Kriegsgrund (Trink-)wasser?
28.06.2008 um 21:59auf alle fälle die richtige lösung -
Unter all dem leidet natürlich in erster Linie die Bevölkerung: Chinas Gesundheitsministerium gab im Mai 2007 bekannt, Krebs sei nun die führende Todesursache im Land, was vermutlich auf die zunehmende Verschmutzung der Umwelt zurückzuführen sei, insbesondere auf das schadstoffverseuchte Trinkwasser. Gegenwärtig gelten nur gerade 28 Prozent der Wasserressourcen im Land als trinkbar. Laut Angaben des Umweltschutzministeriums sterben jedes Jahr durchschnittlich 5 Millionen Chinesen an tödlichen Krankheiten, die direkt durch verseuchtes Wasser verursacht werden. Die vor kurzem angelaufene Kampagne für sauberes Wasser ist deshalb unser bisher mit Abstand ehrgeizigstes Projekt.
Verschmutzung kennt keine Landesgrenzen, und die chinesischen Umweltprobleme haben Auswirkungen auf die ganze Welt. China ist heute nicht nur einer der weltgrössten Konsumenten von natürlichen Ressourcen, sondern auch ein führender Erzeuger von Treibhausgasen. Das Land ist also gleichzeitig Opfer und Verursacher des Klimawandels.
Greenpeace hat in den vergangenen Jahren verschiedene Expeditionen unternommen, um die Auswirkungen des Klimawandels auf China zu untersuchen. Unsere Nachforschungen im Himalaya – dem Wasserschloss Asiens – haben ergeben, dass sich die Gletscher der Region auf einem anhaltenden Rückzug befinden. Da die grössten Ströme Asiens – Gelber Fluss, Yangtse, Ganges und Mekong – alle im Himalaya-Gebiet entspringen, bahnt sich hier ein Drama an, das für hunderte Millionen von Menschen weit ausserhalb der Grenzen Chinas katastrophale Folgen haben könnte.
Heute leben 75 Prozent der Menschen, die Probleme mit der Wasserversorgung haben, in Asien. Besonders bedrohlich ist die Lage in China, wo nach Regierungsangaben 320 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Mehrere Chemieunfälle in jüngster Zeit unterstreichen die wirtschaftlichen und sozialen Kosten des Problems. Die Umweltorganisation WWF warnt besonders vor einer Verseuchung des Jangtse, des größten Flusses Chinas. Die meisten petrochemischen Anlagen des Landes stehen am Ufer des Jangtse. Umweltaktivisten warnen, ein Chemieunfall hätte schreckliche Konsequenzen.
In China werden die meisten Chemieabfälle noch immer ungefiltert in die Flüsse geleitet. Die Folge: Das Wasser in etwa der Hälfte der Flüsse und Seen kann nicht mehr getrunken werden, die dort gefangenen Fische sind für den Verzehr nicht geeignet. In dem am schlimmsten betroffenen Regionen kann das Wasser nicht einmal mehr für die Bewässerung der Felder benutzt werden.
Dabei sind gerade die Bauern besonders auf das Wasser angewiesen. Mehr als zwei Drittel des Wassers weltweit - 70 Prozent - würden von der Landwirtschaft verbraucht, erklärten Teilnehmer des Weltwasserforums in Mexiko-Stadt am Wochenende. Ein großer Teil davon werde verschwendet, zum Teil durch marode Bewässerungssysteme. Der World Wide Fund for Nature (WWF) wies daraufhin, das in ineffizienten Bewässerungssystemen 30 bis 40 Prozent des Wassers verschwendet würden.
Die Asiatische Entwicklungsbank will jetzt gegensteuern und sauberes Trinkwasser und sanitäre Anlagen für etwa 200 Millionen Menschen zur Verfügung stellen. Außerdem sollen verbesserte Entwässerungssysteme das Überschwemmungsrisiko für rund 140 Millionen weitere Menschen senken. Als betroffene Länder wurden China, Indien, Indonesien, Pakistan und Vietnam genannt.