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Kachelmann: Justizskandal

92 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kachelmann ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
schtabea Diskussionsleiter
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Kachelmann: Justizskandal

16.02.2011 um 18:12
@shirkan schrieb:

"Ein Justizskandal ist es nicht, etwas zur Anklage zu bringen, dessen Erweislichkeit nicht unbedingt gewährleistet ist. Das geschieht tagtäglich."


Die Vorraussetzungen Für Anklageerhebung und U-Haft sind klar geregelt:


"Der Anfangsverdacht: Die Staatsanwaltschaft hält es für möglich, dass eine Straftat begangen worden sein könnte. Sie kann Ermittlungen einleiten.

Der hinreichende Tatverdacht: Nach der Prüfung aller Beweise geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass in einem Prozess eine Verurteilung wahrscheinlicher ist als ein Freispruch. Sie kann Anklage erheben.

Der dringende Tatverdacht: Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Verdächtige die Tat mit großer Wahrscheinlichkeit begangen hat und dass eine Verurteilung möglich erscheint. Sie kann einen Haftbefehl beantragen, wenn ein sogenannter Haftgrund vorliegt - im Falle Kachelmanns wegen des fehlenden Wohnsitzes in Deutschland beispielsweise Fluchtgefahr. "


Die von mir im Eingangangsthread genannten Fakten waren der Staatsanwaltschaft allesamt schon VOR Anklageerhebung bekannt. Es will mir nicht einleuchten, daß die Mannheimer bei dieser Faktenlage, die eher für Kachelmann spricht, trotzdem einen Hinreichenden, sogar einen dringenden Tatverdacht gesehen haben. Das geben die Sachbeweise einfach nicht her.


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Kachelmann: Justizskandal

17.02.2011 um 00:58
es ist der klassische Fall Aussage gegen Aussage?(...)

- Es gibt nur zwei Zeugen, Kachelmann und die Klägerin. Ihre Aussagen sind unvereinbar.
Klassischer Irrtum. "Aussage gegen Aussage" gibt es in Deutschland so nicht, denn die Klägerin ist Zeugin und darf demzufolge nicht lügen, andernfalls sie empfindlich bestraft würde.

Kachelmann ist Angeklagter und darf gem. StPO lügen. Demzufolge steht es allenfalls 0,5:1
Zitat von schtabeaschtabea schrieb:Der hinreichende Tatverdacht: Nach der Prüfung aller Beweise geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass in einem Prozess eine Verurteilung wahrscheinlicher ist als ein Freispruch Sie kann Anklage erheben.

Der dringende Tatverdacht: Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Verdächtige die Tat mit großer Wahrscheinlichkeit begangen hat und dass eine Verurteilung möglich erscheint. Sie kann einen Haftbefehl beantragen, wenn ein sogenannter Haftgrund vorliegt - im Falle Kachelmanns wegen des fehlenden Wohnsitzes in Deutschland beispielsweise Fluchtgefahr. "
Wo hast Du denn das her?


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Kachelmann: Justizskandal

17.02.2011 um 00:59
Zitat von shirkhanshirkhan schrieb am 11.02.2011:Ein Justizskandal ist es nicht, etwas zur Anklage zu bringen, dessen Erweislichkeit nicht unbedingt gewährleistet ist. Das geschieht tagtäglich
Muss es sogar, andernfalls wäre ein Gericht völlig überflüssig. Da reicht es, dass eine Verurteilung "hinreichend wahrscheinlich" ist.


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schtabea Diskussionsleiter
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Kachelmann: Justizskandal

17.02.2011 um 14:19
Da bin ich mal gespannt, wer hier lügt: Die Burda-Medien, die seit Monaten behaupten,

- die Schweizer Zeugin sei eine weitere Geliebte Kachelmanns gewesen
- die beiden würden sich seit 2009 kennen
- bei einem Treffen der beiden sei es zu Übergriffen seinerseits gekommen
- daraufhin sei die Schweizerin wochenlang traumatisiert und arbeitsunfähig gewesen

Oder lügt der Spiegel, der gestern vermeldet, daß all das o.g unwahr ist. Es habe nur ein einziges Treffen der beiden gegeben. Dabei sei es zu einem "Abschiedskuß gekommen, den sie nicht beabsichtigt habe, dem sie sich aber auch nicht widersetzt habe". Sonst nichts.


Der Fairneß halber möchte ich sagen, daß sowohl Burda - Medien als auch Spiegel unter Vorbehalt formulieren: "...dabei soll es zu Übergriffen gekommen sein..."
Allerdings denke ich, daß auch die millionenfache Veröffentlichung von sehr belastenden Gerüchten nicht gerade eben harmlos ist.

Ich fürchte, daß sich unabhängig vom Gerichtsurteil der Vergewaltigungsvorwurf nicht endgültig klären läßt.
Aber es läßt sich sicher aufklären, wer bei dieser extrem widersprüchlichen Berichterstattung über die Schweizer Zeugin falsche Gerüchte in Umlauf gesetzt hat: Burda oder Spiegel.




http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,745996,00.html (Archiv-Version vom 18.02.2011)


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Kachelmann: Justizskandal

19.02.2011 um 10:43
man muß doch nicht immer jedes kleine detail bei diesem prozess werten und hinterfragen. wenn er total unschuldig wäre, hätte man doch das schon längst zu tage gefördert. also ist es eben nicht so und es geht nur noch darum, wie schwer kachelmanns schuld ist. an einem "unschuldigen" kachelmann habe ich deshalb auch noch nie geglaubt.

von anfang an gab es von dessen anwaltseite nur störfeuer. "befangenheitsanträge" genannt. wenn ich das lese, dann ist für mich eines sofort klar: kachelmann hat dreck am stecken und will jedes kleine detail ausschöpfen, um sein späteres strafmass zu reduzieren. ein totaler freispruch wäre wohl das absolut undenkbare zur zeit.


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Kachelmann: Justizskandal

22.02.2011 um 16:54
ACHTUNG, um jeglichen Mißverständnissen vorzubeugen:

Die beiden NACHFOLGEND eingestellten Satiren richten sich in keinster Weise gegen das mögliche Opfer einer Vergewaltigung. Sondern einzig und allein gegen die Mannheimer Justiz.
Anlaß war die aufwändige Vernehmung der Schweizer "Zeugin" :

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,745996,00.html (Archiv-Version vom 24.02.2011)

Wenn die Spiegel-Recherchen der Wahrheit entsprechen, dann haben die Mannheimer Richter diesen großen Aufwand betrieben, obwohl sie vorher wußten, daß die Schweizer "Zeugin" niemals eine Geliebte von K. war, ihn nur einmal gesehen hat und von daher zu diesem Fall nichts Relevantes aussagen wollte und konnte. Deutlicher konnten die Mannheimer Ihre Befangenheit und ihre verzweifelte Suche nach etwaigen Belastungszeugen nicht dokumentieren.

Also noch einmal:

Die beiden NACHFOLGEND eingestellten Satiren richten sich in keinster Weise gegen das mögliche Opfer einer Vergewaltigung. Sondern einzig und allein gegen die Mannheimer Justiz und deren verzweifelte Zeugensuche!


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Kachelmann: Justizskandal

22.02.2011 um 17:00
Sehr geehrte Staatsanwaltschaft Mannheim!

Mein Name ist Susi S., ich lebe seit 15 Jahren in Sydney, Australien. Wie ich gehört habe, suchen sie dringend nach Zeuginnen im Vergewaltigungsprozeß gegen Jörg Kachelmann.
Ich hatte seit mehr als 12 Jahren eine Beziehung mit Herrn Kachelmann. Anfangs war da nicht viel, rein äußerlich machte er auf mich einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Doch es kommt ja schließlich auf die inneren Werte an, vor allem auf Verläßlichkeit und Beständigkeit, und auf den Jörg konnte ich mich einfach verlassen. Natürlich ist er viel beschäftigt, aber dennoch hat er sich jeden Tag etwas Zeit für mich genommen. Über die Jahre hinweg hat er mir mehr und mehr das Gefühl gegeben, das zwischen uns, das hält ein Leben lang.
Ich würde mich jetzt nicht als Geliebte Kachelmanns im engeren Sinne bezeichnen. Wir hatten keinen Geschlechtsverkehr, auch kein Küssen oder sowas. So eine bin ich nicht. Aber ich habe wirklich jeden Tag seine Wettersendungen auf der "Deutschen Welle" gesehen. Im Laufe der Jahre ist da ein tiefes Gefühl der Geborgenheit entstanden. Und der Jörg war anders als die anderen Männer. Die versprechen alles und halten gar nichts. So einer ist der Jörg nicht. Der hat Kälte, Regen oder sogar Schnee angesagt, und am nächsten Tag hatten wir Sonnenschein und 30 Grad ! Und das war oft so.
Na ja, jedenfalls dachte ich, daß er anders ist als die anderen. Doch im März letzten Jahres war er plötzlich weg. Komplett von der Bildfläche und aus meinem Leben verschwunden. Kein Abschiedsgruß, Keine Erklärung, einfach abgehauen. So ein Schwein. So einem ist alles zuzutrauen.
Ich möchte gerne als Belastungszeugin gegen Herrn Kachelmann aussagen. Leider kann ich nicht nach Mannheim kommen. Doch es wird Ihnen sicher möglich sein, einen kleinen Abstecher nach Sydney zu machen. Es lohnt sich, ich habe zwischenzeitlich Kontakt gefunden zu anderen betroffenen Frauen in Sydney und ganz Australien, die ähnlich leidvolle Erfahrungen mit dem Angeklagten gemacht haben. Viele von ihnen sind ebenfalls zu einer Aussage bereit.

Bis bald!

Mit freundlichen Grüßen

Susi S.


PS: Ich möchte noch etwas aussagen. Das fällt mir jetzt schwer und ist mir unangenehm, also es geht mehr um die eigentlichen Inhalte unserer Beziehung. Wissen Sie, manchmal war es so, da hat der Jörg allerbestes Wetter angesagt: Sonne, freundlich, richtig warm, 35 Grad. Da denkt man an nichts Böses. Doch plötzlich: Sturm! Blitz und Donner! Schlagregen! Kälte! So ein totaler Stimmungsumschwung innerhalb kürzester Zeit. Eben noch freundlich und plötzlich eiskalt. Mir war das immer ganz unheimlich. Also ich traue dem alles zu.


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Kachelmann: Justizskandal

22.02.2011 um 17:05
Sehr geehrte Staatsanwälte!
Also ich kenne ja den Kachelmann gar nicht persönlich, weil wir bei uns auf dem Hof gar kein Fernsehen haben. Deshalb geht mein Mann, der Herbert, in der Erntezeit immer rüber zum Huber-Bauern wegen dem Wetter. Und ich kann bezeugen , daß mein Mann, der Herbert, vom Huber-Bauern erfahren hat, daß der Kachelmann gesagt haben soll, daß das Wetter gut wird. Es hat aber geregnet! Nicht nur am nächsten Tag, sondern die ganze Woche, die Ernte war hinüber. Ich meine, das ist doch kein einfaches Lügen mehr, das ist doch handfester Betrug, da hat ja der Kachelmann uns einen großen Schaden gemacht.
Deshalb war mir auch gleich klar, daß der Kachelmann die Frau vergewaltigt hat. Ich meine, wenn der schon uns einfache Bauern anlügt? Da hat der doch gar nichts von. Aber jetzt geht es um seine Haut, da ist doch klar, daß der da erst Recht lügt. So ein Schwein. Hoffentlich kriegen Sie den!
Leider kann ich nicht nach Mannheim kommen, wegen der Viecher. Aber Sie finden uns bestimmt. Fragen Sie einfach beim Huber-Bauern nach dem Weg. Wenn Sie dann die Schweine sehen, ist es nicht mehr weit. Die dürfen nämlich bei uns frei herumlaufen, das ist besser für die Schweine. Aber den Kachelmann, den müssen Sie wegsperren. Ich habe sogar gehört, daß der in der Schweiz schon wieder das Wetter vorhergesagt haben soll. Das geht doch nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Emma Klein


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Kachelmann: Justizskandal

22.02.2011 um 17:07
ACHTUNG, um jeglichen Mißverständnissen vorzubeugen:

Die beiden gerade eingestellten Satiren richten sich in keinster Weise gegen das mögliche Opfer einer Vergewaltigung. Sondern einzig und allein gegen die Mannheimer Justiz.
Anlaß war die aufwändige Vernehmung der Schweizer "Zeugin" :

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,745996,00.html (Archiv-Version vom 24.02.2011)

Wenn die Spiegel-Recherchen der Wahrheit entsprechen, dann haben die Mannheimer Richter diesen großen Aufwand betrieben, obwohl sie vorher wußten, daß die Schweizer "Zeugin" niemals eine Geliebte von K. war, ihn nur einmal gesehen hat und von daher zu diesem Fall nichts Relevantes aussagen wollte und konnte. Deutlicher konnten die Mannheimer Ihre Befangenheit und ihre verzweifelte Suche nach etwaigen Belastungszeugen nicht dokumentieren.

Also noch einmal:

Die beiden gerade eingestellten Satiren richten sich in keinster Weise gegen das mögliche Opfer einer Vergewaltigung. Sondern einzig und allein gegen die Mannheimer Justiz und deren verzweifelte Zeugensuche!


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Kachelmann: Justizskandal

31.05.2011 um 09:50
Kachelmann ist frei...

Im Zweifel für den Angeklagten..


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Kachelmann: Justizskandal

31.05.2011 um 09:52
...ein dreifaches Hipp Hipp Hurraaaaaa !!! ^^ ;)


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Kachelmann: Justizskandal

31.05.2011 um 10:09
Dann kriegt er ja die zu Unrecht abgesessene U-Haftzeit auch noch bezahlt. Das Geld sollte er einem Frauenhaus spenden.


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Kachelmann: Justizskandal

31.05.2011 um 10:11
@martialis

Ja sicher, das wird dafür sorgen, dass in Zukunft weniger Frauen das Leben unschuldiger Männer ruinieren...


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Kachelmann: Justizskandal

31.05.2011 um 10:17
Er sollte es mir spenden... ich brauch noch eine neue Couch!


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Kachelmann: Justizskandal

31.05.2011 um 10:55
Absolut richtiges Urteil...reiner Indizienprozess mit Aussage gegen Aussage....im Zweifel für den Angeklagten.....er wird nicht der letzte sein, der unschuldig beklagt wurde und sicher nicht der letzte, der vielleicht schuldig freigesprochen wurde....

Ich finds vollkommen richtig!


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Kachelmann: Justizskandal

31.05.2011 um 11:16
Ich auch.

Der Mann wurde bloss gestellt bis auf die Knochen, Karriere ist im A...., da musste er wenigstens freigesprochen werden. Auch wenn ich die Sache mit den Geliebten unter aller Sau finde.

Widerlich, wie sich alle reingehängt haben um was vom Kuchen abzukriegen, allen voran die Schwarzer.


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Kachelmann: Justizskandal

31.05.2011 um 11:30
War doch schon seit langem bekannt, dass das das einzige seriöse Urteil sein konnte. Für die Vergewaltigung gab es einfach nicht ausreichend Beweise.

Darum schaut nun auch in Zukunft wieder den netten Herrn Kachelmann beim Wetter machen zu!
Ich mein Geliebte - das ist ja heutzutage nichts besonderes mehr und die Öffentlichkeit stört sich auch nicht weiter dran. Der Seehofer machts vor, als Erzkonservativer und dem hats nicht geschadet.


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Kachelmann: Justizskandal

31.05.2011 um 12:02
Der Zweifelsgrundsatz ist käuflich

Der Prozess war irrsinnig lang und quälend. Nun hat das Landgericht Mannheim heute festgestellt, was andere schon vor dem ersten Verhandlungstag wussten: Jörg Kachelmann ist unschuldig, eine Vergewaltigung kann ihm nicht nachgewiesen werden. Diesen Befund brachten schon lange vorher die dem Landgericht vorgesetzten Juristen am Oberlandesgericht Karlsruhe in wenigen, glasklaren Absätzen aufs Papier – als sie Kachelmann im Juli 2010 nach mehr als vier Monaten aus der Untersuchungshaft entließen.

Nun stellt sich die Frage, wozu es 44 Hauptverhandlungstage dauern musste um darauf zu kommen, dass bei uns der Grundsatz gilt: Bei einem Mangel an Beweisen lassen wir lieber mögliche Verbrechen ungesühnt, als auch nur einen Unschuldigen “aus dem Bauch heraus” zu verurteilen. Der Grundsatz Im Zweifel für den Angeklagten ist ein eherner Sockel des Rechtsstaates. Das Landgericht Mannheim hat, wenn auch mit offenkundigem Widerwillen, letztlich doch nicht zur Spitzhacke gegriffen, um dieses Fundament abzutragen. Das ist den Richtern erst einmal anzurechnen. Vielleicht, ja hoffentlich haben sie sich auch etwas davor gesorgt, später in Gesellschaft von Alice Schwarzer genannt zu werden, der derzeit lautesten Propagandistin von Justizwillkür im Dienst des gesunden Volksempfindens.

Dennoch ist viel schief gelaufen in diesem Prozess. Die Beweisaufnahme begann mit langwierigen Vernehmungen von Zeugen, die nichts dazu sagen konnten, was sich in der angeblichen Tatnacht konkret ereignet hat. Es war die Parade der Ex-Freundinnen Kachelmanns, von Polizisten und der Eltern des mutmaßlichen Opfers. Es ist schlicht nicht nachvollziehbar, wieso ein Gericht erst mal endlos am Vorhang zieht, ohne sich zu vergewissern, ob überhaupt Hauptdarsteller zu einer Aufführung auf der Bühne verpflichtet sind.

Kachelmanns erster Anwalt Reinhard Birkenstock hat gegen diese Präludien gewettert, und das zu recht. Das Landgericht entschied sich dennoch für die Groteske. Durch diese unübliche, aberwitzige Prozessplanung (hat so eine Kammer nur einen “Kunden”?) zogen die Richter das Verfahren nicht nur in die Länge. Sie stellten auch die Bottiche für den Schlamm bereit, den die Ex-Geliebten Kachelmanns dann teuer an begierige Medien verkauften.

Auch sonst war das Gericht offenbar geneigt, jedes Sandkorn lieber drei Mal umzudrehen, als sich die Chance auf eine Verurteilung Kachelmanns entgehen zu lassen. Selbst die von der Verteidigung aufgebotenen Gutachter waren nicht so zahlreich, um so einen Prozessmarathon zu rechtfertigen. Das Gericht dürfte sich lange vor der Erkenntnis gedrückt haben, welche der Strafsenat am Oberlandesgericht schon in seiner Freilassungsentscheidung für Kachelmann recht deutlich formulierte – dass die Beweise und Indizien am Ende nicht reichen werden.

Es gehört aber auch zu den Aufgaben eines Gerichts, rechtzeitig auf die Frage zu antworten, ob nach menschlichem Ermessen noch Fakten auftauchen, die den Zweifelsgrundsatz in den Hintergrund drängen. Das Gericht darf nicht darauf warten, dass sich zur Überraschung aller herausstellt, man hat das falsche Gemüsemesser auf DNA untersucht. Oder dass kurz nach der Mittagspause ein Überraschungszeuge hereinstürmt und verkündet, er habe auf dem Obstbaum vor dem Haus gespannt und alles durchs Fenster mit angesehen.

Die Spannung, die über dem Urteilsspruch heute lag, belegt auch einen weiteren Fehler der Mannheimer Richter. Sie haben sich während des gesamten Verfahrens nicht in die Karten schauen lassen. Kein Piep dazu, wie das Gericht die Sach- und Rechtslage momentan würdigt. Das ist eine Prozessführung von gestern. Sie sorgt zwangsläufig dazu, dass sich Ankläger und Verteidigung gleichermaßen in der Defensive fühlen. Ein Gericht, das mit offenen Karten spielt und mit den Parteien erörtert, ob dieser oder jener Beweisvorschlag (momentan) Sinn macht, beschleunigt nicht nur das Verfahren. Es sorgt auch dafür, dass sein am Ende verkündetes Urteil eine Seite nicht wie ein Keulenschlag trifft.

Die traurigste Figur im Fall Kachelmann machten die emsigen Mannheimer Staatsanwälte. Sie sahen in Kachelmann von Anfang an den großen Fisch, der in der Provinz nur alle Jubeljahre anbeißt. Diese Beute galt es nicht zumindest vorläufig am Leben zu halten, sie musste frühzeitig filetiert werden. Mit bloßer Ahnungslosigkeit und Unfähigkeit ist insbesondere die Pressearbeit der Staatsanwaltschaft nicht zu erklären. Zu offensichtlich wurde darauf gepocht, das mutmaßliche Opfer sei glaubwürdig. Zu emsig wurde versucht, die schon früh nachgewiesenen Lügen der angeblich Geschädigten zu bagatellisieren. Auch dass man es anscheinend als Frage der Ehre empfand, Kachelmann in U-Haft zu lassen, spricht nicht für diese Zweigstelle der (so die beliebte Selbstanpreisung von Staatsanwälten) objektivsten Behörde der Welt. Ebenso wie der Umstand, dass die unglücklichen Gestalten von der Staatsanwaltschaft es sogar schafften, in ihren Plädoyers entlastende Umstände einfach zu verschweigen.

Jörg Kachelmann hatte neben seinen unterschiedlich temperierten, aber letztlich ja erfolgreichen Verteidigern einen großen Vorteil. Er konnte jene Sachverständige bezahlen, über deren fast einstimmiges Ergebnis sich am Ende auch die Strafkammer nicht hinwegzusetzen traute. Dass es nämlich keine forensischen Belege für die Tat gibt, zum Beispiel verwertbare DNA oder eindeutige Verletzungen. Und dass es gute Gründe gibt, dem mutmaßlichen Opfer nicht zu glauben.

Ein Angeklagter ohne dicke Geldbörse für Sachverständige (und natürlich Anwälte), das ist leider zu konstatieren, hätte sich wahrscheinlich ein ungünstigeres Urteil als Kachelmann abgeholt – und das auch noch viel schneller. Der Zweifelsgrundsatz ist käuflich.

Darüber kann man sich durchaus sorgen.

http://www.lawblog.de/index.php/archives/2011/05/31/der-zweifelsgrundsatz-ist-kuflich/


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Kachelmann: Justizskandal

31.05.2011 um 12:03
Zitat von seven_of_nineseven_of_nine schrieb am 19.02.2011:an einem "unschuldigen" kachelmann habe ich deshalb auch noch nie geglaubt.
glaube ist heilbar.


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Kachelmann: Justizskandal

31.05.2011 um 12:07
Wieso Skandal? Der Mann ist sicherlich unschuldig und nun frei..er hat genug Schaden abbekommen, und schon das stösst mir sauer auf. Es ist trend geworden in den letzten Jahren, dass irgendwelche Frauen behaupten X und Y hätten sie vergewaltigt.. Frauen, ihr habt Hirn, also nutzt es, net die Sexismus-Schiene.


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