Vatikan gegen homosexuelle Priesterschüler
23.10.2005 um 11:09
@ derDULoriginal
Ich werde nicht das komplette Buch Levitikus lesen, aber damit wird es wohl begründet, da dort zu lesen ist, dass unter bestimmten Umständen sich KRANKE Menschen rasieren sollen, aber die befallene Stelle aussparen sollen.
Ich bin sowieso nicht der Meinung, dass man sein Verhalten mit uralten Vorschriften begründen kann oder soll. Denn die Gründe, die damals dazu geführt haben, sind heute nicht mehr vorhanden oder überholt.
Man pickt sich also gerne mal Stellen raus, auf die man dann pocht, aber es besteht ja auch fast niemand darauf, direkt aus der Bibel zu übernehmen, auf welche Weise und aus welchen Gründen Menschen getötet werden sollen.
Was ich damit sagen wollte, war also nur: Entweder oder....
Man pickt sich bzgl. der Homosexualität konsequent auch nur einen Teil der heiligen Schriften heraus, auf dem man dann herumreitet.
Wueso besten die Menschen, die z.B. mit der Bibel argumentieren, nicht darauf, dass Schwule getötet werden, wenn sie Sex hatten ? So steht es doch in (Lev. 20, 13) : „Wenn ein Mann mit einem Mann liegt als wie mit einer Frau, haben beide einen Greuel begangen, sie sollen getötet werden, ihr Blut lastet auf ihnen.“
Das soll jetzt begründen, warum man nicht schwul sein darf laut Bibel. Und darauf beruft man sich dann, die Konsequenz wird aber gestrichen.
Man lässt auch wie blind aus, WARUM das damals verboten war.
Das vorwissenschaftliche Verständnis der war, dass männlicher Samen das Ganze des werdenden Lebens beinhalte. Es wurde angenommen, dass die Frau nur den Raum für die Entwicklung der Frucht zur Verfügung stellte. Daher war die Verschwendung von Samen zu jedem Zweck, der nicht der Fortpflanzung diente, gleichbedeutend mit Abtreibung oder Mord, etwa beim Coitus interruptus (Gen. 38, 1-11), bei männlichen homosexuellen Akten oder männlicher Masturbation.
Und JETZT erst bekommt es auch einen Sinn, dass weibliche Homosexualität z.B. im alten Testament überhaupt nicht erwähnt wird.
Jeder, der seinen Glauben auf das Zeugnis alter Schriften will, muß vollständig damit übereinstimmen und die Todesstrafe für jeden verlangen, der sich homosexuell verhält. Aber wie immer wird nur der Teil rausgefischt, der gerade passend erscheint.
Kein Mensch kümmert sich darum, dass z.B. absolut klar ist, dass Paulus der Meinung war, dass jeder Mensch heterosexuell ist, und jede homosexuelle Handlung ein "vertauschen" der wahren Orientierung ist, die aus reiner Begierde erfolgt.
Die Bibel verurteilte die folgenden Verhaltensweisen, die wir generell erlauben:
Verkehr während der Menstruation
Zölibat
Exogamie (Heirat mit Nicht-Juden)
Benennung von Sexualorganen
Nacktheit (unter bestimmten Bedingungen)
Masturbation (manche Christen verurteilen sie noch immer)
Geburtenkontrolle (manche Christen verbieten sie noch immer)
Und die Bibel sah Samen und Menstrualblut als unrein an, was die meisten von uns nicht tun.
Desgleichen erlaubt die Bibel Sitten, die wir heute verurteilen:
Prostitution
Polygamie
Leviratsehe
Sex mit Sklaven
Konkubinat
Behandlung von Frauen als Eigentum
sehr frühe Heirat (für das Mädchen im Alter von 11 – 13)
Wenn wir darauf bestehen, uns unter alte Gesetze zu stellen, sind wir verpflichtet, jedes der Gebote des Gesetzes einzuhalten. Dies geschieht aber nicht!
Es gibt keine biblische Sexualethik. Stattdessen zeigt sie eine Breite von sexuellen Sitten; manche von ihnen veränderten sich über die tausendjährige Spanne der biblischen Geschichte. Sitten sind unreflektierte Gewohnheiten, die von einer Gesellschaft akzeptiert werden. Viele Praktiken, welche die Bibel erlaubt, verbieten wir und viele, die sie verbietet, erlauben wir. Die Bibel kennt nur eine Liebesethik, die sich beständig zeigen muß, was immer die dominierenden Sexualsitten in einem Land, einer Kultur oder einer Periode sind.
Wenn man sich mehr vom Standpunkt der Liebe aus annähert als vom Standpunkt des Gesetzes, verändert sich die Streitfrage mit einem Mal. Nun ist die Frage nicht mehr „was ist erlaubt?“, sondern „was bedeutet es, meinen homosexuellen Nächsten zu lieben?“. Wenn man sich vom Standpunkt des Glaubens annähert und nicht von dem der Werke, verliert die Frage an Bedeutung „was verursacht einen Bruch des göttlichen Gesetzes im Sexualbereich?“ und wird zu „was schafft Integrität vor Gott, enthüllt im kosmischen Liebenden, Jesus Christus?“. Vom Standpunkt des Geistes aus betrachtet statt dem des Buchstabens wird die Frage „was gebietet die Schrift?“ zu „was ist das Wort, das der Geist zu den Kirchen heute spricht, im Licht der Schrift, Tradition, Theologie und auch Psychologie, Genetik, Anthropologie und Biologie?“. Wir können nicht weiterhin Ethik auf das Fundament schlechter Wissenschaft stellen
In einem wenig bekannten Satz sagte Jesus: „Warum richtet ihr nicht für euch selbst, was richtig ist?“ (Lk. 12, 57).
Paulus selbst gibt ein Echo von Jesus’ Ausspruch wieder, wenn er sagt: „Wißt ihr nicht, daß wir über die Engel richten werden? Also erst recht über Alltägliches!“ (1. Kor. 6, 3). Das letzte was Paulus wollte ist, daß Menschen auf seinen ethischen Rat reagieren, indem sie ihn als neues Gesetz auf Steintafeln schreiben. Er selbst versuchte „für sich selbst zu richten, was richtig ist.“ Wenn heute neue Beweise bezüglich des Phänomens der Homosexualität gibt, sind wir nicht verpflichtet – nein, frei! – die ganze Frage neu zu beurteilen im Licht aller verfügbaren Daten und dann zu entscheiden was richtig ist, vor Gott, für uns selbst?
Der Streit geht darum, ob das biblische Urteil korrekt ist. Die Bibel sanktionierte Sklaverei genau so und niemand attackierte sie als ungerecht. Sind wir heutzutage bereit, für die Sklaverei als biblisch gerechtfertigt zu argumentieren? Vor einhundertfünfzig Jahren, als die Debatte um die Sklaverei tobte, schien die Bibel ganz klar auf der Seite der Sklavenhalter zu sein. Die Abolitionisten (die Gegner der Sklaverei in den USA) standen unter großem Druck, ihre Opposition gegen die Sklaverei biblisch zu begründen. Heute, wenn man Christen im Süden fragen würde, ob die Bibel Sklaverei rechtfertigt, würde praktisch jeder zustimmen, daß sie es nicht tut.
Jeara