@EurofighterEurofighter schrieb:die Studierenden müssen halt neben dem Studium arbeiten gehen. Wo ist da jetzt das Problem? Der Staat hat dafür verschiedene Möglichkeiten geschaffen. Aber ich denke die Studierenden habe damit ein Problem, denn wo ist das Elitäre, wenn man arbeiten gehen muß, obwohl man durch ein Studium in eine gehobene Position möchte, wo man mit dem "Fußvolk" nichts zu tun hat.
Wo da das Problem ist?
Das Problem ist, dass wir uns heute als "fortschrittlichen" Staat bezeichnen in Hinsicht Bildung, als "Bildungsrepublik Deutschland" (erinner' dich an Merkels Deutschland-Tour diesbezüglich) - im Gegenzug dafür aber immer noch mittelalterlich handeln. Bildung kostet. Eine der reichsten Nationen der Erde lässt sich die Bildung bezahlen.
Wir haben in Deutschland keine Rohstoffressourcen, unser Außenhandel knickt immer mehr ein, wir verlagern Produktion ins Ausland und lassen unsere Binnenwirtschaft sowas von in die Knie gehen, dass jeder versucht seine paar tausend Euro zusammenzuhalten. Eine Kündigungswelle nach der anderen überschwemmt unser Land, obs nun ThyssenKrupp oder Quelle ist, wer weiß schon, wer nächste Woche, nächsten Monat oder nächstes Jahr dran ist.
Unsere einzige "Ressource" (so wenig mir dieser Begriff in diesem Zusammenhang auch gefällt) ist die Wissenschaft, die Bildung. Und die fängt in den KiTas an und hört in der Erwachsenenbildung auf. Dazwischen befinden sich Grund- und Haupt/Realschule, Gymnasium und eben auch das Studium. DAS alles sollte nichts kosten, nichts, rein gar nichts. Denn nur das wäre Chancengleichheit. Das würde den Begriff "Bildungsrepublik" rechtfertigen.
Du argumentierst hier mit einer angeblichen Eitelkeit der Studenten. Sie würden sich durch ein Studium vom gemeinen "Fußvolk" abheben wollen. Ich halte das für eine pauschalisierte Unterstellung. Bringe solche Sprüche mal bei einer Bildungsstreikveranstaltung ins Angesicht von Studenten die arbeiten, damit sie Studiengebühren, Unterkunft und Nahrung bezahlen können. Ins Angesicht von 10.Klässlern, Gymnasiasten, die ihrer Zukunft nur noch pessimistisch ins Auge sehen können. Ich wette, schon die besagten 10.Klässler hebeln deine Argumente aus. Allein mit der Tatsache, dass sie sich im Streik befinden: So wie es sich für "Fußvolk" gehört.
Und wer denkt an die Arbeiter die trotz Arbeit am Hungertuch nagen?
Diese Arbeiter sitzen im selben Boot wie die Studenten. Wenn du das noch nicht kapiert hast, dann tut mir das irgendwie leid.
An diesem Beispiel sieht man sehr schön wie Studierende und Arbeiter gegeneinander ausgespielt werden, denn von der oberen Schicht unserer Gesellschaft wird angewiesen, dass der Arbeiter die Bildung seines Nachwuchses, aller Arbeiter Nachwüchse, zu zahlen hat. In Form von Steuern, die ihm auferlegt werden.
Weil:
"irgendwohermussjadasGeldfürdieBildungkommen"
und
"dannmüssenwirdenGürtelebenengerschnallen".
In einem Land, in dem der Reichtum des Landes, der über Jahre erwirtschaftet wurde von eben jenen Arbeitern, in den Händen ein paar weniger liegt? In einer Welt, in der - würde alles Geld dieser Welt gerecht verteilt sein - jeder Millionär wäre? Müssen die Armen, die Arbeiter, die Erfinder, die kleinen Dienstleistler, die erwirtschaften und buckeln, die keine solch großen Risiken an Bank und Börse eingehen wie die oberen Zehntausend - müssen die den Gürtel wirklich enger schnallen?
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Aber zurück zum Thema: Was kann man machen gegen solche gebrochenen Wahlversprechen?
Ich denke, als allererstes muss eine Gemeinschaft gefunden werden. Es betrifft jeden Einzelnen. Ob es nun die Bildungspolitik ist, die Steuerpolitik, die Sozialpolitik - immer und ausnahmslos ist es die Mehrheit der Bevölkerung, die draufzahlt.
Wer zahlt für mehr Bildungsgelder? Der einfache Steuerzahler.
Wer zahlt für Hartz IV? Der einfache Steuerzahler.
Wer geht leer aus bei eventuellen Steuersenkungen? Der einfache Steuerzahler.
Wer zahlt höhere Spritkosten um zur Arbeit zu kommen? Der einfache Steuerzahler.
Wer hat die Millionen für Quelle, Banken und sonstige Großkonzerne gezahlt? Der einfache Steuerzahler.
Wer muss jeden Cent dreimal umdrehen? Der einfache Steuerzahler.
Wer leistet 96 Milliarden Stunden pro Jahr UNBEZAHLTE Arbeit? Der einfache Steuerzahler.
Wer ist denn eigentlich derjenige, der den größten Teil dieses riesigen saftigen Kuchens, dieses Fortschrittes, den wir und unsere Vorfahren entwickelt und realisiert haben - bekommen sollte? _______________________ (<--- bitte selbst ausfüllen)
Wer ist die Mehrheit? _________________________(<--- selbst ausfüllen!)
Wer ermöglicht diesen Reichtum, den nur wenige besitzen? ________________________(<--- ihr wisst schon...)
In erster Linie geht es doch darum, einen Zusammenhalt zu schaffen. Es betrifft hier jeden, vom HeartsFear - Empfänger über den Lohnarbeiter bis hin zum Mittelständler. Jeder sitzt mit in diesem Boot der Ausgebeuteten.
Immer wird damit argumentiert, dem Deutschen gehe es noch zu gut, er müsse noch tiefer sinken bevor er sich bewegt. Da frage ich mich an der Stelle, warum das dann 1989 geklappt hat, warum wir da die Mauer zu Fall brachten. Arbeitslos war in der DDR niemand, Kindergartenplätze und Bildung war komplett kostenlos, das Brötchen in der Kaufhalle hat 5 DDR-Pfennig gekostet. Meine Eltern haben 5,50Mark (DDR) fürs monatliche Essengeld in der Schule bezahlt, vollwertige gesunde Nahrung. Summasummarum: Das war doch besser als die Zustände heute, wo man über 20 Euro fürs Schulessen im Monat rappen muss. (NEIN, wir wollen hier keine Ost/West-Diskussion führen, es geht nur um Veranschaulichung.) Die einfachsten Grundbedürfnisse wie Unterkunft, Kleidung und Nahrung waren definitiv gedeckelt und dennoch ist ein ganzes Volk auf die Straße gegangen.
Und heute lassen wir uns einreden, uns gehe es zu gut?
Jeder sollte sich mal fragen, ob die Maloche ums täglich Brot wirklich zufriedenstellend ist, ob es in diesem Entwicklungsstadium, in dem unsere Gesellschaft sich befindet, angebracht ist, voller Demut das Haupt zu senken und besagten Gürtel wirklich enger zu schnallen.
Einer der Gedanken des Bedingungslosen Grundeinkommens ist: Es ist genug für alle da! Mal abgesehen davon, ob man das bGe befürwortet oder nicht (soll hier bitte nicht zur Debatte werden!), aber:
Ist da etwa nichts dran?
Leben wir nicht in einer Welt voller Überfluss? Einer Welt, in der Nahrungsmittel verschwendet, in die Meere oder auf die Müllhalde geschüttet werden? Eine Welt in der mehr produziert wird, als eigentlich gebraucht wird?
Was ich sagen will, ist: Jeder Einzelne muss aufhören, den anderen zu beneiden, den anderen zu verurteilen aus welch hirnrissigen Gründen auch immer. Jeder Einzelne muss anfangen sich zu öffnen und jeder Einzelne muss sich klar werden, dass er verdammt nochmal nicht alleine da steht. Die große Mehrheit, das sind wir alle, nicht die paar Großunternehmer, nicht die Politiker. Wir sind 82.310.000 Einwohner (Zweiundachzigmillionendreihundertzehntausend). Wenn nur 30 Millionen davon beginnen, sich zusammenzuschließen, kann schon ne Menge bewegt werden.
Das ist es was Deutschland braucht, anstatt solcher posts wie:
"Ich habe die Regierung nicht gewählt." oder "Selber schuld" oder "Macht nur weiter so, wählt diese Parteien und lasst euch verarschen." oder oder oder. Was bringt es, wenn wir uns jetzt gegenseitig zum Vorwurf machen, was oder wen wir gewählt haben? Schließt euch Bürgerinitiativen an, es gibt soviele davon. Ihr alle, die ihr hier lest, habt Internet, nutzt es und recherchiert und findet Organisationen, die sich g-e-m-e-i-n-s-a-m mit euch für eine gerechtere Zukunft einsetzen. Obs nun die Linke ist, die bGe-bewegung, Pro-Volksentscheid-Bewegungen oder irgendeine andere Bewegung in Richtung Fairness, tut was! Wer von euch hat mitgemacht und auf den von Kiki1962 vielfach geposteten Link zum Volksentscheid geklickt und sich eingetragen? Und wer von euch hat sich gesagt: "nee, bringt ja sowieso nichts...." Es kostet NICHTS, sich zu engagieren, nur den Mut.
Hier nochmals der Link:
http://www.volksentscheid.de/appell/Ich könnte hier noch stundenlang weiterschreiben, aber ich breche erstmal ab, weils doch recht viel geworden ist. Mein Dank an diejenigen, die sich überwunden und meinen Text gelesen haben.
:)Bleibt stark.
KleinesWesen