Hansi schrieb:Das Recht auf Arbeitslosigkeit hat doch bereits jeder.
Es ist eben in den Augen vieler Zeitgenossen wie Dir nicht rechtens.
Es wird genörgelt und gespottet. Die Arbeitsamt-Maßnahmen stutzen die Leute zu Unrecht zurecht, bis nichts mehr an Individualität übrig bleibt, raten zu Betrug, um sich die Jobs zu ergattern und reden ihren Probanten Minderwertigkeit ein. Meine Tante ist daran zerbrochen.
Das hat rein gar nichts mehr mit dem Wort "Beruf" zu tun, nur noch mit "Elend, Mühsal, Qual".
Wir werden immer mehr Menschen auf dem Planeten, stimmts?
Unsere Maschinen haben sich so weit entwickelt, dass immer weniger Menschen die Arbeit von vielen erledigen können. Ich selbst habe einen Job gelernt, der an die 150 Berufe in sich vereint und kann sagen, dass auch das was ich mache, ein Computer besser hinkriegt.
Tag X ist greifbar nahe. Wir müssen es nur angehen.
Übrigens ist das der Titel des Liedes, nicht meine Argumentation.
Hansi schrieb:Was mich ärgert ist die Forderung nach bezahlter Arbeitslosigkeit.
Dein Ärger ist verständlich. Du hast wahrscheinlich Dein Leben lang gebuckelt und kennst es nicht anders. Aber auch schon heute sind die Jobs so verteilt, dass die Leute die für wenige Tätigkeit viel grübeln, Hände schütteln, reden und gut aussehen, Unmengen mehr bekommen als diejenigen, die nahezu nur tätig sind ohne darüber nachzudenken, was sie tun.
Viele leben um zu arbeiten. Manche arbeiten um zu leben.
Das Problem ist unsere Definition von Arbeit. Es sollte das Gegenteil von Faulheit sein, daher der Umkehrschluss: wer nicht Arbeitet ist faul. Das stimmt aber nicht. Für diesen Text hier würde ich als Lobbyist/Lohnschreiber sicherlich 1000? verdienen, aber ich tue das aus freien Stücken, genauso wie ich Oma helfen tue, Müll runterbringe und für meinen Mitmenschen da bin. Das ist alles sinnvoller als Laubsammeln, wo kein Laub mehr ist.
Sicherlich sind dies alte Werte, die als verloren gegangen gelten. Aber jeder Mensch hat einen tief sitzenden Impuls, kreativ zu sein, zu schöpfen und Gutes zu wirken - das wird immer so sein.
Du schreibst, Du kennst ein paar Konsorten, die arbeitslos und faul sind. Sind es so viele, dass Du dies auf die gesamte Bevölkerung hochrechnen kannst?
Sicher klingt die BGE-Debatte nach einem Freischein für Faulheit.
Heart's Fear ist aber ein Freischein für Zwangsarbeit.
Es gilt, diesen politischen Druck auf die Bürger zu nehmen. Das ist nämlich, als wenn Du eine Pflanze mit Gatorate giesst, weil da Electrolyte drin sind.
;)Ich kann Deine Bedenken nachvollziehen, dass die BGE-Gesellschaft nicht mehr so arbeitsam sein würde. Sie würde in jedem Fall nicht mehr so gestresst, trist und alltäglich sein.
Last but noch least schau Dir die Welt an, in der wir leben. Nicht nur die westliche Welt.
"'Jetzt hab ich mich das ganze Leben abgemüht, mich zu disziplinieren, mich zu trainieren, dass ich irgendwie sinnvoll beschäftigt werden kann. Und jetzt kommen die daher, diese jungen Leute, die überhaupt sich nicht disziplinieren müssen und denen soll nun Geld gegeben werden? Das ist ein Skandal.' Dies Argument steht eigentlich dahinter, glaube ich, hinter der Ablehnung des Grundeinkommens. Aber weil das vielleicht nicht so schick ist, nicht so gut aussieht, wenn man dieses Argument vorbringt, sagt man: 'Ja, aber wie soll man das finanzieren?' Das entscheidende Argument ist dann einfach eine ganz persönliche Rache. Die andern sollens auch nicht besser haben, als ich es gehabt habe. Und das wird durch das Grundeinkommen torpediert. Also wenn ich mich von dieser Rache befreie, dann tu ich nicht nur etwas fürs Grundeinkommen sondern eigentlich auch für die eigene Gesundheit und für meine Fähigkeit als Mitmensch."
(Quelle: "Grundeinkommen- ein Kulturimpuls")
hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.
Grundsteine:
1. Jedes Individuum erhält ein Grundeinkommen vom Staat. Eine Bedürftigkeitsprüfung erfolgt nicht.
2. Das Grundeinkommen wird bedingungslos gezahlt. Eine Gegenleistungspflicht besteht nicht.
3. Das Grundeinkommen muss existenzsichernd sein. Ein Leben muss mindestens auf sozio-kulturellem Existenzminimum ohne zusätzliches Einkommen gewährleistet sein.
Gründe:
1. Fortschritt.
Durch neue Technologien und daraus resultierender Automatisierung wird Erwerbsarbeit zunehmend knapper und noch verbliebene Arbeit bedarf hoher Qualifikationen. Ein Grundeinkommen würde somit den mittlerweile überflüssigen Zwang geringqualifizierte Arbeit zu suchen aufheben und den Weg zur höheren Bildung erleichtern.
2. Grundrechte.
Laut Grundgesetz haben alle Menschen ein Recht auf...
...Würde (Artikel 1.1),
...freie Entfaltung der Persönlichkeit (Artikel 2.1),
...Leben und körperliche Unversehrtheit (Artikel 2.2),
...Chancengleichheit für Kinder (Artikel 6.5),
...freie Berufswahl (Artikel 12.1),
...Schutz vor Arbeitszwang (Artikel 12.2 und 12.3)
Weiterhin hat der Staat eine soziale Pflicht gegenüber seinen Bürgern (Artikel 20.1). Die soziale Pflicht muss jedoch mit den Grundrechten konform sein. Im derzeitigen Sozialsystem verstößt die Bedürftigkeitsprüfung gegen die Würde, die Verpflichtung zur Arbeitsaufnahme verstößt gegen den Schutz vor Arbeitszwang, die Pflicht jede angebotene Stelle anzunehmen verstößt gegen die freie Berufswahl, die Sanktionsmöglichkeiten verstoßen gegen das Recht auf Leben und die Regelsätze für Familien gegen die Chancengleichheit für Kinder. Insgesamt ermöglicht das derzeitige Sozialsystem keine freie Entfaltung der Persönlichkeit unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Gegebenheiten.
3. Anreize.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde...
...den Zugang zu Bildung erleichtern.
...Arbeitslose nicht von Arbeit verprellen, indem ein Zuverdienst verrechnet wird.
...die Angst vor Arbeitslosigkeit mindern.
...den Menschen echte Entscheidungsfreiheit geben.
...unbezahlte Arbeit würdigen (z.B. in Familien).
...Kleinkriminalität verringern.
...Bürokratie abbauen.
...den Arbeitsmarkt vereinfachen und dadurch neue Arbeitsplätze ermöglichen.
...die soziale Ausgrenzung Arbeitsloser vermeiden.
"Nichts ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist."
Victor Hugo
"Für gewöhnlich stehen nicht die Worte in der Gewalt der Menschen, sondern die Menschen in der Gewalt der Worte."
Hugo Von Hofmannsthal