Wofür sterben unsere Soldaten in Afghanistan?
20.11.2005 um 10:05
Die Androhung einer Bombardierung und anschliessend die Bombardierung selbst, gehörten, wie schnell klar wurde, zu den schändlichsten Taten in der jüngeren Vergangenheit, obwohl Hilfsorganisationen welche unerbittlich die Androhung einer Bombardierung und dann die Ausführung der Androhung, verurteilten. Wie sie gewarnt hatten, haben die Androhung einer Bombardierung, die die Menschen dazu nötigte das Land zu verlassen und dann die Bombardierung selbst, sehr viele Menschen der Gefahr des Verhungerns ausgesetzt.
… Dass Hungern den Tod von Millionen verursachen könnte war die klare, deutliche, unmissverständliche Botschaft von so ziemlich jeder internationalen Hilfsorganisation und von denjenigen, die sich um die Menschen in Afghanistan sorgten. Das war die Botschaft, die sie verzweifelt zu vermitteln versuchten!
Bezüglich der Fakten ist der wesentliche Ablauf wie folgt: Am 16. September [2001], fünf Tage nach dem 11.09., berichtete die New York Times, dass Washington eine Reihe von Forderungen an Pakistan stellte. Unter anderem „verlangte [Washington] die [b]Beseitigung von Lastwagenkolonnen, die einen Grossteil der Lebensmittel und anderer Versorgungsmaterialien für die afghanische Zivilbevölkerung liefern.“ Es lohnt sich, diese Aussage wieder und wieder zu lesen. Es wäre [b]ausserordentlich, wenn (sagen wir) [b]1000 Menschen aus der [b]afghanischen Zivilbevölkerung auf diese Konvois angewiesen wären, deren [b]Beseitigung die USA anordnete. Aber es waren nicht 1000.
Die Anzahl wurde von den [b]Organisationen auf ungefähr [b]fünf Millionen geschätzt. Denkt Euch einfach für einen Moment darüber nach, [b]was diese [b]Anordnungen bedeuteten. Die [b]Tatsache, dass es [b]keinen gewaltigen Schrei der Entrüstung gab ist [b]absolut skandalös.
Die Hilfsorganisationen protestierten energisch. Man muss sich nicht an exotische Quellen wenden um das herauszufinden. Ende September, nach der Androhung der Bombardierung (aber bevor sie begann), schätzte die [b]Lebensmittel- und Landwirtschaftsagentur der Vereinten Nationen, dass [b]sieben Millionen Afghanen dem Verhungern ausgesetzt seien, [b]wenn die Bombardierung beginnen würde. Zur selben Zeit konnte man in der New York Times lesen, dass „das Land an der Rettungsleine hing, und [b]wir haben einfach die Leine durchtrennt“, wie Mitarbeiter von Hilfsorganisationen zitiert wurden, die unter der Androhung einer Bombardierung evakuiert wurden – wie praktisch alle. Um [b]nur eines aus einer Flut von Beispielen zu zitieren: ein Direktor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen sagte, dass, nachdem die Bombardierung begonnen hat, die [b]Gefahr einer humanitären Katastrophe, die bereits sehr ernst war, „um eine Grössenordnung zunahm, über die ich noch nicht einmal nachdenken möchte.“
Ein Sprecher des [b]Hochkommissariats für Flüchtlinge der Vereinten Nationen sagte, dass „wir vor einer [b]humanitären Krise epischen Ausmasses stehen, bei der in Afghanistan [b]7,5 Millionen Menschen nicht genügend Nahrungsmittel besitzen und der [b]Gefahr des Verhungerns ausgesetzt sind.“ Nach [b]zwei Wochen der Bombardierung berichtete die New York Times, dass die Anzahl der Afghanen, die dringend Nahrungsmittel benötigen, von [b]fünf auf 7,5 Millionen angestiegen ist – und die [b]Rettungsleine war durchtrennt. Nach einem Monat der Bombardierung schrieb der führende Harvard-Experte für Afghanistan in der renommierten Zeitschrift „International Security“ (in der Winter-Ausgabe), dass „Millionen von Afghanen ernsthaft gefährdet [sind] zu verhungern“. Und so geht es weiter und weiter…
… Um auf die Ereignisse im September und Oktober 2001 zurückzukommen: Dass man es damals versäumt hat, den [b]drohenden „stillen Völkermord“ an einer solchen Menge Menschen – UN-Agenturen gebrauchten den Begriff für weit weniger drastische Bedrohungen – als [b]Verbrechen der schlimmsten Sorte lautstark zu brandmarken und durch Organisierung für dessen Beendigung zu sorgen, ist eine [b]bittere Schande für Länder wie die USA und ihre Verbündeten.
All dies wäre schrecklich genug gewesen, falls es einen glaubwürdigen Grund gegeben hätte, die Hilfsorganisationen dazu zu bringen, das Land zu verlassen, zu verlangen, den Strom von Nahrungsmitteln zu beenden und dann die Bombardierung mit ihren schrecklichen vorhersehbaren Folgen. [b]Aber es gab keinen glaubwürdigen Grund.
Nach [b]mehreren Wochen der Bombardierung haben sich die USA und Grossbritannien die [b]Behauptung ausgedacht, dass sie das Land bombardieren würden, [b]um es von den Taliban zu befreien. [b]Jeder kann für sich selbst entscheiden, wie man reagieren soll wenn man [b]7,5 Millionen Menschen der [b]„ernsthaften Gefahr zu verhungern“ aussetzt, um dieses Ziel zu erreichen. Aber das ist [b]unerheblich, denn dies war [b]nicht das Ziel. Die Bombardierung fand statt, [b]um von den Taliban zu erzwingen, dass sie der USA die Personen ausliefern, von denen die [b]USA annahmen, dass sie an den [b]Terroranschlägen des 11.09. beteiligt waren, aber [b]ohne die Beweise zu liefern, die die Taliban verlangte – [b]weil Washington keine Beweise hatte. Der Direktor des FBI räumte bei der Senatsanhörung acht Monate später ein, dass, nach den [b]gründlichsten internationalen Ermittlungen in der Geschichte, das FBI nur berichten konnte, [b]dass es „glaube“ der Anschlagsplan könnte in Afghanistan ausgeheckt worden sein, aber dass er in Europa und den Vereinigten Arabischen Emiraten –alles Verbündete der USA – ausgeführt wurde.
[b]Um es noch mal zu sagen, es handelt sich um Verbrechen ausserordentlichen Ausmasses. Ebenso wie es eines ist, es zu unterlassen, energisch gegen sie zu protestieren und zu handeln, um sie zu beenden.
Die Mächtigen untersuchen nicht ihre eigenen Verbrechen. Solche Themen werden einfach nicht untersucht, im Gegensatz zu den Verbrechen von offiziellen Feinden, wo grosse Untersuchungen angestellt werden, um jeden Beweisfetzen ans Tageslicht zu bringen, der eine [b]kleine Ahnung von dem Ausmass ihrer Verbrechen geben könnte…
Aber bedeutender ist es, dass die Antwort auf diese Frage überhaupt keinen Einfluss hat auf die Bewertung der Befehle an Pakistan vor der Bombardierung, die Androhungen, die die Hilfsorganisationen aus dem Land vertrieben haben, oder die Bombardierung selbst. Es ist die [b]reinste reine [b]moralische Binsenwahrheit, dass Taten hinsichtlich des Ausmasses der voraussichtlichen Folgen bewertet werden. Wir verstehen diese Binsenwahrheit, was offizielle Feinde betrifft, sehr gut.
Nehmen wir zum Beispiel den Fall, als Chruschtschow 1962 Raketen nach Kuba schickte, Taten, die ein bedeutendes Risiko eines atomaren Krieges mit sich brachten. Vernünftige Menschen halten dies für eine [b]kriminelle Wahnsinnstat, was auch immer die Motive waren. Ich weiss nicht, ob es Parteisoldaten in der kommunistischen Partei gab, die so absolut verkommen waren, dass sie diejenigen, die vor den Gefahren gewarnt hatten, anklagten, mit der Begründung, dass es keinen atomaren Krieg gab. Ich weiss von keinen, aber vielleicht gab es welche...
Diese Beobachtungen sind wirklich grundlegend. Es ist eine [b]bemerkenswerte Anmerkung zu der moralischen und intellektuellen Kultur in welcher wir leben, dass so [b]viele es nicht fertig bringen, [b]sie zu verstehen – das heisst, was uns betrifft. Was Feinde betrifft, betrachtet sie [b]jeder mit Recht als selbstverständlich.
Es gibt eine bekannte Anekdote eines Yeshiva-Studenten der für einen bestimmten Zweck ... darum gebeten wurde, sein wirkliches Alter mitzuteilen. Nun war er sich unsicher, was er tun solle. Also ging er zum Rabbiner und fragte ihn um Rat: solle er seinem Alter ein Jahr hinzuzählen oder besser ein Jahr abziehen – was solle er tun. „Warum willst du nicht dein wirkliches Alter angeben, statt ein Jahr mehr oder weniger?“ fragte der Rabbi. „Oh, daran dachte ich nicht,“ antwortete der Student.
Diese Anekdote von irgendwann ist zur [b]Realität unseres Lebens geworden. Der [b]genaue Sachverhalt wird in vielen Fällen [b]nicht einmal in Betracht gezogen; die [b]Wahrheit, die ausgesprochene Wahrheit ist nicht einmal eine Option. Wie ein [b]bedingter Reflex wird immer erst einmal eine [b]verlogene Version gebracht, zum [b]Verkauf angeboten und sie hat [b]eine Menge Käufer ....eine [b]Kultur des Lügens hat den Markt übernommen.
Wer weiss jedoch, wie viele Lügen uns von allen Richtungen belagern, weil es keine Zeugen gibt, die bereit sind, auszusagen und keine Beweise, die unmittelbar überführen.
[b]Die Kultur der Lüge ist wie eine Epidemie, der Virus verbreitet sich und infiziert die Luft, das Meer und das Land.
Ich weiss, dass ich nichts weiss (sokrates)[/b8][/b7][/b6][/b5][/b4][/b3][/b2][/b1][/b0][/b9][/b8][/b7][/b6][/b5][/b4][/b3][/b2][/b1][/b0][/b9][/b8][/b7][/b6][/b5][/b4][/b3][/b2][/b1][/b0][/b9][/b8][/b7][/b6][/b5][/b4][/b3][/b2][/b1][/b0][/b9][/b8][/b7][/b6][/b5][/b4][/b3][/b2][/b1][/b0][/b9][/b8][/b7][/b6][/b5][/b4][/b3][/b2][/b1][/b0][/b][/b][/b][/b]