def schrieb:edit: mir tut sich da grad eine "Wissenlücke" auf könntest du mich evtl nochmal konkret über OBL´s Ideologie aufklären... ich dachte bisher die wäre recht simpel: "nieder mit den amis!"
Du zeigst damit nur,dass du dich mit Al Qaida nicht auseinandergesetzt hast. Offenbar legst du ihnen auch deine eigene Ideologie im Sinne einer Übertragung in den Mund.Aber stell deinen Sachverstand ruhig weiter da
:):
Hier noch ein Interview mit einem Terrorismusexperten auf ntv:
Der Tod Bin Ladens (zum n-tv.de Spezial) ist ein herber Schlag für Al-Kaida, sagt Terrorismusexperte Steinberg im Interview mit n-tv.de. Zwar bleibe das Terrornetzwerk eine Bedrohung. Doch der Organisation fehle nun der charismatische Führer, zudem sei sie in den vergangen Jahren erfolgreich bekämpft worden. "Es ist durchaus möglich, das Al-Kaida in wenigen Jahren nicht mehr existiert." Steinberg hält die Tötung Bin Ladens für politisch richtig. "Ich hätte im Fall Obamas ebenso gehandelt."Angesichts der Umwälzung in der arabischen Welt bezeichnet Steinberg Al-Kaida allerdings als "Fußnote der Geschichte". Die Bundesregierung kritisiert er dafür, sich von Nordafrika abzuwenden.
n-tv.de: Welche Bedeutung hat der Tod Osama Bin Ladens für das Terrornetzwerk Al-Kaida?
Guido Steinberg: Man muss zwischen kurzfristigen und langfristigen Folgen unterscheiden. Kurzfristig wird Bin Ladens Tod nichts an der Handlungsfähigkeit der Organisation ändern. Nicht erst seit den Terrorwarnungen in Deutschland vom November 2010 ist bekannt, dass Al-Kaida Anschläge in Europa plant. Die Organisation ist in Pakistan aktiv und hat auch in Afghanistan eine unterstützende Funktion. An ihren Handlungsmöglichkeiten ändert Bin Ladens Tod nichts, weil er in den vergangen Jahren keine operative Rolle mehr gespielt hat. Langfristig wird sich der Tod allerdings auswirken, weil Bin Laden über sehr lange Zeit ein Symbol der Beharrungskraft Al-Kaidas war. Er hat gezeigt, dass es gelingt, sich über fast zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September dem Zugriff der USA zu entziehen. Das hat sehr viele junge Dschihadisten ermutigt. Zudem fehlt Al-Kaida jetzt ein charismatischer Führer. Der ist nicht zu ersetzen.
Die US-Regierung hat angekündigt, die Terrororganisation nun endgültig zerschlagen zu wollen. Ist der Tod Bin Ladens also ein wichtiger symbolischer Sieg, der für den Niedergang oder sogar das Ende Al-Kaidas stehen könnte?
Wenn die USA eine klügere Politik verfolgen als in den vergangenen zehn Jahren, insbesondere unter der Regierung von Präsident George W. Bush, ist es durchaus möglich, zumindest die Al-Kaida-Zentrale in Pakistan zu zerschlagen. Seitdem sich die USA unter Präsident Barack Obama wieder auf Afghanistan, Pakistan und die Bekämpfung der Al-Kaida dort konzentrieren, wurde die Organisation deutlich geschwächt. Sie hat viele wichtige Funktionäre verloren, ihre Operationsfähigkeit hat stark gelitten und es ist durchaus möglich, das Al-Kaida in wenigen Jahren nicht mehr existiert.
Was meinen Sie mit klügerer Politik der USA? Welche Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht?
Zum einen haben die USA überreagiert. Al-Kaida war nie mehr als eine Terrororganisation von wenigen tausend, später nur noch wenigen hundert Mitgliedern. Gegen eine solche Organisation einen weltweiten Krieg auszurufen war dem Problem nicht angemessen. Auch wenn die Anschläge vom 11. September epochemachend waren und im Sinne von Al-Kaida sehr erfolgreich. Der Irakkrieg war aber der schlimmste Fehler, er hat das Problem eher vergrößert als verringert. Hinzu kommen Überreaktionen wie in Guantánamo oder Abu Ghraib. Die USA hätten Al-Kaida als kriminelle Organisation begreifen müssen und rechtsstaatliche Prinzipien nicht aufgeben dürfen.
Was genau hat denn der Irakkrieg verschlimmert?
Es war ein großer Fehler der Bush-Administration, sich 2002 dem Irak zu- und von Afghanistan und Pakistan abgewandt zu haben. Die US-Regierung hat zwar öffentlich immer wieder beteuert, den internationalen Terrorismus bekämpfen zu wollen. Der Irak hatte mit Al-Kaida aber überhaupt nichts zu tun, deshalb stimmte diese Behauptung ganz offensichtlich nicht. Diese Abwendung hat den Aufstand der Taliban 2006 in Afghanistan begünstigt und es Al-Kaida möglich gemacht, sich immer wieder zu erneuern. Und auch Bin Laden konnte sich wohl deshalb so lange dem Zugriff entziehen. Erst Präsident Obama hat die Prioritätenliste wieder richtig gestellt. Der Krieg gegen den Irak hätte nicht passieren dürfen.
Welche Rolle spielt Al-Kaida noch im Geflecht des internationalen Terrorismus?
Die Al-Kaida, die Bin Laden angeführt hat, sitzt in Pakistan und verfügt noch über einige hundert Kämpfer. Diese Organisation hat zum einen noch Anschläge in Pakistan verübt, zum anderen hat sie eine Unterstützungsfunktion für den Aufstand in Afghanistan. Sie hat terroristisches Know-How an die Aufständischen weitergegeben, bei Terroranschlägen assistiert und etwa Selbstmordattentäter rekrutiert und trainiert. Diese Funktion wird Al-Kaida auch noch eine ganze Weile ausfüllen. Aber pakistanische und afghanische Gruppen sind in der Region sehr viel stärker. Al-Kaida hat mit einer sehr effektiven Öffentlichkeitsarbeit den Eindruck erweckt, ein ganz wichtiger Akteur in der internationalen Politik zu sein. Das ist sie aber nur, weil ihre Gegner der Organisation diese Position auch zugebilligt haben.
Wird Al-Kaida diese Position als Symbol des Terrors auch ohne Bin Laden halten können?
Der Tod Bin Ladens als dieses Symbol schadet der Organisation sehr. Das hat auch mit dem Ablauf seiner Tötung zu tun. Es ist ein doch etwas banales Ende, dass er kurz und trocken hingerichtet und dann im Meer versenkt wurde. Das wird den Versuch der Al-Kaida erschweren, hier einen Märtyrerkult zu begründen. Aber natürlich besitzt die Organisation auch ohne Bin Laden großes Prestige. Man darf nicht vergessen, dass die Nummer zwei – der Ägypter Aiman al Sawahiri – der eigentliche strategische Kopf der Al-Kaida ist und er immer noch auf freiem Fuß ist. Aber auch bei ihm wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis er getötet wird.
War die Tötung Bin Ladens politisch richtig oder ein Fehler?
Ich halte den Ablauf der Operation für richtig. Seit Jahren war klar, dass wenn er gefunden wird, Bin Laden sofort liquidiert und seine Leiche schnell beseitigt wird. So kann er keine Probleme mehr verursachen. Ich hätte im Fall Obamas ebenso gehandelt.
Über fünf Jahre konnte sich Bin Laden in unmittelbarer Nähe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad verstecken. Wurde er vom pakistanischen Militär oder Geheimdienst gedeckt?
Ja, ich gehe fest davon aus, dass die Armeeführung über den Aufenthaltsort von Bin Laden informiert war. Das wirft natürlich Fragen auf, was die Kooperation mit Pakistan betrifft. Bislang bekannt war bereits, dass Pakistan die afghanischen Taliban nicht nur duldet, sondern auch unterstützt. Da hat zwar in den vergangenen Jahren ein Umdenkungsprozess eingesetzt, der aber nichts besonders weit gegangen zu sein scheint. Dass nämlich diese Gruppen auch für den pakistanischen Staat eine unmittelbare Gefahr darstellen. Trotzdem ist es überraschend, dass die pakistanischen Sicherheitsbehörden tatsächlich über so lange Jahre einen so hochrangigen Al-Kaida-Führer beschützt haben. Die Regierung in Islamabad wird in den nächsten Tagen einige sehr unangenehme Fragen zu beantworten haben. Pakistan hat sich damit nicht nur bei der Terrorismusbekämpfung sondern auch in der Afghanistanpolitik als Partner disqualifiziert.
Der Westen, und damit auch Deutschland, kann und soll sich also nicht mehr auf Pakistan verlassen?
Schockierend ist das Ausmaß der Zusammenarbeit pakistanischer Stellen nicht nur mit den Taliban, sondern eben auch Al-Kaida. Dass sie Bin Laden im Zentrum des Landes geduldet haben, ist überraschend, auch wenn bekannt war, dass die Pakistanis ohnehin ein doppeltes Spiel spielen. Die USA werden prüfen müssen, in wie weit ihre Unterstützung für das pakistanische Militär wie bisher fortgesetzt werden kann.
In Deutschland wurden vergangene Woche drei Männer festgenommen, die Anschläge vorbereitet und Verbindungen zu Al-Kaida gehabt haben sollen. Sie sind offenbar im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet ausgebildet worden und sollen von einem hochrangigen Mitglied den Auftrag erhalten haben, einen Anschlag in Deutschland zu verüben. Gefährlich scheint die Organisation also nach wie vor zu sein.
Al-Kaida ist weiterhin gefährlich, an der Bedrohungslage hat sich weder in Pakistan und Afghanistan noch in Europa etwas geändert. In Folge der Unruhen in der arabischen Welt ergeben sich zudem neue Operationsmöglichkeiten für Ableger der Organisation. Das sollte man nicht unterschätzen.
Sinken durch die politischen Umwälzungen nicht auch die Mobilisierungsmöglichkeiten von islamistischen Terroristen gegen den Westen, weil die eigenen autoritären Machthaber als Feindbilder in den Vordergrund rücken?
Die eigenen, autoritären Machthaber standen ohnehin immer im Mittelpunkt der Proteste der Oppositionsbewegungen, und dazu gehört auch Al-Kaida. Neu ist, dass die Ereignisse gezeigt haben, dass Al-Kaida politisch irrelevant ist. Sie hat bei den Veränderungen in der Region überhaupt keine Rolle gespielt und wird das auch nicht mehr. Insofern ist der Tod Bin Ladens die Bestätigung einer Entwicklung der vergangen Jahre, die uns klar machen muss, dass Al-Kaida wirklich nicht das wichtigste Problem der arabischen Welt ist. Sie ist eher eine Fußnote der Geschichte als ein Hauptakteur. Gleichzeitig gibt es aber die Al-Kaida-Ableger in der Region noch. Und selbst wenn sie Rekrutierungsprobleme haben dürften, eröffnen sich ihnen neue Möglichkeiten, weil mit den autoritären Regimen wichtige Gegner weggefallen sind. Tunesien und Ägypten beispielsweise gehörten zu den eifrigsten Terrorismus-Bekämpfern.
Bietet sich dem Westen nicht aber auch eine Chance, indem er durch eine entsprechende Zusammenarbeit zur Stabilität der neuen Regierungen beiträgt und sein Feindbild in der Region entschärfen kann?
Es gehört sicherlich zu den wichtigsten Aufgaben des Westens, die Oppositionsbewegungen zu unterstützen und dazu beizutragen, dass Regierungen an die Macht kommen, mit denen man besser zusammenarbeiten kann als mit autoritären Herrschern. Ich sehe hier insbesondere eine Chance für die europäische Politik, die Beziehungen auf eine ganz neue Grundlage zu stellen. Die Franzosen haben da schon einige wichtige Schritte in die richtige Richtung getan. Leider gibt es einige Anzeichen dafür, dass das Interesse an der Region in Deutschland nicht stark genug ist, um diesen Prozess positiv verstärkend zu begleiten. Die Nordafrika-Politik überlassen wir leider wie bisher unseren Nachbarn.
Was würden Sie denn der Bundesregierung raten oder von ihr verlangen, was die Politik gegenüber diesen Staaten angeht?
Zunächst einmal müssten wir insbesondere in Bezug auf Nordafrika einen Schritt zurückgehen und erst einmal eine Debatte über unsere Interessen in der Region führen. Diese Interessen müssen wir dann den Ländern und auch unseren Partnern in Europa klarmachen. Das Fiasko der deutschen Libyenpolitik der vergangenen Wochen hat aber gezeigt, dass noch nicht einmal diese Grundlage geklärt ist. Was wollen wir eigentlich in der Region? Wenn wir dabei zu dem Ergebnis kommen, dass wir wirklich Interessen haben, die es wert sind, sie zu verfolgen und es Möglichkeiten gibt, sie zu verwirklichen, können wir uns Gedanken über eine politische Strategie machen.
Mit Blick auf die Gefahren des Terrorismus und das angespannte Verhältnis zum islamischen Raum sollte es doch im deutschen Interesse sein, zur Entwicklung von stabilen, moderaten Regierungen beizutragen.
Ja, das entspricht auch meiner Auffassung. Aber mir ist nicht klar, was die deutsche Politik derzeit will. Mir bietet sich kein deutliches Bild, wie die Bundesregierung die Interessen gegenüber Ägypten, Tunesien oder Libyen definiert. Diese Staaten werden in den nächsten Jahren massive Hilfe benötigen, vor allem im wirtschaftlichen Bereich, um zu verhindern, dass die neuen Regierungen unter den Druck von Extremisten geraten. Das ist eine Chance, die so nicht wiederkommen wird. Aber wir haben uns zu lange damit abgefunden, dass dort autoritäre Regime herrschen und haben uns deshalb keine Gedanken gemacht, was passiert, wenn sie stürzen werden. Das ist sicherlich ein Grund für die derzeitige Ratlosigkeit. Das ist allerdings fatal, weil in der arabischen Welt jetzt doch einige Eile für eine neue Politik geboten ist. Die Bundesregierung scheint sich eher von Nordafrika und dem Nahen Osten abzuwenden.