Die Mär von dem Demographieproblem ist schon längst widerlegt worden,während man sicheinig ist,daß die Entwicklungsländer ohne eine drastische Reduzierung der Geburtenzunahmekatatrophalen Zuständen
entgegensehen,zittert man in den Industrieländern vor einemRückgang der Bevölkerungszahl ,in der irrigen annahme,eine Drosselung der Geburtenzunahmeund die damit verbundene(sowieso nur vorübergehende)
Überalterung der Bevölkerungstellten eine untragbare volkswirtschaftliche Belastung dar. In Wirklichkeit ergibtsich,da Kinder nachgewiesenermaßen weitaus teurer sind als alte Leute,eine spürbareEntlastung der
berufstätigen Schichten,von all den übrigen,mit zunehmender Dichteimmer unerträglicher werdenden wirtschaftlichen,sozialen und ökologischen Belastungen zuschweigen.Oft sind es also gerade die sakrosankten Anschauungen und Bilder,sozusagenselbstverständliche und damit erstarrte a-priori Aussagen,um die herum sich katastrophenaufbauen.Diese Dogmen beginnen dann ein eigenes Leben zu führen,getrennt von dem Rest desSystems.Um sie zu schützen,muß man sie zum Tabu erheben,denn kämen sie mit den übrigenTeilen des realen Systems zusammen und das geschähe ja bei jedem, tieferen Nachdenkenüber sie,dann würde sich ihre Unhaltbarkeit zeigen.Auf diese Weise lassen sich ohneweiteres im Grunde gar nicht haltbare Gedankengebäude lange am leben halten:
http://mitglied.lycos.de/Revista/rev17/r17t12.htm (Archiv-Version vom 14.11.2004)"Zum anderen wirdignoriert - und das ist der Kern der demographischen Rentenlüge -, dass zwar die Zahl derErwerbsfähigen abnimmt, die von ihnen geleistete Arbeit aber von Jahr zu Jahr produktiverwird. In den Neunzigern ist die Produktivität in der Bundesrepublik jährlich im Schnittum 2 bis 2,5 Prozent gewachsen. Die Zahl der Rentner relativ zu den Erwerbstätigen wirdzwischen 2000 und 2040 um schätzungsweise 0,75 Prozent pro Jahr zunehmen. Selbst wenn derProduktivitätsanstieg sich in Zukunft halbieren sollte - wovon nicht auszugehen ist -,wäre die demographische Veränderung durch die wachsende Erzeugungskraft der menschlichenArbeit somit mehr als ausgeglichen.Im übrigen ist die Verschiebung der Relation zwischenArbeitenden und Menschen im Rentenalter durchaus kein neues Phänomen. Dieser Prozessläuft seit Jahrzehnten. 1960 finanzierten, statistisch gesehen, 4,6 Beitragszahler jeeinen Rentner. Im Jahr 2000 waren es nur noch 2,4. Das Verhältnis zwischen Rentnern undBeitragszahlern hat sich somit in vierzig Jahren annähernd halbiert. Zugleich wurde dasRentenniveau von 60 Prozent Anfang der sechziger Jahre auf 70 Prozent seit Beginn derSiebziger angehoben. Das Umlageverfahren hat diese Veränderungen problemlos verkraftet.Im Jahr 2030 werden voraussichtlich 1,7 Beitragszahler einen Rentner finanzieren. Und dassoll per Umlage plötzlich nicht mehr gehen?Noch eine weitere Zahl ist interessant:Betrachtet man die von den Unternehmen zu zahlenden Sozialbeiträge aller Art, ergibtsich, dass deren Summe seit 1975 konstant etwa 11 Prozent der volkswirtschaftlichenBruttowertschöpfung ausmacht. Auch der Umfang der Sozialbeiträge insgesamt in Relationzum BIP hat sich in den zurückliegenden 25 Jahren nicht verändert. Was sich dagegenerheblich verändert hat, ist der Anteil der Löhne am Bruttosozialprodukt. Die(bereinigte) Lohnquote, die dieses Verhältnis misst, ist seit 1980 - und besondersdrastisch seit 1990 - in nahezu jedem Jahr gefallen. Inzwischen bewegt sie sich auf einemLevel unterhalb des Werts der fünfziger Jahre. Wenn ich allerdings eine gleichbleibendeGröße in Relation zu einer abnehmenden setze, dann wächst nach den Regeln der Mathematikder Prozentsatz, der den Anteil der ersteren an letzterer ausdrückt. Die Wurzel desRentenproblems erschließt sich somit als Ergebnis einfacher Prozentrechnung: Diejenigen,die den gesellschaftlichen Reichtum erarbeiten, haben immer weniger Anteil an ihm - einTrend, der das lohnbezogene Sozialversicherungssystem in all seien Elementen auf tönerneFüße stellt. Nicht also die demographische Entwicklung ist für die Malaise derRentenversicherung verantwortlich, sondern Lohndumping, niedrige Tarifabschlüsse, Zunahmeungeschützter und ungesicherter Beschäftigung, die Ausweitung von Teilzeitarbeit undnatürlich Arbeitslosigkeit. Der Verband der Rentenversicherer hat zu Recht auf diezusätzlichen Gefahren hingewiesen, die der Rentenversicherung aus der Umsetzung desHartz-Konzepts - Absenkung der Sozialpauschale für "Dienstmädchen"-Jobs undZwangsleiharbeit zum Billigtarif inklusive - erwachsen. Wenn die Rentenversicherung 2003erneut mit einem Minus abschließt, sollten die Ursachen hier und nicht in Sterbetafelnund Alterspyramiden gesucht werden. (Nebenbei sei darauf hingewiesen, dass auch die 1999im Rahmen des Eichelschen Sparpakets durchgesetzte Kürzung der Rentenbeiträge fürArbeitslose ihren Beitrag zur Verschärfung des Problems geleistet hat.)"
"Demographie statt Ökonomie
Beispiel Rentenversicherung. Vor allem dieArbeiterrentenversicherung ist seit 1993 in der Krise, weil die Industrie immer wenigerArbeiter(Innen) einstellt und immer mehr in Rente schickt. Deswegen wurde der Rahmen derSozialversicherung zu eng, nicht wegen der sinkenden Geburtenrate und der Alterung derBevölkerung. Die männlichen Arbeiter wurden seit 1993 auch gar nicht älter, sondern siesterben früher. Die Angestellten dagegen werden älter, aber in derAngestelltenversicherung gibt es keine solche Krise wie in derArbeiterrentenver-sicherung.Die Krise der Rentenversicherung ist keine Folge derdemographischen Entwicklung, sondern der Tatsache, daß das Kapital immer weniger Menschenbraucht und denen, die es noch braucht, die Löhne kürzt. Das erschüttert die Einnahmender Sozialversicherung und erhöht ihre Ausgaben. Wenn die demographische Entwicklung dieUrsache wäre, folgt daraus, daß die Kinderlosen schuld sind und deshalb zur Kasse gebetenwerden müssen. Das ist Quatsch. Denn vor allem die Arbeiter, die Kinder in die Weltsetzen, sehen ihre Kinder mehr und mehr vor verschlossenen Werkstoren stehen. Das Kapitalbraucht gar nicht so viele Kinder. Sie sind ihm lästig. Immer weniger Arbeitende ernährenimmer mehr Rentner. Ja und? Immer weniger Landwirte ernähren immer mehr Menschen. Diesteigende Produktivität macht es mög-lich. Immer weniger Arbeiter ernähren immer mehrWasserköpfe, Verwaltungen, Vor-stände, Politiker und sogenannte Dienstleister. Das gehtdoch auch. Daß Menschen im-mer älter werden, ist ein Fortschritt. Er kann aus demReichtum finanziert werden, der durch die höhere Produktivität erwirtschaftet wird. Aberauf dem sitzt das Kapital. Falsche Information über die Ursachen werden verbreitet, umdie Bereitschaft zu erzeugen, die Kürzungen zu billigen bzw. den Hebel bei den Falschen,d.h. bei sich selbst oder den Kinderlosen, anzusetzen. Die Krise der Rentenversicherungkann dadurch angegangen werden, daß die finanzielle Grundlage der Rentenversicherungverbreitert wird. Eine einheitliche Ren-tenversicherung für alle ist das Gebot derStunde, nicht die wachsende Zersplitterung und Privatisierung der Sozialversicherung.DieKürzung der Renten hat nicht den Zweck, die demographische Entwicklung aufzu-fangen.Sondern es geht darum:
a) den Boden für private Versicherungen zu verbessern.
b) vor allem die Beiträge zu senken, um Gewinne zu steigern. Jeder Prozentpunktgeringerer Arbeitgeberbeiträge bringt zusätzliche Profite in Höhe von 7,5 MilliardenEuro. Es ist das Kapital selbst, das die Krise der Sozialversicherung erzeugt. Das sollvertuscht werden. " (Vortrag bei ATTAC Aschaffenburg, 28.05.2003)
http://www.attac-aschaffenburg.de/aktuelles/Rainer_Roth_oekonomische_Hintergruende_von_Agenda2010.pdfLink deaktiviert (unerwünschte Quelle)
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http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/385750.html (Archiv-Version vom 11.11.2006)Netzeitung: LautetIhr Schluss also: Massenarbeitslosigkeit ist ein Mittel zum Zweck?
Heise: Somuss man es wohl bezeichnen. Arbeitslosigkeit wird eingesetzt, vielleicht sogar bewussterzeugt,um den Verteilungsinteressen der 'dreisten Elite' zu dienen. Denn tatsächlichverdienen nicht nur die Top-Leute in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft deutlichweniger als ihre Kollegen in London oder New York, sondern auch Hochqualifizierte in denEtagen darunter und deren ständige Begleiter in den Medien fühlen sich nicht hinreichendentlohnt – im Vergleich zu ihrer eh schon schwarz arbeitenden, schlecht verdienendenPutzkraft, aber auch im Vergleich zu den Kollegen im Ausland.
Eine Flut vonPamphleten zum 'Ende der Gleichheit' und unsägliche Kampagnen etwa der Initiative 'NeueSoziale Marktwirtschaft' unter dem Motto 'Leistung muss sich wieder lohnen' haben diesesGefühl erst richtig angefacht. Arbeitslosigkeit, vor allem wenn gering qualifizierteMenschen besonders betroffen sind, erhöht nun einerseits den Druck auf die Tarifparteien,mehr Einkommensdifferenzierung bei den Löhnen zuzulassen. Gleichzeitig wird so das«Modell Deutschland» delegitimiert, weil es scheinbar die Arbeitslosigkeit produziert –so jedenfalls die Mehrheitsmeinung wirtschaftswissenschaftlicher Experten und, vor allem,die mediale Rahmung des Themas Arbeitslosigkeit.
Die Disskussion habe ichauch hier geführt:
http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=281592&page=12&pp=20