Ach komm hör doch auf mit der alten Leier das die Arbeitslosen selbst schuld sind anihrer Arbeitslosigkeit weil sie zu faul sind.
http://www.taz.de/pt/2005/08/29/a0180.1/text(...) Ich will Ihnen dieprekäre Lage eines Alg-II-Empfängers mal ganz kurz vor Augen führen, von den 345 Eurobleiben nach Abzug der Heißwasser- und Stromkosten, nach Abzug von Fahrtkosten, Bank- undPraxisgebühren, Grundgebühr für Telefon usw. kaum noch nennenswerte Beträge übrig fürLebensmittel, Tabak, Schwimmbad, Friseur. Da können Sie alles streichen, Zeitung, Bücher,Kultur, Kino, Essen gehen, Kleidung, den schnellen Internet-Zugang, Ihr Auto sowieso.Alg-II-Empfänger mit zu teuren Wohnungen haben ein halbes Jahr Zeit zum Umziehen,irgendwo an den Stadtrand oder in eine Hinterhauswohnung. Also das ist kein Leben, mittenim gesellschaftlichen Reichtum, den diese Herren der Hartz-Kommission ja ganzselbstverständlich und im Übermaß für sich in Anspruch nehmen. Nein, das ist staatlichverordnetes Vegetieren, jenseits vom normalen - noch normalen - gesellschaftlichen Leben.Was dabei herauskommt, ist die Produktion von Parias. Das ist dem Mittelstand und dengebildeten Schichten immer noch nicht klar, dass die Maßnahmen auch sie erfassen können,deshalb wundert mich eigentlich die Ruhe im Lande. (...)
(...) Wir wissen genau,es gibt keine Arbeitsplätze, aber ich stehe unter dem Leistungsdruck, bestimmteVermittlungszahlen, pro Vierteljahr, pro Halbjahr, pro Jahr zu erbringen. Also bin ichauf das Wohlverhalten, die Fügsamkeit des Kunden total angewiesen. Und diesesWohlverhalten erzeuge ich, indem ich meinerseits Druck ausübe, oder, was fast nochschlimmer ist, indem ich den Kunden wie einen Menschen behandle. Was aber eigentlichanzustreben ist, er muss vermittelt werden. Und da gibt es eben die,vermittlungsrelevanten Merkmale', die datenmäßig erfasst werden. Es gibtSchlüsselkennziffern, mit denen auch jedes Gespräch, das stattfindet, festgehalten wird,und hinter so einer Kennziffer steht zum Beispiel, ich habe dem Kunden einenVermittlungsvorschlag für einen Zusatzjob ausgedruckt, damit ist der Tatbestand,Vermittlungsangebot' bereits erfüllt und geht in die Statistik ein, der nächste Schrittist natürlich, dass der Kunde auch in die Maßnahme eingeschleust wird und aus derArbeitslosenstatistik verschwindet. Und unsere Auflage ist nun, so viel wie möglichvermittlungsrelevante Merkmale zu erzeugen, denn bis zum 30. 12. sollen alle unter 25 ineiner Maßnahme drinstecken, und die über 25 sollen auch vermittelt werden, wie soll dasgehen? Achtzig Prozent der Arbeit, die wir täglich machen, geht in die Bewältigung vonVerschlüsselung, in die Herstellung der Statistik! Dabei sollen wir uns ,intensiv' um dieArbeitslosen kümmern, Fakt ist aber das reinste Chaos in den Jobcentern bundesweit.Gedränge, Schlangen, lange Wartezeiten, überlastete und genervte Sachbearbeiter,verschwundene Akten und Unterlagen, kaum Auskunft, dauernd besetzte Telefonleitungen.(...)