Es war der neokonservative Kolumnist Charles Krauthammer, der Anfang der 1990er Jahre den'unipolaren Moment' ausrief und damit die (publizistische) Debatte um den künftigen Kursder US-Außenpolitik einleitete. Nach dem Ende der Sowjetunion und dem damit verbundenenAufstieg der USA zur einzigen Weltmacht genieße Amerika eine Machtfülle, die beispiellosin der neueren Geschichte sei. Dies eröffne die Möglichkeit, die internationale Umgebungvorteilhaft zu gestalten, weshalb die augenblickliche Position unter allen Umständengewahrt und ausgeweitet werden müsse. Nach den Anschlägen des 11.9.2001 gewannenVertreter dieser Position nochmals an Einfluss. Nur die verschärfte militärischeKontrolle und 'Befriedung' weiter Teile der Welt könne amerikanische Bürger vor demglobalen Chaos bewahren. Die Errichtung eines amerikanischen Imperiums und, damitverknüpft, die Verfolgung einer imperialen Strategie, wird nun von wichtigen Mitgliederndes außenpolitischen Establishments als conditio sine qua non amerikanischer Sicherheitund amerikanischen Wohlstands propagiert.
Zudem gewinnt ein akademischesLegitimationskonstrukt zunehmend an Einfluss, das die Zementierung amerikanischerHegemonie nicht nur als Interesse der USA, sondern der gesamten Staatengemeinschaftdeklariert. Zusammengefasst wird hierbei folgendermaßen argumentiert: Ein unipolaresSystem mit den USA an der Spitze sei die beste Möglichkeit, kriegerischeAuseinandersetzungen zu vermeiden. Aufgrund der permanenten staatlichenInteressenskonflikte drohe ansonsten immer die Gefahr einer militärischen Austragungdieser Streitigkeiten oder einer erneuten Blockkonfrontation. Nur wenn ein Staat (dieUSA) übermächtig und nahezu unangreifbar ist, würden diese Interessenskonflikte friedlich(im Sinne der USA) gelöst und damit Kriege verhindert.
Zwar seien die VereinigtenStaaten augenblicklich der unangefochtene Hegemon des internationalen Systems, diesePosition wäre allerdings permanent - z.B. wegen des Phänomens ungleicher Wachstumsraten -durch potenzielle Rivalen gefährdet, die ihrerseits alles daran setzen würden, dieVereinigten Staaten abzulösen. Jeder relative Machtverlust vergrößere somit nicht nur dieBedrohung der USA, sondern generell die Kriegsanfälligkeit des internationalen Systemsund müsse deshalb unter allen Umständen verhindert werden.
Dieses Konstrukt erfordertund legitimiert den ständigen Ausbau der militärisch-ökonomischen US-Führungsposition undmündet ebenfalls in der Forderung nach einer Pax Americana bzw. einem US-Imperium.Gleichzeitig wird damit versucht, eine im Wesentlichen egoistische Politik alspazifizierendes Element der Weltpolitik umzudeuten, an dessen Verfolgung allen Staatengelegen sein sollte.
Und genau diesem Konstrukt folgen die USA (bzw. derenReGIERende) mit Hilfe ihrer Verbündeten seit etlichen Jahren. Dass Konstrukte dieser Artschon in früheren Imperiumszeiten fehlschlugen und dass daraus keine Lehren gezogenwurden, das wird die USA wohl bald auch in der Neuzeit am eigenen Leibe erfahren müssen.
Eine lesenswerte Seite dazu:
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http://www.staytuned.at/sig/0027/32889.html (Archiv-Version vom 10.03.2007)