@Somayyeh Ja, dunkel erinnere ich mich an die mißglückte Befreiungsaktion - ehrlich gesagt, habe ich damals mit weit mehr Einsatz seitens der USA gerechnet. Es gab kleinere Aktionen. Wie gesagt, an Eagle Claw erinnere ich mich wieder. Das ist schon 30 Jahre her, ich war damals 22. Wir haben mit mehr militärischer Aktion gerechnet. Vor allem als R.Reagan Präsident wurde. Wir dachten, daß die USA wieder den Schah helfen, wie sie es 1953 schon mal taten.
Das ist mir bewußt, daß fast alle islamischen Länder gegen den Iran sind. (Iran ist ein shiitischer Staat und die anderen islamischen Länder sind Sunniten - seit dem Tod Mohammeds gab es immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den beiden islamischen Gruppen. Dabei geht es um die Nachfolge von Mohammed. Die Sunniten meinen, daß jeder Religionsführer werden kann, wenn er gewählt wird. Die Shiiten sind der Ansicht, daß nur blutsverwandte Mohammeds seine Nachfolge antreten darf.
Saudi Arabien mit ihrem Königshaus und Stammesführern, war schon immer sehr kritisch gegenüber dem Iran eingestellt - bis heute. Es gab schon Anschläge von Shiiten in Mekka. Als Khomeini an die Macht kam, blickten das Königshaus von Saudi skeptisch Richtung Iran. Saudi war schon immer westlich orientiert.
Der islamische Klerus bewunderte Khomeini. All die islamischen Prediger, Fundamentalisten.....für sie war Khomeini eine Art Vorbild. Das habe ich selbst gehört von einigen Predigern (Interviews). Der konservative islamische Klerus war von Khomeini begeistert, da er sich alleine gegen die USA gestellt hat. Hingegen die weltlichen, westlich orientierten Führer oder Regierungen, wie in Saudi, Jordanien, Ägypten, Irak, Pakistan....sie wollten ihn natürlich nicht. Das bezieht sich nur auf die Regierungen - die Prediger und Fundamentalisten respektieren ihn und sahen, daß auch sie an die Macht kommen können. Denn der Schah war ein überzeugter Gegner des konservativen islamischen Klerus - Fundamentalisten.
Ich sprach vom Klerus in der islamischen Welt, von dieser Seite kam die Bewunderung, natürlich nicht von den Regierungen, das ist klar.
Ich war 1976 das erste Mal in der Türkei, das zweite Mal kurz nach der Kulturrevolution 1983. In einigen Städten in Anatolien merkte ich, daß diese Kulturrevolution oder islamische Renaissance bei den streng gläubigen Moslems 0durchaus gewisse Sympathien geweckt hat. Das war auch gewollt, seitens der Mullahs. Viele islamische Gruppen, vor allem shiitische Gruppen wurden von der neuen Mullah Regierung unterstützt.
Bis Ende der 70er Jahre sah man kaum eine junge Frau in den Städten, wie Istanbul, Kairo, Teheran....welche ein Kopftuch trug. Im Laufe der 80er und 90er Jahre kam das Kopftuch auch bei den jungen Leuten wieder in Mode, es kam zu einer Art islamischer Bewegung bei dieser jungen Generation.
Die Frauen in meinem Alter, welche sich damals in den 70ern sich davon lösten, verstehen oft die jungen Frauen nicht, wenn sie ein Kopftuch freiwillig tragen. Ich spreche nur von den Städten. Unlängst sah ich wieder einen Film von 1970 - der ägytische Präsident Nasser sprach mehrmals zum Volk, das war in Kairo und Alexandria. Keine einizge jungen Frau hatte ein Kopftuch. Damals war bei den städtischen islamischen Frauen westliches Outfit modern - Dauerwellen und dunkle Brillen und eine Zigarette mit Zigarettenspitz.
Heute fliege ich noch ab und zu nach Kairo oder nach Istanbul, das Straßenbild hat sich verändert. Fast alle junge Frauen haben ein Kopftuch. Nicht nur das - man sieht im Vergleich zu den 60er und 70er Jahre eine Kehrtwendung zur Religion und Tradition.
Das erste Mal war ich 1978 in Kairo und 76 in Stanbul, ich plaudere oft mit den Leuten - die meisten jungen Leute von damals waren westlich orientiert und wollten mit dem Koran nichts zu tun haben. Das ist heute anders! Viele der jüngeren Generation ist wieder islamisch orientiert, nicht alle, aber recht viele.
Auch im Bezug auf Krieg - ich war auch erstaunt, daß mir einige junge Männer erklärten, daß sie am liebsten im Irak gegen die US Armee kämpfen würden (ich war in Kairo Frühjahr 2003) Um ihren moslemischen Brüder zu helfen. Es gibt andere junge Männer auch - doch man merkt im Vergleich vor 30-40 Jahren ein anderes Bewußtsein zum Islam und zur Tradition. Das war früher nicht so stark.
Begonnen hat es meiner Meinung nach mit Khomeini und der Kulturrevolution 79-80. Ich war damals 22 Jahre alt, diese Strecke von Istanbul - Teheran - Kabul - Lahore nach Indien war die bekannte "Hippie-Overland Tour" ab 1980 hörte sich das auf. Die Sowjets besetzten Afghanistan - eine gute Freundin war grad am 25.12.79 in Kabul (wir wollten uns treffen um gemeinsam nach Indien zu fahren). Sie schrieb mir einen Brief in die Türkei, daß sie schleunigst die Flucht ergreifen mußte, als die sowjetischen Hubschrauber über Kabul flogen und auf die Menschen schossen. All die langhaarigen Tramper und Freaks mußten Afghanistan schleunigst verlassen, das war genau am 25.12.1979. Sie fand noch einen Platz in einem Bus nach Istanbul. Sie hat mir einiges erzählt, was die Sowjets in diesem Land aufgeführt haben. Dann mußtensie noch durch den Iran, dort wars auch noch sehr chaotisch, sagte sie.
All die Hippies waren froh, als sie wieder in der Türkei waren. Ab diesem Zeitpunkt, seit 1980 veränderte sich das Bewußtsein der Bevölkerung - in Richtung Tradition und Religion. Auch die Afghanis hörten damals gerne die Rolling Stones oder die Pink Floyd und rauchten ihre Pfeife dazu. So war es einmal in Afghanistan.
Von einem Tag auf den anderen änderte sich alles - die Vorfälle im Iran und Afghanistan hatte eine immense Auswirkung auf alle anderen islamischen Länder und vor allem auf die Bevölkerung. Plötzlich war die USA nicht mehr ihr Freund sondern die "Hand des Satans". Die damals jungen und ausgeflippten Afghanis sind heute 55-65 Jahre alt. Die meisten flohen aus diesem Land. Manche veränderten sich, wie Osama bin Laden. Viele der jungen Afghanis, Araber, Ägypter....wurden zu Heiligen Kriegern oder Mudschaheddin. Das bekanntestes Beispiel ist Osama bin Laden. Er ist in meinem Alter, auch er war in den 70er Jahren völlig anders. Trug Jeans, hatte seine langen gewellten Haare - war ein fescher junge Mann. Er und seine Geschwister konnten sich alles leisten im Westen. Er hat sich für den "spirutellen Trip" entschieden. Es war vor allem die Armut unter der ländlichen Bevölkerung - sie hatten nichts vom Tourismus in Afghanistan.
Die anderen Afghanis, Perser, Araber...., die nicht auf diesen "spirituellen Trip" waren, gingen in den Westen. Anfang der 80er Jahre kame viele junge Afghanis auch nach Wien.
Khomeini im Zusammenhang mit der Besetzung Afghanistans durch die Rote Armee, das hat diese islamische Bewegung ausgelöst. Als der Schah oder Nasser oder König Hussain noch lebten, waren die Menschen pro-american eingestellt. Das änderte sich wahrlich innerhalb von nur wenigen Monaten.
Das meinte ich - wie gesagt, dunkel kann ich mich an den mißglückten Befreiungsversuch im Iran erinnern. Der ging daneben. Ich habe diese Eingriffe nicht wirklich als militärischen Schlag der USA bewertet. Ich - und viele andere damals auch - dachten uns, daß die USA diese Schmach sicher nicht auf sich sitzen läßt. Sie werden einen massive militärischen Schlag gegen den Iran unternehmen. Davon waren viele überzeugt........
Entschuldigung - ich wollte nur 15 Zeilen tippen.
LG aus Wien!