel, die Emissionsreduktion durch die Nichtausbeutung fossiler Brennstoffe, den Schutz der Artenvielfalt und soziale Entwicklung im Yasuni-Nationalpark voranzutreiben.
2007 hat die ecuadorianische Regierung vorgeschlagen, das Erdölvorkommen des ITT-Feldes (benannt nach den drei bei Probebohrungen entdeckten Ölquellen Ishpingo, Tambococha und Tiputini) im Nationalpark Yasuní für immer unter der Erde zu belassen, um die einzigartige Biologische Vielfalt zu erhalten und die nicht kontaktierten indigenen Völker, die in diesem Gebiet leben, zu respektieren. Als Gegenleistung verlangte die Regierung einen internationalen solidarischen Ausgleichsbetrag, der mindestens 50% des entgangenen Umsatzes abdecken soll. Im August 2010 schloss Ecuador ein entsprechendes Abkommen mit der Organisation der Vereinten Nationen. Für den Verzicht Ecuadors auf die Exporteinnahmen sollen Industrienationen Kompensationszahlungen leisten, die rund die Hälfte der Einnahmen ausmachen, die Ecuador durch den Verkauf der geschätzten 850 Millionen Barrel Erdöl erzielen könnte. Das Geld soll in einen UNO-Treuhandfonds fließen. Ein entsprechendes Abkommen mit den potenziellen Geberländern steht noch aus.
Wikipedia: Yasuní-ITT-InitiativeAllerdings gibt es wie gesagt Probleme mit der Umsetzung der Umweltschutz-Rhetorik der Regierung. Der Staat sichert sich seine Souveränität über die natürlichen Ressourcen, die vorher in der Hand ausländischer Konzerne war, was meines Erachtens völlig richtig ist, allerdings bleibt dann wenig übrig von dem Versprechen die Ölförderung im Amazonasbecken zu beschränken, wie man hier sieht:
Ecuador tribe under threat from oil drilling
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