Nachricht vom 19.09.2007 | 16:32
Jim Rogers und Marc Faber erwarten eine Rezession – Gold als sicherer Hafen
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Die Börsenlegenden Jim Rogers und Marc Faber äußerten sich gestern unisono skeptisch über die Zinssenkung des US-Notenbankchefs Ben Bernanke.
Rogers: „Jedes Mal, wenn das Fed seine Freunde an der Wall Street retten will, wird die Situation schlimmer.“ So Rogers bei Bloomberg. „ Wenn Bernanke die Druckmaschinen schneller drucken lässt, als er es ohnehin schon tut, dann werden wir eine ernste Rezession erleben. Der Dollar wird kollabieren und der Anleihenmarkt wird kollabieren. Es wird eine Menge Probleme in den USA geben.“
Die Unstimmigkeiten bei den schlecht abgesicherten Hauskrediten hatten einen Anstieg der weltweiten Kreditkosten zur Folge und haben zu Verlusten bei Investmentfonds und Banken die sich bei den Aktien der Kreditunternehmen verspekuliert haben.
Nach der gestrigen Zinssenkung konnte der Dow Jones Industrial Index den stärksten Zuwachs seit vier Jahren verzeichnen. Gleichzeitig fiel der US Dollar gegenüber dem Euro auf ein Rekordtief.
Marc Faber sagte dazu: „Die Gründ für die Probleme, die wir heute haben, sind die künstlich niedriggehaltenen Zinsen, einer expansive Währungspolitik und ein extrem schnelles Kreditwachstum, das von einem völlig verantwortungslosen Fed auch noch forciert wurde. Es ist Selbstmord, die Zinsraten zu senken.“
Jim Rogers empfiehlt: „Sie (das Fed) sollten so schnell wie möglich etwas tun, um die Inflation zu stoppen. Wenn jetzt nichts geschieht, die Fed nicht jetzt die Probleme im Keim erstickt, dann werden die Probleme noch viel größer werden.“ Rogers führt fort: Die heutige Zinsentscheidung „soll einige der gegensätzlichen Effekte auf die Wirtschaft verhindern, die ansonsten durch zerrüttete Geldmärkte entstehen würden. Das Fed wird sich hinstellen, als würde es gebraucht, um die Preisstabilität und Wirtschaftswachstum sicherzustellen.“
Die Fed selbst sieht sich nicht in einer solchen Position. Fed-Chef Bernanke sagte, dass es nicht in den Verantwortungsbereich des Fed falle und auch nicht angemessen wäre, die Geldgeber und Investoren vor den Konsequenzen ihrer Entscheidungen zu schützen.
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http://www.wallstreet-online.de/nachrichten/nachricht/2154007.htmlDIE WELT, 19. Oktober 2007, Seite 17
Dr. Doom warnt vor schleichendem Crash
Börsen-Guru Marc Faber sieht Geldwertverlust als Hauptgefahr für Anleger
Börsenguru Marc Faber hat nicht nur den Wall-Street-Crash von 1987, sondern auch die Japan-Baisse der Neunzigerjahre und das Platzen der Technologie-Blase zur Jahrtausendwende vorhergesagt. Für den auch als "Dr. Doom" (Dr. Unheil) bekannten Skeptiker unter den Investoren steht fest: Jeder Börsenkrach verläuft anders, aber nach vier Jahren Bullenmarkt sollten Anleger auf der Hut sein.
DIE WELT: Herr Faber, kann sich ein Crash wie 1987, als der Dow Jones an einem Tag um fast 23 Prozent abstürzte, heute wiederholen?
Marc Faber: In der gleichen Form wie damals vermutlich nicht. Bei einem Kurssturz von mehr als zehn Prozent würde höchstwahrscheinlich das Plunge Protection Team an der Wall Street intervenieren und den Markt kurzfristig stützen. Diese nie offiziell bestätigte Sondereinsatzgruppe ist von der US-Reagierung ins Leben gerufen worden und soll größere Einbrüche durch den Kauf von Aktien abfedern. Zudem dürfte dann auch die US-Notenbank Federal Reserve Liquiditätsspritzen in den Markt geben, wie sie es seit Alan Greenspans Zeiten immer getan hat.
DIE WELT: Anleger brauchen sich also nicht vor einem Crash wie vor 20 Jahren zu fürchten?
Marc Faber: Ganz so einfach ist es nicht. ... Gerade geopolitische Schocks können jederzeit Kursstürze dieser Größenordnung auslösen. Dies umso mehr, als die fundamentalen Probleme der US-Wirtschaft immer größer werden. ... Am meisten Sorge bereitet die immense Verschuldung in den USA, die sich inzwischen auf das Fünffache der gesamten Wirtschaftsleistung beläuft. Um dem ökonomischen Bankrott zu entgehen, haben die Amerikaner kaum eine andere Wahl, als ihre Währung abzuwerten. ... es ist zu erwarten, dass der Dollar weiter an Wert verliert. Die Inflationierung wird sogar noch zunehmen. Das ist politisch gewollt. Und die Niedrigzinspolitik der Federal Reserve wird auf absehbare Zeit genau das bewirken. ... Ich sehe da die Gefahr eines Abwertungswettrennens.
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DIE WELT: Und wann kracht es?
Marc Faber: Ich würde sagen, irgendwann zwischen heute und dem Beginn der Olympischen Spiele in Peking Mitte 2008. Darauf deutet die exponentielle Kursentwicklung hin. In Shanghai und Shenzhen schießen die Notierungen ja immer schneller nach oben. Das ist ein typisches Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Crash. Außerdem kommt es vor Großereignissen wie Olympischen Spielen oder Weltausstellungen häufig zum finalen Ausverkauf ... Es würde mich nicht wundern, wenn die chinesischen Aktienmärkte um 50 Prozent oder mehr einbrechen.
DIE WELT, 19. Oktober 2007, Seite 20
Die Kurse bei Dax und Dow werden sich halbieren
Crash-Guru von 1987prophezeit neuen Kurseinbruch
Seit Roland Leuschel den Einbruch von 1987 rechtzeitig prophezeite, gilt er als Crash-Prophet. Jetzt, da der deutsche Aktienindex kurz vor seinem Allzeithoch notiert, warnt der 69-Jährige 20 Jahre nach dem Mega-Crash erneut vor einem Absturz.
Foto: AFPMega-Crash am 19. Oktober 1987: Leuschel sieht viele Parallelen
WELT ONLINE: Herr Leuschel, Sie sind der einzige Experte weit und breit, der vor einem Crash warnt. Wie lebt es sich als Einzelgänger?
Roland Leuschel: Ich habe mich daran gewöhnt, von anderen für meine düsteren Prognosen belächelt zu werden. Bereits vor 20 Jahren stand ich mit meiner Meinung ziemlich allein da. Das mag daran liegen, dass die meisten Bankenprofis nicht unabhängig sind, sondern vor allem den Verkauf von Produkten vorantreiben sollen.
WELT ONLINE: Fürs Geschäft ist eine pessimistische Grundhaltung abträglich. Leuschel: Richtig. Aber was vielleicht noch schwerer wiegt: Viele Analysten wurden vom mittlerweile fünf Jahre andauernden Kursaufschwung weich gekocht. Sie extrapolieren die gute Vergangenheit einfach in die Zukunft und verlieren damit jegliche kritische Distanz. Das war auch 1987 der Fall. Wenn niemand an den Crash glaubt, dann steht er kurz bevor.
WELT ONLINE: Sehen Sie weitere Parallelen zwischen damals und heute?
Leuschel: ... In vielen Punkten ähnelt die Situation jener von 1987. Schauen Sie doch nur auf den momentanen Dollarkollaps. Das war in der Endphase vor dem Crash von 1987 nicht anders. Schauen Sie auf die Kursentwicklung. Der Dax hat sich in den vergangenen Jahren annähernd vervierfacht - das war auch vor 20 Jahren der Fall. Solche Zuwächse können gar nicht nachhaltig sein, das sagt mir der gesunde Menschenverstand. Nehmen Sie den Wahnsinn bei Fusionen und Übernahmen. Genauso wie die Inflation, die auch heute wieder zum Problem werden könnte.
WELT ONLINE: Was aber diesmal fehlt, ist ein genereller Überschwang am Markt. Und ohne die wird es kaum zu einem Crash kommen.
Leuschel: Und ob es den gibt. Ich messe den Überschwang aber nicht an dem, was die Leute auf der Straße oder auf Partys sagen, sondern daran, wie sie handeln. In den USA werden so viele Aktien auf Pump gekauft wie sonst nur in ähnlichen Übertreibungsphasen.
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WELT ONLINE: Mit welchen Folgen rechnen Sie?
Leuschel: Die Kurse werden sich halbieren. (siehe links, Anm. Berndt) Ein Dax von 4000 Punkten, oder ein Dow Jones von 7000 Zählern sind nicht auszuschließen.
WELT ONLINE: Und das an einem Tag? Leuschel: Das sicher nicht. Nach den Erfahrungen der Vergangenheit wurde ein Sicherheitsnetz eingezogen, das solch einen drastischen Absturz verhindert. Ich gehe fest von einem Crash auf Raten aus.
WELT ONLINE: Was empfehlen Sie Anlegern?
Leuschel: Ich habe einen Großteil meines Vermögens in Bargeld angelegt, allerdings in Euro. Früher hätte ich amerikanische Staatsanleihen gekauft, aber weder in Bonds noch in den US-Dollar habe ich noch das dafür nötige Vertrauen. Für den Fall der Fälle besteht mein Depot zu etwa 25 Prozent aus physischem Gold, das in verschiedenen Bankentresoren lagert. Daneben bin ich auf den Dax short gegangen, im Klartext: Ich habe ein Produkt auf den Short-Dax gekauft, das dann steigt, wenn der Dax fällt. Sollte der Dax entgegen meiner Erwartung auf 10 000 Punkte steigen, verdopple ich die Short-Dax-Position.