navi12.0 schrieb:Ich glaube .. die Demokratisierung des Marktes in der Form, dass jeder Arbeiter Anteile eines jeden Unternehmens weltweit erwärben kann, und an diesen Erträgen dann partizipiert, hätte Marx ganz gut gefallen.
Aktien hat es schon zu seiner Zeit gegeben und diese Erscheinungsform des "fiktiven Kapitals" hat er bereits in seinen Analysen berücksichtigt. Mit Demokratie hat das jedenfalls nicht viel zu tun, da dein "Mitspracherecht" von deiner Kaufkraft abhängig ist.
sacredheart schrieb:Es liegt offenbar in der DNA dieser Reissbrett Totgeburten, auf dem Papier (meistens ziemlich viel davon) gut zu klingen und unweigerlich in profaner Kleptokratie, garniert mit Massenmord, Bespitzelung und Folter zu enden.
Dass der "demokratische Zentralismus" genau diese Gefahren birgt, darauf haben schon Sozialisten und Kommunisten zu Lenins Zeiten hingeweisen. Einige haben sogar ziemlich exakt vorhergesehen, was nach seinem Tod passieren wird. Deshalb gilt es den Bolschewismus und seine Sprösslinge (Maoismus, Juche, etc.) tatsächlich endgültig zu beerdigen. Das bedeutet jedoch nicht, dass man nicht über eine längst überfällige Alternativen zur Distribution über Märkte nachdenken sollte.
sacredheart schrieb:Schon die Idee für ein angeblich höheres Ziel Menschen zu knechten ist ja tödlicher Unsinn.
Es sollte ja auch keine Ideologie Anforderungen stellen. Anforderungen ergeben sich aus den Bedürfnissen der Menschen. Ideologien sind da ohnehin unangebracht.
Alle Verhältnisse umzuwerfen, "denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist" sollte ein zivilisatorisches Ziel sein. Da ist für Despotie natürlich kein Platz. Um es mit Max Horkheimer zusagen: "Die so genannte freie Welt an ihrem eigenen Begriff zu messen, kritisch zu ihr sich verhalten und dennoch zu ihren Ideen zu stehen, sie gegen Faschismus hitlerscher, stalinscher oder anderer Varianz zu verteidigen, ist Recht und Pflicht jedes Denkenden."
Das bedeutet natürlich nicht nur politischen Dogmatismus (irritierenderweise oft als Ideologie bezeichnet) zu bekämpfen, sondern auch auf den verblendenden Effekt von notwendig falschem Bewusstsein hinzuweisen, welches die Rechtfertigung für bestehende Verhältnisse liefert. Ideologiekritik muss sich immer auch gegen das Hegemoniale und nicht nur das Abweichende richten, ansonsten wird sie selbst zur Ideologie.