Alarm: In der Hauptstadt Berlin wird den Muslimen der „Krieg“ erklärt
Am Mittwoch – Morgen dem 25.08.2010 gegen 03.30 Uhr sind wir hier im Kulturverein „As-Sahaba/Die Gefährten e.V.“ im Weddinger „Sprengelkiez“ in der Torfstr. 14 – Ecke Sprengelstr. 25a – mitten in der Hauptstadt Berlin auf das Äußerste attackiert worden, wobei der unbekannte Täter mehrere Scheiben der Vereinsräume und zwei Glastüren der angrenzenden islamischen Buchhandlung mit einem Hammer einschlug und mit der schrecklichen Botschaft „Krieg“ die Wände bekritzelte.
Durch die wuchtige Vorgehensweise des Täters sind die Nachbarn und einer 23 jähriger junger Mann – der sich in den Vereinsräumen aufhielt – aufmerksam geworden, der sich daraufhin nach Draußen begab um nach dem Rechten zu sehen. Dort begegnete er auf frischer Tat dem Randalierer, den er ansprach und mutig den Hammer entreißen konnte. Sodann ergriff der Täter die Flucht, doch nicht ohne dass er sich lautstark mit Beschimpfungen und Drohungen verabschiedete. Zitat: „Was macht ihr überhaupt hier? Ihr wollt doch uns Ungläubige alle töten!“ Dann: „Komm du willst mich doch töten! Ich bin doch ein Ungläubiger!“ Und er erklärte dem Verein, sowie den Muslimen den Krieg, indem er öfters schrie: „Krieg, Krieg!“ Die Polizei, die wenig später eintraf fahndete nach dem Täter vergeblich und die Ermittlungen wurden vom polizeilichen Staatsschutz übernommen.
Abgetrennter Schweinekopf vor Muslimischen Kulturverein
Die Provokation nimmt ihren Lauf…
Nur einige Tage später, dem 05.09.2010 wird in der Zeit des Fastenbrechens – gegen 21.25 Uhr – vor dem Haupteingang der Vereinsräume As-Sahaba/Die Gefährten e.V. erneut eine widerwärtige Tat begangen. Unbemerkt wurde von einem frisch geschlachteten Wildschwein der Kopf und die Füße bluttropfend abgelegt. Besucher entdecken kurze Zeit später angeekelt, empört und wütend zugleich die 4 „Teile“. Die Polizei hat die Anzeige aufgenommen und die Beweismittel an das LKA zur Ermittlung weitergeleitet.
Stellungnahme des betroffenen Vereins „As-Sahaba/Die Gefährten e.V.“:
Ausgerechnet in dem friedvollen Monat Ramadan müssen wir zu unserem Bedauern erneut feststellen, dass wir Muslime immer wieder Opfer von Gewaltaten und Verunglimpfungen werden. Beschmierungen, verbale Beschimpfungen, Diffarmierungen, Übergriffe sind mittlerweile schon an der Tagesordnung. Wir sind zutiefst erschüttert, dass wir und unsere Familien in unserer Heimat – der Bundesrepublik Deutschland – ohne Skrupel einer Hetzjagd ausgesetzt sind. Mit welcher Begründung sagt man uns hier den Krieg an, etwa weil wir einer Eskalation friedvoll aus dem Weg gegangen sind? Und nicht auf die geschehenen Ereignisse genauso reagiert haben? Die Beispiele hierfür sind viele:
- Marwa Sharbini, die – vor den Augen ihrer kleinen Tochter - von einem deutsch-russischen Aussiedler beschimpft und mit 18 Stichen im Dresdner Landgericht niedergestochen wurde. Während des Gemetzels wurde der Ehemann von Marwa – der seiner Frau zu Hilfe eilte – auch noch verletzt und obendrein von einem Polizisten angeschossen.
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http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Rassismus/sherbini.html ]
- Muslimische Frau mit Gesichtsschleier wird am helligten Tag in Berliner Linienbus im Bezirk Neukölln von zwei Frauen angegriffen und verletzt.
- In Gladbacher Moschee wurde eine Scheibe eingeworfen.
- In der gleichen Moschee wurde vor kurzem Schweinefleischwurst in den Briefkasten geworfen.
- Die Berliner Sehitlik – Moschee wurde am 04.08.2010 versucht in Brand zu setzen.
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http://www.igmg.de/nachrichten/artikel/2010/08/04/islamfeindliche-gewalt-brandanschlag-auf-moschee-in-berlin.html (Archiv-Version vom 09.10.2010) ]
- Brandanschlag auf Sinsheimer Moschee v. 18.04.2009
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http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,328544,00.html ]
- Brandanschlag auf Marburger Moschee v. 23.03.2009
[→http://www.netzeitung.de/politik/deutschland/1306257.html ]
- Eine türkische Moschee in … wurde mit Dreck beschmissen und verunreinigt.
Müssen sich Muslime als Minderheit nun ernsthaft Gedanken machen, Opfer von erneuten Verfolgungen, Ausgrenzungen und Anfeindungen zu werden? Diese Eindrücke erhält man durch die begonnene Hetzkampagne der Medienorgane mit Unterstützung aus der Politik. Zusätzlich sind die Muslime der ständigen Überwachung durch Sicherheitsorgane und Polizei ausgesetzt. Übergriffe und verbale Angriffe auf bedeckte muslimische Frauen, die sich öffentlich zu ihrer religiösen Überzeugung bekennen und sich an ihre religiöse Kleiderordnung halten, sind mittlerweile an der Tagesordnung. Das Volk wid unterschwellig, aber bestimmt gegen die muslimische Minderheit aufgehetzt und zunehmend einer bedrohlichen Atmosphäre ausgesetzt. Die Muslime sind es doch die bewusst durch die öffentliche Meinung fortwährend ausgegrenzt und von der hiesigen Gesellschaft bewusst abgeschottet werden. Ein neues Feindbild ist geschaffen worden, wodurch die Gewaltbereitschaft gegenüber Muslimen spürbar angestiegen ist. Das Motto ist nicht Ausländerhass, sondern Islamhass.
Es scheint, dass bewusst ein neues Feindbild geschaffen wird. Dies merkt man – ohne Zweifel – daran, dass die friedvolle Religion des Islam immerfort mit Begriffen wie Terrorismus, Fundamentalismus, Frauenfeindlichkeit usw. in Zusammenhang gebracht wird und die Muslime als „integrationsunwillig“ abgestempelt werden. Man siehe z.B. das kürzlich erschienene Buch von SPD – Politiker Thilo Sarrazin „Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“.
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Es wird ständig gesprochen von Religionsfreiheit, Integration, Toleranz, und geforderter Transparenz. Hier stellt sich einem die Frage: In wie weit sind diese Begriffe zu verstehen und wie werden sie definiert?
Offensichtlich bemühen sich doch die muslimischen Institutionen stetig um Dialog, Aufklärung und Transparenz. Zunehmend wird Literatur, Unterrichte, Veranstaltungen usw. in deutscher Sprache angeboten und sind für jedermann zugänglich. Somit können wir als Muslime diese Vorwürfe mit gutem Gewissen von uns weisen.
Fazit: die häufig kritisierte „Hinterhofsparallelgesellschaft“ ist nicht mehr zutreffend.
Zuallerletzt möchten wir noch einmal daran erinnern und ein Beispiel nennen, das zum Nachdenken anregen und die Umgangsform (vor allem der Medien) mit uns Muslimen zeigen sollen:
Wie man zunehmend in letzter Zeit in den Nachrichten verfolgen konnte wurden in kirchlichen Einrichtungen über Jahrzehnte hinweg Kinder missbraucht und misshandelt. Können wir etwa aufgrund dessen, weil Priester, Bischöfe und andere christliche Würdenträger Kinder missbraucht und misshandelt haben, darauf schließen das dies aus ihrer religiösen Überzeugung geschah bzw. das dies religiös zu rechtfertigen sei? Wir denken niemand wagt dies zu behaupten.
Wir sind besorgt und stellen uns hier die Frage: Hat die Hetzjagd gegen die Muslime somit begonnen oder befinden wir uns bereits darin?
Und zuguterletzt noch ein Apell an die Gesellschaft – seien es Muslime oder Nicht – Muslime: Lassen sie uns besonnen handeln und den Kochtopf nicht überschwappen lassen. Muslime sind kein Klotz am Bein, sondern ein vollwertiger Bevölkerungsanteil, der die Gesellschaft in vielen Hinsichten bereichert.
Wir hoffen, dass diese Worte auf offene Ohren stoßen und den einen oder anderen zum Nachdenken anregen.
Auf ein zukünftiges „friedliches“ Miteinander verbleiben wir
As-Sahaba/Die Gefährten e.V.
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