kiki1962
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
dabei seit 2008
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
Holocaust-Gedenken - Zwei Deutschtürken versuchen die Geschichte zu erklären
22.01.2010 um 21:31Habe heute einen Artikel gefunden, der mich nachdenklich machte. In verschiedensten Themen wird über Migranten, wird über Ausländer, wird über Moslime gesprochen. Es wird dargestellt, wie wir sie wahrnehmen. Ich möchte das jetzt nicht aufführen. Finde aber die Frage durchaus spannend: ist es in Ordnung, wenn türkisch-stämmige oder andere über den Holocaust sprechen, darüber informieren? Wie nehmen unsere moslimischen Mitbürger diese intensive Geschichtsaufarbeitung wahr? Auch die Frage stellt sich, wie finden unsere Mitbürger, die einen Migrationshintergrund haben, sich in unserer Geschichte dargestellt? Seit den 60er Jahren leben sie hier - ein halbes Jahrhundert - haben sie einen Platz in unserer "Geschichte"?
Merke gerade, dass ganz vieles zu diese Thematik passt.
Es lohnt sich den Artikel ganz zu lesen.
http://www.zeit.de/2010/04/Umfrage-Reportage Text
Merke gerade, dass ganz vieles zu diese Thematik passt.
Es lohnt sich den Artikel ganz zu lesen.
http://www.zeit.de/2010/04/Umfrage-Reportage Text
Holocaust-Gedenken
"Bist du Jude?"
Zwei Deutschtürken versuchen, die deutsche Geschichte zu erklären – und treffen auf hartnäckige Vorurteile
Angenommen, nur einmal angenommen, Cem Özdemir würde irgendwann der erste deutsche Außenminister mit Migrationshintergrund – was würde er dann bei seinem Antrittsbesuch in Israel sagen? Würde der derzeitige Grünen-Chef, wie Angela Merkel vor der Knesset, die Sicherheit des jüdischen Staates zum Teil der deutschen Staatsräson erklären? Um anschließend, in sorgsam abgeschirmten Hinterzimmern, über den Export deutscher U-Boote zu verhandeln? Und wie würde seine deutschtürkische Community auf solche Auftritte reagieren?
Für Ufuk Topkara sind das keine theoretischen Fragen. Er hat jeden Tag mit dem Verhältnis von türkischen und arabischen Zuwanderern zum Holocaust zu tun. Er muss immer wieder neu versuchen, Kinder von Migranten für das Tagebuch der Anne Frank zu interessieren. Der 30-Jährige ist der erste türkischsprachige Historiker im Jüdischen Museum in Berlin, der die Jugendlichen herumführt. Wenn er türkischen oder arabischen Schülern die Ausstellung im schrägen Libeskind-Bau zeigt, fragen die ihn zu Beginn des Rundgangs häufig mit aggressivem Unterton: »Bist du Jude?« Ist er nicht. Er entstammt, wie er selbst sagt, einer traditionell-konservativen türkischen Familie. Er hat sich intensiv auf ein Islamstudium vorbereitet, dann aber Geschichte an der Humboldt-Universität studiert. »Ich bin Muslim«, antwortete er, wenn die Jungs ihn zu provozieren versuchen. Und erntet ziemlich verwirrte Blicke: Wie kann so einer im Jüdischen Museum arbeiten?
Migranten sind in der großen deutschen Erzählung, in der es um die Erinnerung an die NS-Verbrechen und den anspruchsvollen Umgang mit dieser Erinnerung geht, nicht vorgesehen. Nicht als Zuhörer und schon gar nicht als Akteure mit einer eigenen Perspektive. Aber wie lange kann das so bleiben in einem Land mit mittlerweile mehr als 15 Millionen Menschen, die keine familiären Bezüge zur deutschen Vergangenheit haben?
Wie erklärt man Jugendlichen, die von solch wüsten Verschwörungstheorien geprägt sind, den Holocaust? Wie bringt man ihnen nahe, dass Juden millionenfach Opfer waren?