@xionlloyd http://www.news.de/gesundheit/855028622/entwurzelte-seelen/1/Heimat muss nicht mehr ein bestimmter Ort sein, wie es früher verstanden wurde, sagt Heimatexpertin und Psychologin Professor Beate Mitzscherlich. «Heimat ist ein inneres Konstrukt und nicht unbedingt ein realer geographischer Ort.» Dieses Konstrukt kann aus sozialen Beziehungen zu Freunden oder der Familie sein, sich auf Geschmack, Gerüche oder Geschichten und Erinnerungen beziehen.
Manche Menschen finden ihre Heimat in ihrer Arbeit oder etwa über Sport in ihrem Körper. «Manche Menschen sagen auch ‹Meine Heimat bin ich›», so Mitzscherlich. Diese innere Beheimatung kann etwa durch Yoga, Meditation oder Religion erreicht werden. Auch muss dieses Konstrukt ein Leben lang immer wieder erarbeitet werden und kann sich auch stetig wieder ändern.
Heimat wird von vielen Wissenschaftlern und Psychologen als Basis von Identität gesehen. «Man braucht einen Ort der Zugehörigkeit, um sich entwickeln und abgrenzen zu können», so Mitzscherlich. Aus der Migrantenforschung wisse man, dass die Entwurzelung, der direkte Verlust der örtlichen Heimat, zu wesentlich höheren Depressionsraten führt. Das gelte besonders für Frauen.
Das trifft aber auch auf Migranten zu, die ihre Heimat freiwillig verlassen haben und nicht unbedingt durch Krieg, Folter oder Verfolgung gezwungen waren zu gehen. Dieser Verlust von Heimat kann in bedrohlichen Situationen sogar bis zur Psychose führen und die Psyche völlig entwurzeln. Ob aber Migration und Entheimatung immer per se eine Traumatisierung darstellt, darüber ist sich die Wissenschaft nicht einig.
Traditionen als Puffer in der Fremde
Viele Migranten der ersten Generation konzentrieren sich am neuen Ort verstärkt auf ihre Traditionen, Bräuche und Speisen, um einen Puffer gegenüber dem Neuen zu bilden. Besonders, wenn der Unterschied zwischen den Kulturen oder dem Erscheinungsbild, etwa der Hautfarbe, signifikant ist. Kommen sie allerdings gar nicht erst in der neuen Heimat an, weil sie nicht integriert werden oder die Sprache nicht lernen, sondern bleiben zwischen den Welten hängen, dann kann dies zu psychischen Erkrankungen führen.
http://www.hohewarte.de/MuM/Jahr2000/Wurzeln0010.html»Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft«
Heimat - ihr Wesen, ihr Wert, ihr Verlust
Von Gunther Duda