@Obrien> Allerdings sind Grundzüge der Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft nicht sonderlich
> schwer zu erlernen und von Mitarbeitern meines Betriebs würde ich auch selbige
> erwarten, zumindest wenn sie mitbestimmen möchten. Auch wenn Wiwis das nicht
> gerne hören, mit dem Anspruch von Elemntarteilchenphysik kann die BWL nicht
> mithalten
Tut mir leid, aber dem widerspreche ich energisch. Es gibt nur sehr, sehr wenige Leute, die die Grundlagen von BWL verstehen. Das lässt sich recht einfach nachweisen - BWL ist das Studienfach mit der zweithöchsten Anzahl an Abbrechern (die höchste Quote findet sich bei IT'lern). Leute, die behaupten, sie hätten es verstanden, kenne ich viele. Leute mit Ahnung habe ich bis jetzt hingegen selten getroffen. Ahnungslosigkeit in diesem Bereich findet man sogar im Management; und allzu häufig ist das bereits ein Teil des Übels.
Wenn ich mir jetzt vorstelle, das Leute, die in den Grundlagen noch schlechter unterrichtet sind als die Leute, die es jetzt machen, Mitsprache bei strategischen Unternehmensentscheidungen treffen, dann sehe ich schwarz.
Ich hatte mal einen lustigen Job bei einem sehr großen Deutschen Unternehmen. Ich musste Projektberichte sämtlicher Projekte prüfen.
Dabei sind mir eine handvoll Manager aufgefallen. Äußerst kompetente Menschen. Nämlich die Minderzahl, die es geschafft hat, Projekte in der vorgegebenen Zeit innerhalb des vorgegebenen Budgets zu erledigen. Ich habe diese Leute gefragt, was sie anders machen als die anderen Manager.
Als Antwort erhielt ich ellenlange Vorträge zum Thema BWL. Diese Leute konnten das regelrecht singen. Irgendwo müssen sie Recht gehabt haben, denn ihre Projekte haben ja gehalten, was sie versprochen haben.
Der überwiegende Rest der Manager war eben nicht so. Da wurde geschludert. Projekte haben sich verspätet, wurden viel teurer, bei einigen gab es große Fluktuationen der Mitarbeiter. Auch dort habe ich gefragt, woran es denn liegen könnte. Laut den Managern lag es wahlweise an faulen Mitarbeitern, am dämlichen Multiprojektmanagment, an unvorhersehbaren Ereignissen oder schlichtweg an Pech. BWL hielten diese Leute für eine Art Blendwerk, mit dem man Text einen Zuckerguss geben kann. Das haben sie auch ziemlich unverblümt geäußert.
Der Witz ist, das die Äußerungen der Planlosen hervorragend bei Mitarbeitern ankam. Denn eine ausgeklügelte betriebswirtschaftliche Darstellung der entsprechenden Vorgänge ist ziemlich komplex. Da ist es viel einfacher, einen möglichst greifbaren Sündenbock zu finden und die Schuld darauf zu schieben.
Natürlich ist dieses Problem größenabhängig. Bei einer Firma, die nur drei Mitarbeiter hat, ist die Sache in der Regel natürlich etwas einfacher als bei einer, die dreitausend Mitarbeiter hat.
> Aber ebispielsweise könnten Mitarbeiter mit Stammaktien sehrwohl an der
> Hauptversammlung teilnehmen und über Grundsatzentscheidungen mit abstimmen
> oder ähnlich wie das Depotstimmrecht der Banken, einen gewählten und
> kompetenten Vertreter in die Aktionsversammlung entsenden. Möglichkeiten einer
> sinnvollen Partizipation gibt es viele, sofern man die nötige Phantasie und den
> Willen hat, etwas zu ändern.
Das klingt schon anders, aber jetzt fehlen mir handfeste Prinzipien, nach denen man es regeln kann. Zudem - glaubst Du wirklich, der einfache Fließbandarbeiter kann überschauen, welche Auswirkungen es hat, wenn der Betrieb sein Engagement in Asien verstärkt? Wie oben ausgeführt, ist das viel zu häufig nicht einmal dem Management klar.
Wenn Du das ganze auf überschaubare Entscheidungen begrenzt, könnten Dir wichtige, strategische Entscheidungen entgehen. Mir ist unklar, wie Du das regeln willst, aber ich lasse mich gerne mit Beispielen oder Ideen überraschen.