Es ist zeit
20.06.2005 um 11:27
Nach einem Artikel von Marcel Crok in der Zeitschrift Technology Review, Heft 3 - März 2005:
1998 und 1999 veröffentlichte Michael Mann seine beiden "Hockeyschläger"-Artikel in sen Fachmagazinen "Nature" und "Geophysical Research Letters".
Diese zeigten die Rekonstruktion der Klimadaten zwischen 1000 n.Chr und heute.
Die zusammenfassende Grafik zeigt ein über 900 Jahre ziemlich stetiges Klima mit leicht sinkender Temperatur, in den letzten hundert Jahren hingegen einen deutlichen Anstieg der Temperatur.
Die Kurve hat einen Verlauf wie ein Hockey-Schläger, daher der Name.
Der kanadische Bergbau-Berater, Ingenieur und Statistik-Experte Stephen McIntyre kam 2002 erstmals in engeren Kontakt mit der Arbeit Manns - und fand signifikante Fehler:
"Ein Trick, um Investoren dazu zu bewegen, in Ölbohrungen zu investieren, besteht darin, einige Einzelergebnisse besonders hervorzuheben. Ich überlegte mir, ob das nicht auch beim Hockeyschläger der Fall sein könnte und entschied mich, die der Grafik zugrundeliegenden Daten näher zu untersuchen, ganz so, als ob ich Bohrdaten aus einem Projekt analysieren würde. Mein Interesse war Anfangs rein persönlicher Natur. Ich hatte keine Absicht, Artikel zu schreiben und hätte auch die Folgen der Publikationen nie vorausgeahnt."
Schon allein, dass die den statistischen Berechnungen zugrundeliegenden Daten nicht in einer zentralen Sammeldatei vorlagen, sondern erst von einem Kollegen Manns wieder zusammengestellt werden mussten, irritierte McIntyre.
Schließlich hätte das IPCC ( Intergovernmental Panel on Climate Change ) diese Daten vor der Erwähnung im IPPC-Klimareport überprüfen müssen, was allerdings nie geschehen ist.
Um halbwegs zuverlässige Daten über das Klima vor 1850 und die Temperatur im Speziellen zu bekommen, muss man auf sogenannte Temperatur-Proxydaten zurückgreifen.
Diese können beispielsweise aus Jahresringen von Bäumen, Eiskern-Bohrungen, Sedimenten oder Korallen gewonnen werden, wobei die Analyse von Baum-Jahresringen die am häufigsten angewandte Methode ist.
Allerdings liefert die Jhresring-Analyse keine exakten Daten, da auch unter Anderem auch Einflüsse wie Niederschlags-Menge, Insektenbefall, Bodenbeschaffenheit oder Waldbrände eine Rolle spielen.
Deshalb kann diese Methode nur für relativ kurze Zeiträume und kleine Bereiche gute Daten liefern, und nur die Betrachtung vieler einzelner Statistiken eines Raumes sowie mehrerer unterschiedlicher Baumarten kann zu hinreichend genauen Ergebnisse führen.
Michael Mann und seine beiden Co-Autoren Raymond Bradley und Malcom Hughes versuchten für ihre Analyse geografisch möglichst breit verteilte Daten zu verwenden, was sich allerdings als schwierig herausstellte, denn die Mehrzahl der Untesuchungen stammten aus dem Südwesten der USA.
Mit Hilfe der sogenannten Hauptkomponenten-Analyse lassen sich jedoch einzelne Standorte zu Netzwerken zusammenfassen und so eine ausgewogene Verteilung erreichen.
McIntyre behauptet nun, dass von 112 statistischen Reihen 35 gar nicht benutzt worden seien, was im ursprüglichen Artikel keinerlei Erwähnung findet.
Schließlich gab Mann im November 2003 - also 5 Jahre nach Veröffentlichung - an, dass nicht nur 112, sondern 159 Reihen benutzt worden wären.
Der Grund für die Abweichungen ist nie erläutert worden.
Unabhängig davon hatten McIntyre und der Ökonom Ross McKitrick schon vorher beschlossen, die Berechnungen mit Hilfe von Originaldaten des World Data Center for Paleoclymatology zu wiederholen.
Bei einem Vergleich zwischen diesen und den Daten Manns stellte sich heraus, dass Mann teilweise veraltete Datensätze verwendet hatte.
Die Ergebnisse der Berechnungen mit korrigierten Reihen deckten sich größtenteils mit der Hockeyschläger-Kurve - bis auf das 15. Jahrhundert.
Dort lagen die neu ermittelten Temperaturen deutlich über den von Mann ermittelten und teilweise sogar über den heutigen.
"Wir wollten nicht für uns in Anspruch nehmen, eine warme Mittelalterperiode entdeckt zu haben; wir wollten nur deutlich machen, dass Manns Studie mit ihren vielen Fehlern nicht taugt, um die 1990er Jahre zu den wärmsten des vergangenen Jahrtausends zu erklären" betont McIntyre.
Als sie die Ergebnisse Manns nachvollziehen wollten, stießen sie auf ein Programm, das zur Berechnung der Hockeyschläger-Kurve verwendet worden war.
Nach eingehender Analyse stellten sie fest, dass dieses mit Hilfe eines mathematischen Trickes direkt nach Diagrammen der Hockeyschläger-Form sucht und diese damit besonders hervorhebt.
Mittels einer sogenannten "Red Noise"-Simulation ( Rotes Rauschen ) erzeugten sie künstliche Daten für den Zeitraum von 1400 bis 1980.
Diese ließen sie zum Einen von ihrem Programm und zum Anderen von Manns Programm auswerten.
Nach ihrer Methode entstanden Kurven, die im 20. Jh anstiegen oder abfielen und viele dazwischen.
"Als wir Manns Methode auf das Rote Rauschen anwendeten, erzeugten wir ständig Hockeyschläger-Kurven mit einer Aufwärtsbiegung am Anfang des 20. Jahrhunderts. Wir haben diese Simulationen tausende Male wiederholt, und in 99 Prozent der Fälle war das Ergebniss der Analyse ein Hockeyschläger."
So, der Artikel geht noch über 2 Seiten, in denen weitere Ungereimtheiten aufgedeckt werden, aber ich denke, dass reicht erstmal.
Ich möchte betonen, dass ich mich nicht gegen eine sofortige drastische Reduzierung der Emissionen ausspreche, allerdings sollten bei Entscheidungen mit solch tiefgreifenden Auswirkungen immer beide Seiten der Medaille betrachtet werden, und eine panische Reaktion aufgrund ( absichtlich ? ) falscher Statistiken kann mehr Schaden anrichten, als uns lieb ist - vor Allem aus wirtschaftlicher Sicht, wovon wir ebenfalls alle betroffen wären.
Don't let them steal your dreams, its all that you've got.
(Pain - Same old Song)
Wenn die Klügeren nachgeben, regieren die Dummen.