Niurick schrieb:
"Auf der anderen Seite soll hier der Einfluss der Politik geltend gemacht werden, um das fehlende Bewusstsein für die Wertigkeit der eigenen Leistungen auszugleichen.
Das, was die Arbeitgeber beim Lohndumping schaffen, sollten sich die Arbeitnehmer als Beispiel nehmen. (und das Prinzip umdrehen, versteht sich)"
Es lohnt sich, über diese Aussage sehr gut nachzudenken.
Das fehlende Bewußtsein für die Wertigkeit der eigenen Leistungen.
Wie, zunächst mal, erlangt man (heutzutage noch)ein solches Bewußtsein in bezug auf die eigene Leistung?
Beispiel für einen Idealfall:
Ein Jugendlicher findet einen Ausbildungsplatz in einem von ihm angestrebten Berufszweig. Nach erfolgreichem Abschluß seiner Lehre wird er vom Betrieb übernommen und kann mit Freude an weiteren Anforderungen wachsen, nimmt an Fortbildungslehrgängen teil,... kurz, der Beruf ist ihm Berufung und er entwickelt dieses Bewußtsein, kommt , solcherart gerüstet,auch besser beim Arbeitgeber an,wenn es z.B. um Gehaltserhöhung oder einen Stellenwechsel geht.
Ganz anders sieht es doch aus beim Jugendlichen mit weitaus weniger guten Startchancen.Wie soll ein Selbstwertbewußtsein entstehen, wenn kein Ausbildungsplatz in Sicht ist? Gehen wir mal davon aus, dass es nicht an mangelnden schulischen Leistungen lag.
Oder beim Student, der sich nach erfolgreichem Abi als 'ewiger Praktikant' von Job zu Job kämpfen muß?
Was geschieht in der Psyche eines Arbeitnehmers über 50, dessen Arbeitsplatz -nach jahrelanger Betriebszugehörigkeit -wegrationalisiert wurde und der sich nun , falls er überhaupt noch eine Stelle findet, die seinem Können und seiner Erfahrung angemessen ist, u.U. mit einem Minimal seines bisherigen Verdienstes( und allen belastenden Umständen, die damit einhergehen) zufrieden geben muß?
Pauchal gesagt 'kannst du was, dann bist du was' - das gilt doch schon lange nicht mehr.
Wie also eine solche Selbstwertschätzung heutzutage neu definieren?
Niurick, Du schreibst, Du kennst den Markt ebenso auch von der Seite des Arbeitgebers.
Nach welchen Kriterien würdest Du einen Mitarbeiter einstellen?
Worauf käme es Dir als Arbeitgeber dabei an?
Und wo es um das Gehalt eines qualifizierten Mitarbeiters geht - ist es denn nicht eine Frage der Betriebsgröße und Rentabilität, ob sich der Arbeitgeber den Mann/die Frau auch leisten kann?
Viele kleinere Unternehmen können nicht, und viele großen wollen nicht, wenn es um angemessene Löhne geht.
Bei Arbeitssuchenden über 50 geht es schon dahin,dass die Arbeitsagentur den Arbeitgeber dafür bezahlt, dass er den Mitarbeiter einstellt. Ich weiß nicht, ob dabei berücksichtigt wird, ob das Unternehmen diesen Zuschuß auch nötig hätte!
Ein anderes Beispiel: wenn eine Bekleidungshaus nach gelungener Expansion zum Vielfach-Filialunternehmen nun nicht mehr primär das Ziel hat,durch qualifizierte Mitarbeiter, auf die zunächst großer Wert gelegt wurde, Konfektion an den Mann/die Frau zu bringen, sondern mit dem erwirtschafteten Kapital in die Immobilienbranche einsteigt, werden die Schwerpunkte anders gesetzt .Mindestlohn kommt kurz vor Schließung 'unrentabel' gewordener Textilfilalen?
Inwiefern KANN nach geltenden Gesetzen, eine demokratische Politik hier regelnd eingreifen, ohne die heilige Kuh 'freie Marktwirtschaft' zu schlachten?
Und wie sähe das nun aus, was Du vorschlägst, mit dem 'umgedrehten Prinzip'?
Im übrigen finde ich die Idee
@yoyo sehr gut: wenn schon ein Mindestlohn,statt dem was wirklich von der Arbeitsleistung aus gesehen - verdient - wäre, dann sollte er standortabhängig sein.