Iranische Zeitung plant Holocaust Karikatur-Wettbewerb
09.02.2006 um 16:58
Da mein Thread wegen Mehrfachthema soeben gelöscht wurde, tue ich meine Meinung eben hier noch einmal kund:
Aufgrund der aktuellen Krisenstimmung, die durch die dänischen Mohammed-Karrikaturen hervorgerufen wurde, möchte ich hier einmal eine etwas andere, persönliche Meinung darlegen.
Mir ist aufgefallen, dass die Liste der User, welche nun die dänische Flagge als Avatar haben, immer grösser geworden ist. Auf den ersten Blick mag dies vielleicht eine gute und richtige Aktion sein, wollen wir uns doch in unserer Freiheit nicht auf der Nase herumtanzen lassen, doch beim zweiten, genaueren Hinsehen schleicht sich, zumindest bei mir, ein fahler Beigeschmack dazu ein.
Die Sache ist folgende: wir Westeuropäer können mit den radikalen Reaktionen der vielen Moslems rein gar nichts anfangen und ich persönlich halte natürlich auch nichts von derartigen, von Gewalt begleiteten, Ausschreitungen, wie sie dieser Tage zunehmen. Wir sehen uns dadurch in unserer Meinungsfreiheit bedroht und verurteilen schnell, vielleicht viel zu schnell, was hier gerade geschieht. Es geht mir nicht darum, einer Seite, sei es nun der dänischen oder der moslemischen, die Schuld in die Schuhe zu schieben, denn ich meine, entweder sind beide gewissermassen schuldig oder gar keine Seite. Denn indem man nun nur auf die bösen Moslems in ihrer Wut herniederschaut und diese sogleich verurteilt, macht man es sich meiner Meinung nach viel zu leicht.
Ich denke, um einen wirklich vernünftigen Überblick über diese angespannte Lage zu bekommen, sollte man definitiv mehr Objektivität walten lassen und davon erkenne ich hier leider nicht allzuviel.
Objektivität würde bedeuten, beide Seiten zumindest halbwegs unvoreingenommen zu betrachten und nicht gleich in einen geradezu lächerlichen Gerechtigkeitswahn zu verfallen, denn es geht hier um Sensibilität zwischen recht verschiedenen Kulturen. Die moslemische Welt ist in ihrem Gottglauben sehr viel tiefer verwurzelt als wir es mit unserem „abendländischem Denken“ sind und daher neigen wir auch sehr schnell zu einem Kopfschütteln, wenn sich andere Menschen derartig über religiöse Dinge ereifern. Ich will damit in keinster Weise eine von Gewalt begleitete Protestaktion gutheissen, nein, aber ich meine dennoch, dass das Wort „Pressefreiheit“, dass in diesen Tagen so gerne als Argument herangeführt wird, gründlicher überdacht werden sollte.
Was bedeutet denn Freiheit genau? Freiheit bedeutet eben nicht, immer nur das machen zu können, was man will, ohne Rücksicht auf Verluste, ganz im Gegenteil, Freiheit bedeutet in erster Linie Verantwortung. Und eben dieser Verantwortung hätte sich die dänische Presse bewusst sein sollen, denn gerade in Zeiten einer derart angespannten weltpolitischen Lage ist es durchaus als verantwortungslos zu bezeichnen, wenn man sich derartig verhält. Verantwortung bedeutet nämlich auch Vorraussicht, und es kann mir niemand sagen, dass die moslemischen Reaktionen nicht vorhersehbar gewesen wären. Politik darf nicht mit Hauruck-Methoden geführt werden, sondern eben mit Verantwortung und diese fehlte hier ganz eindeutig.
Durch diese Überlegungen komme ich nun auch zu dem Schluss, dass ich es nicht ganz nachvollziehen kann, wenn sich so viele ganz eindeutig auf die dänische Seite schlagen und „Flagge bekennen“ – denn gewissermassen ist dieses Verhalten, wenn auch auf friedliche Art und Weise, genauso eine seltsame Einstellung, wie sie gerade Seitens der tobenden Moslems geführt wird; das Eine wird verurteilt, das Andere aber angeblich solidarisch ausgeführt.
Natürlich kann man eine Flagge als Zeichen zur Unterstützung Dänemarks nicht mit gewalttätigen Ausschreitungen vergleichen, aber es geht mir auch nicht um das Detail, sondern um das Prinzip, was dahintersteckt! Es ist erschreckend, wie schnell sich zwei Lager bilden können die der festen Überzeugung sind, die Anderen wären im Unrecht.
So entstehen Konflikte, so entstehen Kriege.
Und daher kann ich über das „i support Denmark“-Getue leider nur müde lächeln, kommt es mir doch eher –Verzeihung, wenn ich das so direkt sage- wie Gebahren auf Kindergartenniveau vor.
Ich wiederhole noch einmal:
Ich habe nichts gegen die dänischen Karrikaturen.
Ich heisse die gewalttätigen Proteste nicht gut.
Aber darum geht es nicht, es geht um Objektivität, mit welcher einzig und allein eine beidseitige Besserung eintreten könnte, welche durch „Flagge zeigen“ eben nicht erreicht werden kann –es geht nicht um Entschuldigungen für diverse Verhaltensweisen, sondern um ein Gesamtbildnis, dass besser verstehen lässt.
Ich möchte hier auch keinen Streit zwischen gläubigen Muslimen und dänischer Solidarität entfachen, dazu dient dieser Thread nicht.
Seid einmal ganz ehrlich zu euch selbst und denkt halbwegs objektiv darüber nach, ohne gleich entrüstet aufzuschreien, um mehr bitte ich euch nicht.
Gruss,
Sidhe
Wer nur Stroh im Kopf hat, sollte sich vor dem Funken der Wahrheit in acht nehmen.