Ungläubiger
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
dabei seit 2004
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
SPD am Ende
31.10.2005 um 20:55"Wir haben Andrea Nahles viel Erfolg gewünscht"
von Kai Beller, Berlin
Kerzengerade steht Franz Müntefering im Willy-Brandt-Haus. Äußerlich ungerührt teilt er der verblüfften Öffentlichkeit mit, dass er als Parteivorsitzender nicht wieder kandidieren wird. Seine Partei stürzt er damit in eine tiefe Krise.
Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering Als Muster an Selbstdisziplin berichtet der SPD-Chef aus der Vorstandssitzung über die Abstimmung zwischen der Parteilinken Andrea Nahles und seinem Wunschkandidaten Kajo Wasserhövel. Eine längere Diskussion habe es gegeben mit 15 Wortmeldungen, sagt Müntefering kurz und knapp. Sentimentalitäten erlaubt sich der SPD-Chef auch in der Stunde seiner größten Niederlage nicht. Dabei ist das Ergebnis niederschmetternd für den Vorsitzenden: 23 zu 14 für Nahles. "Wir haben Andrea Nahles viel Erfolg gewünscht", sagt Müntefering. Er scheint zu lächeln.
Doch mit Nahles als Generalsekretärin möchte der SPD-Chef nicht weitermachen. "Unter den gegebenen Bedingungen kann ich nicht mehr Parteivorsitzender sein", sagt der 65-jährige Sauerländer. Das Ergebnis sei zu klar und eindeutig gewesen. Dies habe er dem Präsidium im Anschluss an die Vorstandssitzung mitgeteilt. Dann setzt er noch eins drauf: Er habe ausdrücklich offen gelassen, ob er noch im Kabinett sein werde oder kann. Immerhin die Verhandlungen will er "mit aller Kraft" weiter führen. Über seine Nachfolge soll nun auf einer Sondersitzung von Präsidium und Vorstand am Mittwoch entschieden werden.
Müntefering hinterlässt eine Partei in Schockstarre. Als "sehr, sehr niedergeschlagen", beschreibt der Parteilinke Ottmar Schreiner die Stimmung. Thüringens SPD-Landesvorsitzender Christoph Matschie ist ratlos: "Es hat niemand mit diesem Schritt von Franz Müntefering gerechnet." Der als Polterer bekannte bayrische SPD-Chef Ludwig Stiegler spricht mit ernster Miene von einem "Unfall". Die Leute hätten entschieden, "ohne das Ende zu bedenken".
Stolperstein Nahles
Das Ende ist das Ende eines Parteichefs, dem nach der Bundestagswahl eine ungeheure Machtfülle zugefallen ist. Als unangefochtener Partei- und Fraktionsvorsitzender, als Arbeits- und Sozialminister und Vizekanzler im Kabinett hielt er die Fäden in der Hand. Ohne "Münte" läuft nichts in der SPD, bis Nahles ihren Anspruch anmeldet.
Plötzlich ist Sand im Getriebe. Müntefering hatte seinen Kandidaten Wasserhövel via "Spiegel"-Interview ins Rennen geschickt. Wasserhövel gilt als Technokrat und weniger als politischer Kopf. Vor allem jüngere Sozialdemokraten sprechen sich für Nahles aus, was wiederum die Parteirechte in Rage bringt. Der Sprecher des rechten Seeheimer Kreises, Johannes Kahrs, spricht ihr fast täglich die Eignung für die Aufgabe ab. Es nützt alles nichts, das Votum ist klar und eindeutig.
Was nun?
Trotzdem hat offensichtlich niemand mit dieser Situation gerechnet. "Der Wagen rollt und wir müssen nach vorne schauen", sagt Stiegler. Was da vorne ist, weiß aber auch Stiegler nicht. Das Problem der Sozialdemokraten bei den Verhandlungen mit der Union ist nicht von der Hand zu weisen. Ihre beiden Verhandlungsführer sind auf dem Absprung. Sowohl Müntefering als auch Bundeskanzler Gerhard Schröder sind bald ihre Ämter los.
Wie also soll es weitergehen? Der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck ist einer der wenigen Spitzenpolitiker, die sich an diesem Tag nicht durch die Tiefgarage davonmachen. Platzeck gilt als möglicher Nachfolger Münteferings. Und wenn man will, lassen sich seine Worte als verdeckte Bewerbung verstehen. "Ich habe mich vor Verantwortung noch nie gedrückt", sagt er.
-------------------------------------------------------
Tja, jetzt ist es passiert. Die SPD hat sich ausgenockt, und Stoiber wird jetzt wahrscheinlich auch nicht mehr mitmachen.
Die SPD-Linken sind jetzt am Drücker. Was glaubt ihr, wie es weitergeht? Ich denke, dass eine große koalition jetzt sehr unwahrscheinlich ist.
Fortschritt und Klasse!
von Kai Beller, Berlin
Kerzengerade steht Franz Müntefering im Willy-Brandt-Haus. Äußerlich ungerührt teilt er der verblüfften Öffentlichkeit mit, dass er als Parteivorsitzender nicht wieder kandidieren wird. Seine Partei stürzt er damit in eine tiefe Krise.
Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering Als Muster an Selbstdisziplin berichtet der SPD-Chef aus der Vorstandssitzung über die Abstimmung zwischen der Parteilinken Andrea Nahles und seinem Wunschkandidaten Kajo Wasserhövel. Eine längere Diskussion habe es gegeben mit 15 Wortmeldungen, sagt Müntefering kurz und knapp. Sentimentalitäten erlaubt sich der SPD-Chef auch in der Stunde seiner größten Niederlage nicht. Dabei ist das Ergebnis niederschmetternd für den Vorsitzenden: 23 zu 14 für Nahles. "Wir haben Andrea Nahles viel Erfolg gewünscht", sagt Müntefering. Er scheint zu lächeln.
Doch mit Nahles als Generalsekretärin möchte der SPD-Chef nicht weitermachen. "Unter den gegebenen Bedingungen kann ich nicht mehr Parteivorsitzender sein", sagt der 65-jährige Sauerländer. Das Ergebnis sei zu klar und eindeutig gewesen. Dies habe er dem Präsidium im Anschluss an die Vorstandssitzung mitgeteilt. Dann setzt er noch eins drauf: Er habe ausdrücklich offen gelassen, ob er noch im Kabinett sein werde oder kann. Immerhin die Verhandlungen will er "mit aller Kraft" weiter führen. Über seine Nachfolge soll nun auf einer Sondersitzung von Präsidium und Vorstand am Mittwoch entschieden werden.
Müntefering hinterlässt eine Partei in Schockstarre. Als "sehr, sehr niedergeschlagen", beschreibt der Parteilinke Ottmar Schreiner die Stimmung. Thüringens SPD-Landesvorsitzender Christoph Matschie ist ratlos: "Es hat niemand mit diesem Schritt von Franz Müntefering gerechnet." Der als Polterer bekannte bayrische SPD-Chef Ludwig Stiegler spricht mit ernster Miene von einem "Unfall". Die Leute hätten entschieden, "ohne das Ende zu bedenken".
Stolperstein Nahles
Das Ende ist das Ende eines Parteichefs, dem nach der Bundestagswahl eine ungeheure Machtfülle zugefallen ist. Als unangefochtener Partei- und Fraktionsvorsitzender, als Arbeits- und Sozialminister und Vizekanzler im Kabinett hielt er die Fäden in der Hand. Ohne "Münte" läuft nichts in der SPD, bis Nahles ihren Anspruch anmeldet.
Plötzlich ist Sand im Getriebe. Müntefering hatte seinen Kandidaten Wasserhövel via "Spiegel"-Interview ins Rennen geschickt. Wasserhövel gilt als Technokrat und weniger als politischer Kopf. Vor allem jüngere Sozialdemokraten sprechen sich für Nahles aus, was wiederum die Parteirechte in Rage bringt. Der Sprecher des rechten Seeheimer Kreises, Johannes Kahrs, spricht ihr fast täglich die Eignung für die Aufgabe ab. Es nützt alles nichts, das Votum ist klar und eindeutig.
Was nun?
Trotzdem hat offensichtlich niemand mit dieser Situation gerechnet. "Der Wagen rollt und wir müssen nach vorne schauen", sagt Stiegler. Was da vorne ist, weiß aber auch Stiegler nicht. Das Problem der Sozialdemokraten bei den Verhandlungen mit der Union ist nicht von der Hand zu weisen. Ihre beiden Verhandlungsführer sind auf dem Absprung. Sowohl Müntefering als auch Bundeskanzler Gerhard Schröder sind bald ihre Ämter los.
Wie also soll es weitergehen? Der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck ist einer der wenigen Spitzenpolitiker, die sich an diesem Tag nicht durch die Tiefgarage davonmachen. Platzeck gilt als möglicher Nachfolger Münteferings. Und wenn man will, lassen sich seine Worte als verdeckte Bewerbung verstehen. "Ich habe mich vor Verantwortung noch nie gedrückt", sagt er.
-------------------------------------------------------
Tja, jetzt ist es passiert. Die SPD hat sich ausgenockt, und Stoiber wird jetzt wahrscheinlich auch nicht mehr mitmachen.
Die SPD-Linken sind jetzt am Drücker. Was glaubt ihr, wie es weitergeht? Ich denke, dass eine große koalition jetzt sehr unwahrscheinlich ist.
Fortschritt und Klasse!