Bone02943 schrieb:Nun in den letzten über 5 Jahren wurde viel investiert, nicht nur in Pjöngjang, selbst in anderen Städten sind neue Häuser zu sehen, zudem nahm der Individualverkehr enorm zu, NK erlaubt private Märkte, was der Bevölkerung hilft, und überhaupt sieht das dort mittlerweile besser aus, als damals zur Wende, in der DDR.
Bis auf den letzten Nebensatz stimmt das. Ein guter Freund von mir hat bis vor Kurzem in NK gelebt und gearbeitet (es gibt dort eine überschaubare Community von Expats). Bis auf das vergleichsweise bescheidene Essen ist das Ambiente in Pjöngjang vergleichbar mit dem einer chinesischen Provinzstadt; Hauptunterschied ist, dass es nach Einbruch der Dunkelheit gefährlich wird, weil viele betrunkene Autofahrer unterwegs sind und ein Gutteil der männlichen Bevölkerung auf Crystal Meth ist.
Die wirtschaftlichen "Reformen" in NK sind zu 100% von China abhängig, die chinesische Regierung dreht tageweise den Hahn auf oder wieder zu, je nach politischer Wetterlage. In guten Zeiten gibt es z. B. eine große Anzahl nordkoreanischer Arbeiter, die tagsüber in chinesischen Fabriken arbeiten und abends zurückkehren. Umgekehrt strömen chinesische Straßenhändler ins Land und verkaufen im Grenzgebiet ihre Waren. An schlechten Tagen jedoch bleibt die Grenze auf der chinesischen Seite geschlossen, nichts geht mehr.
Was die politische Zukunft NKs anbelangt, so muss man leider sagen, dass selbst Südkorea trotz anderslautender Rhetorik kein Interesse an einem Zusammenbruch des Regimes hat. Südkorea, China und Russland fürchten nichts mehr als Hunderttausende oder gar Millionen von hungernden, verzweifelten Nordkoreanern, die bei einem Zusammenbruch des Regimes unweigerlich an ihren Grenzen anbranden würden. Südkoreanische Ökonomen haben u. a. die deutsche Wiedervereinigung sehr genau analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass ihr Land einen vergleichbaren Kraftakt nicht stemmen könnte (dazu ist NK relativ zu SK zu bevölkerungsreich und zu arm). Die Grenze zwischen SK und NK würde also selbst nach einer offiziellen "Wiedervereinigung" mindestens noch einige Jahre lang bestehen bleiben.