Und dann kam Bertelsmann
April 5, 2009
Wir hatten in unserem Kindergarten gerade nichts zu tun- außer Kinder trösten, wickeln, ein Theaterstück vorbereiten, Fenster putzen, den Parktikanten zeigen, wie man behutsam mit den Kleinen umgeht, Geschirr schleppen, Eltern informieren, über die Kürzung unserer Gehälter nachdenken, Gelder für ein Spielgerät im Garten zu erbetteln…. Und da kam eine Einladung von der Stadt zu einem “Projekt”. Klang irgendwie verbindlich. Machte einen hochoffiziellen und wichtigen Eindruck. Da man sich’s besser nicht verscherzt mit den Jugendämtern und dem Trägerverband, geht man halt hin. In den letzten Jahren waren ” Projekte”, “Kampagnen” und “Innovationen” immer verbunden mit noch mehr Arbeit, die immer unsinniger wurde:
Der elende Versuch Qualitätsmanagement der privatwirtschaftlichen Art in die soziale Arbeit zu übertragen hat viele Kindergärten den letzten Nerv gekostet. Dieser Preis ist hoch, weil gute Nerven das Wichtigste in unserer Arbeit sind.
Oder die Tests. Es wurde suggeriert, dass man Kinder ständig testen muss und mit Entwicklungsbögen eine regelrechte Rasterfahndung nach Defiziten führen sollte.
Oder die Anleitungen zur Sprachförderung, zur Aggressionsminderung, zum Einsatz von Humor, zur Adipositasvorbeugung, zum besseren Umweltbewußtsein…..
Jeder Verein, jeder Interessenverband, jeder Fachbereich der Uni hat schon versucht, in die Kindergärten vorzurücken und Einfluss zu nehmen auf das Verhalten, die Inhalte und die Einstellungen und Haltungen der Erzieherinnen und Eltern.
Wir waren also gewarnt - bevor Bertelsmann kam.
Aber vor Bertelsmann hat uns keiner gewarnt. [...]
rest im blog:
http://www.kinderwarte.de/?p=16 (Archiv-Version vom 30.06.2009)