Schwere Vorwürfe gegen US-ArmeeWashington. Mehr als eine Blamage hat Bradley Manning der US-Armee eingebracht: Der Feldwebel spielte der Enthüllungsplattform Wikileaks brisantes Material zu. Nach Angaben eines Freundes wird er in US-Haft gefoltert.Sein Ziel war es, Folter und andere Missstände in den Reihen des US-Militärs ans Tageslicht zu bringen. Nun wird der 23-jährige Feldwebel Bradley Manning auf einem US-Militärstützpunkt offenbar ebenfalls gefoltert. Das Vergehen: Manning spielte Wikileaks-Gründer Julian Assange streng vertrauliche Unterlagen zu, die Morde an unschuldigen Zivilisten und andere Übergriffe im Irak und in Afghanistan dokumentieren. Bürgerrechtsorganisationen gehen auf die Barrikaden und haben US-Präsident Barack Obama zum Einschreiten aufgefordert.
Mit seinem Bataillion am Rande der irakischen Hauptstadt von Bagdad stationiert, hatte der junge Feldwebel Manning, der erst wenige Monate zuvor der US-Armee beigetreten war, unerklärlicherweise Zugang zum "Siprnet", einer geheimen Datenbank, über die das US-Verteidigungsministerium Informationen mit Militäroffizieren austauscht. An die Internetplattform Wikileaks schickte der noch unerfahrene Soldat heikle Videos: Von einer Serie von Hubschrauberangriffen in Bagdad, bei der im Juli 2007 drei Kinder, zwei Reporter der Nachrichtenagentur Reuters sowie andere Zivilisten getötet wurden. Auch bekam Wikileaks Bilder vom Granai-Massaker, bei dem in der gleichnamigen afghanischen Stadt bis zu 145 Zivilisten ums Leben kamen, die meisten von ihnen Kinder. Dazu kamen über 2500 E-Mails und Videos, die über das streng vertrauliche "Siprnet" liefen.
Die Verbreitung der Videoaufzeichnungen durch Wikileaks entwickelte sich in der Folge zur größten Blamage für die US-Streikräfte seit dem Gefängnisskandal von Abu Ghraib. Nachdem ein prominenter Hacker ihn verraten hatte, wurde Manning im Juli 2010 wegen des "unerlaubten Herunterladens vertraulicher Informationen auf einen Privatcomputer" und der "Weitergabe militärischer Dokumente an einen nicht autorisierten Dritten" angeklagt. Im Klartext heißt das: Staatsverrat.
Der Preis, den der Informant dafür zahlt, ist hoch. Seit Monaten sitzt Manning auf dem Marinestützpunkt Quantico südlich von Washington in einer dunklen, winzigen Zelle. Eine Stunde am Tag wird er aus der Isolierhaft geführt und muss in einem anderen Raum im Kreis gehen. Alle paar Minuten fragen ihn Marineoffiziere lakonisch, ob es ihm "gut geht". Setzen darf sich Manning angeblich nur dann, wenn er Aussagen macht oder Informationen liefert, die als Beweise gegen Julian Assange verwendet werden könnten.
Mannings Freund David House, einer der wenigen Menschen, die ihn in der Haft besuchen durften, berichtet auch von anderen Missbräuchen: Der Feldwebel könne kaum schlafen, weil nachts ein grelles Neonlicht in seine Zelle strahlt. Er darf weder Zeitungen noch Bücher lesen und darf nur in seiner Unterhose und mit einer dünnen Decke auf einer rauen Teppichfläche liegen. Von der Außenwelt wird er völlig abgeschnitten. Früher durfte Manning noch Besuche von House erhalten. Der muss nun aber ebenso wie die Familie des Soldaten fernbleiben. David House hatte nämlich in einem Blog über die Misshandlung geschrieben, eine weitere öffentliche Blamage für das US-Militär, das darauf mit einem kompletten Besuchsverbot reagierte. Manning leidet nach Darstellung seines Freundes unter Depressionen und wird auch von einem Militärpsychiater als selbstmordgefährdet eingestuft.
Mittlerweile beschweren sich auch Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch über die Misshandlung des Feldwebels, dessen Schuld nicht einmal bewiesen ist und der noch auf einen Prozesstermin wartet.
Zu Mannings größten Sympathisanten zählt Daniel Ellsberg, der vor 40 Jahren die legendären "Pentagon-Papiere" in den Medien lancierte, geheime Regierungsdokumente, die eklatante Fehlentscheidungen während des Vietnamkriegs belegten. "Bradley Manning sollte sofort auf freien Fuß gesetzt werden" ist Ellsberg überzeugt. "In einem Land, das wirklich an Freiheit, Offenheit und Demokratie glaubt, würde jemand, der krasse Missbräuche und dreiste Gesetzesverstöße aufdeckt, als Held gefeiert, nicht gefoltert."
http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/Schwere-Vorwuerfe-gegen-US-Armee;art4306,848138 (Archiv-Version vom 25.02.2011)_____________________________________________________________________________
MFG
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