ich habe ähnliche unzufriedenheit vernommen. ich kenne leute die soziale arbeit studieren, vormals sozialpädagogik mit diplom....
tatscählich handelt es sich hier beim sogenannten bachelor um eine lite version.
wo es vormals 8 semester gab, sind es nun 6 und der stoff soll nicht gerade "herausfordernd" sein.
wir entwickeln uns ohnehin in eine richtung, wo bildung zur ware wird.
das haben wir nicht zuletzt auch den polit-beratern der bertselsmann-stiftung zu verdanken.
Professoren-Protest gegen 10 Jahre "Bologna-Prozess"Thomas Barth 16.06.2009
Humboldt in Bologna? Teil 1 - Das Bologna-Schwarzbuch
Am 19. Juni 1999 unterzeichneten 29 europäische Länder die [extern] Bologna-Erklärung und gelobten damit, innerhalb eines Jahrzehnts einen gemeinsamen Hochschulraum zu schaffen. Inzwischen sind schon 46 europäische Staaten am "Bologna-Prozess" beteiligt. Ein Erfolgsmodell?
Wohl kaum. Deutschland ist immer noch Schlusslicht der Industriestaaten bei der Bildungsfinanzierung. Seit gut drei Jahrzehnten fahren die Unis mit ca. 100 Prozent Überlast, gerade die Geisteswissenschaften werden finanziell ausgehungert: Seit 1995 gingen dort 660 der ca. 7.000 Professuren verloren.[1] An deutschen Hochschulen plagen sich mittlerweile 600.000 der insgesamt ca. zwei Millionen Studierenden in den verdichteten und berufsbezogen auf Employability getrimmten Kurzstudiengängen zu Bachelor und Master. Viele haben dabei den Eindruck, das Recht auf Bildung werde zunehmend durch bloße Berufsausbildung ersetzt, listig getarnt durch den Euphemismus "Bologna" – als älteste Universität Europas eigentlich ein Symbol für Wissenschaft, Kultur und Bildung. Widerstand gegen Bologna kam bislang vor allem von Professoren und Hochschullehrern, oft jedoch wenig wirksam mangels einer gemeinsamen Linie.
CHE und Hochschul-"Aufsichtsräte"
Ein Ranking sei nicht aussagekräftig, wenn es nur die Einhaltung von in feudaler Machtherrlichkeit verfügten Vorschriften messe – warum dies vom CHE so gemacht wird, fragt er freilich nicht. Er ahnt auch nicht, dass sich hinter dem CHE der mächtige Medienkonzern und Industrielobbyist Bertelsmann verbirgt, dessen tiefe Verstrickung in die Ökonomisierung des Bildungswesens überhaupt fast allen Schwarzbuch-Autoren entgeht. Allein dem besonders aufgeweckten BWL-Professor Dietrich von der Oelsnitz ist der Zusammenhang von Bologna und Bertelsmanns Strategie der Privatisierung der Bildung aufgefallen – er weiß auch um den Zusammenhang des Konzerns mit dem CHE. Als einziger Schwarzbuch-Autor unterzieht von der Oelsnitz, der 2007 zusammen mit einem der Herausgeber ein beachtliches Werk zur Personalwirtschaft verfasste[13], den Bologna-Prozess einer umfassenden Kritik. Er nennt Ross und Reiter, pocht auf die gemeinnützige Aufgabe der Bildung gegenüber egoistischen Wirtschaftsinteressen und geißelt die Lobbyhörigkeit der Politik: "Unser Bildungssystem fungiert nicht als nahtlose Berufsvorbereitung für die Arbeitgeberschaft oder als exklusives Forschungslabor für die Zahlungskräftigsten."[14]
Er kritisiert im Detail die eingeführten Hochschulräte – dem Rektorat neuerdings zur Seite gestellte "Aufsichtsräte" zur Steuerung der Hochschulen –, die meist von Industrievertretern dominiert werden. So sitzen bei hochschulpolitischen Entscheidungen der Technischen Universität München die Allianz AG, die E.on AG, Roland Berger (persönlich), Siemens AG und Burda Media mit am Tisch.[15] Die Analyse von der Oelsnitz' blickt – anders als die der meisten seiner Kollegen – über den disziplinären Tellerrand hinaus:
Das Bildungsangebot wird durch die schleichende Kommerzialisierung... zur Ware... so verplant Thüringen inzwischen jeden dritten Euro für Marketing und Außendarstellung statt für bessere Studienbedingungen. Was für eine Fehlallokation (...) Die Verelendung des öffentlichen Bildungswesens könnte aber durchaus Teil einer durchdachten Strategie sein. Nicht nur, dass die Absolventen dadurch immer einseitiger auf die Belange der Wirtschaft ausgerichtet werden – die zunehmende Entstaatlichung der Hochschulen und ihre Öffnung gegenüber profitorientierten Akteuren kann so zugleich als letzte Option zur Rettung der alten Qualitätsstandards ins Spiel gebracht werden.
Dietrich von der Oelsnitz[16]
Zur notwendigen Stärkung der Finanzierung der Hochschulen möchte Oelsnitz sogar kapitalkräftigen Akteuren die Steuerschlupflöcher stopfen, um bislang der Allgemeinheit vorenthaltene Profite in die Bildung umzulenken:
...sollte unter anderem das deutsche Stiftungsrecht überdacht werden. Es kann nicht sein, dass einzelne extrem unternehmernahe Stiftungen ihre gewerblichen Interessen auf Kosten des Steuerzahlers fördern dürfen. Die Bertelsmann-Stiftung ist hierfür wiederum ein besonders markantes Beispiel.
Dietrich von der Oelsnitz[17]
auszüge aus:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30534/1.html