Solomann schrieb:Was Du so schreibst, da könnte ich fast denken das wir in der gleichen Firma gearbeitet haben.
Beim Weiterlesen kommen mir Zweifel.
Die Führungshierarchie, die hier oft beschrieben wird, kenne ich nur von ganz früher.
So "modern" ist die Organisationsstruktur, die Du und andere beschreiben, dann doch nicht.
Die echt modernen unter den DAX-Konzernen haben die Hierarchie umgekehrt.
Unter der Konzernführung gibt es zB. nur noch die Niederlassungsleitungen.
Die Niederlassungsleitungen und die darunter noch rudimentär vorhandenen Leitungsebenen leiten nichts.
Sie sind nur dazu da, Zahlen nach oben zu melden und Zahlen nach unten zu leiten und bei Bedarf unten Angst und Druck zu erzeugen - der Bedarf besteht immer - nach oben buckeln und nach unten treten.
Die fachliche Kompetenz und Verantwortung haben sie längst nach unten abgegeben.
Abgegeben an die wenigen total überlasteten Fachleute, die einerseits dem Kunden gegenüberstehen, die Auftragnehmerfirmen versorgen und auf denen letztendlich die technische und kaufmännische Verantwortung ruht.
Damit die Überlastung des Peronals nicht abreißt, gibt es die Disponentenebene am unteren Ende der Hierarchie,
die aber über moderne Geschäftsanwendungen alle
in der Hierarchie höher stehenden mit Aufträgen versorgt (zuschüttet).
Disponenten sind keine Chefs.
Disponenten sind immer nur Boten.
Disponenten sind die in der Hierarchie am schlechtesten Bezahlten.
Disponenten sind immer die ersten Empfänger der schlechten Nachrichten von oben.
Disponenten sind die Empfänger und zugleich die Multiplikatoren der Angst und des Druckes.
Mit Disponenten diskutieren zu wollen, ist müßig, sie haben ja nichts zu sagen.
Die jenigen, die man früher Chef nannte, wissen nicht mehr, was ihre ehemals Untergebenen tun.
Ehrlich gesagt, sie wollen es nicht wissen.
Zuständig sind allein die ängstlichen Disponenten.
Die überlasteten Fachleute bekommen keinen Druck von oben - denn Chefs existieren praktisch nicht mehr.
Aller Druck kommt von unten:
Die Disponenten klagen.
Die Kunden klagen.
Die Auftragnehmer klagen.
Andere Betriebsabteilungen klagen.
Verwaltungen klagen.
Die überbelasteten Fachleute werden immer mehr belastet.
Da das sich das oberste Management nicht darum schert und die Niederlassungsleitungen gern Personalkostensenkungszahlen vermelden, wird mit der Rasenmähermethode Personal abgebaut, bzw in Beschäftigungsgesellschaften verlagert.
Fachleute verschwinden von heute auf morgen.
Die Überbelastung verteilt sich auf immer wenigere.
Man merkt, Fachleute werden dem Unternehmen zur Last.
Wenn auf Verschleiß gefahren wird, stören Fachleute nur noch.
Von ganz oben kommt der Schnitt.
Alle die zuviel kosten,
alle die zu viel Berufserfahrung haben,
alle die zu gewissenhaft sind,
alle die zu viel wissen und
alle die zu alt sind
werden mit großzügigen Abfindungsprogrammen zum Gehen bewegt.
Hinterlegt mit dem drohenden Gespenst der betriebsbedingten Kündigung.
Übrig bleibt der modernisierte ehemals staatliche Telekommunikationskonzern Deutschlands.