lilit schrieb:Mit dir kann man wenigstens normal diskutieren, danke schon mal dafür.
Ich bin anderer Meinung. Die Kurdengebiete schufen m.M.n. eine kleine Hoffnung Richtung Föderalismus, was ich als einzigste Lösung für ein Vielvölkerstaat wie Syrien sehe, weg von Autokratie und Despotismus und Einmannregierung.
Vor dem Krieg lebten zwar die versch. Religionen und Ethnien einigermassen friedlich nebeneinander, aber unter einer Diktatur die skrupellos gergen Oppositionelle vorging.
Die bewaffnete Jhihadopposition hat keine Demokratie im Sinn, die säkulare Opposition wurde zwischen dem Regime und islamistischen Kampfgruppen zerrieben.
Das brutale Vorgehen des Diktators führte zu immer mehr brutalität und Verrohtheit.
7 Jahre dauert der Krieg schon an, Erdogan zerstört eine der letzten kampffreien Zonen.
Naja wie gesagt sehe ich das Problem hier, das sich Terrororganisationen in Afrin niederlassen wollen. Gegen die friedliebenden Kurden habe ich nichts, aber wenn sich dort YPG, PYD und PKK niederlassen, verstehe ich die Aufregung der Türkei schon.
Deine Schilderung war ja auch vor den Krieg gewesen. Jetzt hat sich meiner Meinung nach die Sachlage geändert. Vermutlich sind dort PKK, PYD und YPG in einen Bündnis. Die Lage hat sich deutlich verschärft. Erdogan steht in Kritik wie noch nie in seiner ganzen Amtzeit. Es wurden sehr viele Turkmenen und Araber vertrieben aus Afrin. Für YPG spricht sowieso alles, das sie ein Ableger der PKK ist, halt ne "Untereinheit", wie es sie schon bei der Al Kaida gibt und anderen terroristischen Organisationen. Man hat Dörfer verbrannt, wo Araber gehaust haben. Man hat mehrere Anschläge in der Türkei ausgeübt in den letzten Jahren (vorwiegend von der PKK). Ich sehe auch das fast alle kurdische Organisationen miteinander verstrickt sind mit der PKK. Selbst die Partei HDP. Selbst in Deutschland sind eine Menge Menschen nicht wegen den IS, sondern wegen der PKK geflohen, weil sie nicht deren Ideologie teilten. Erinnere mich da auf der Schnelle an drei Bauarbeiter, die ich das ein oder andere Mal zum Essen eingeladen habe. Wie soll man da für Sicherheit garantieren? Ich sehe sicher eine "Unterwerfung" für den Diktator Assad sehr kritisch an. Aber was ist, wenn sich an der Grenze zur Türkei die PKK, YPG und PYD zusammen formiert und am Ende, die innere Sicherheit der Türkei gefährdet? Wie gesagt, muss man es
auch aus türkischer Sicht betrachten. Sie sind davon betroffen. In Reyhanli fürchten die Menschen schon lange den Angriffen, nachdem es zwei Autobomben 2013 gab. In Afrin würde es, wenn man den Kurden da Freiheit geben würde, zu neuen Aufständen kommen.
Man sollte jetzt nicht Afrin aufgeben, weil sich dort Terroristen verschanzen. Leider kommt man nicht drumherum, das Zivilisten bei den Einsatz sterben. Ich denke auch nicht, das die türkischen Soldaten Zivilisten vorsätzlich töten. Es gibt sicher Menschen in den Reihen, die einen übertrieben Fanatismus haben und alles abschlachten, was ihnen in die Quere kommt. Diese gibt es auch bei den Amerikanern, Deutschen etc. Ich erinnere mich da nur an Bildern, wo Amerikaner mit Wasserflaschen auf dem Auto herumfahren und Kinder denen hinterrennen oder die gestörten Soldaten, die wie verrückt und übelsten Beleidigungen die Zivilisten abknallten. Andersherum gibt es aber Menschen, die aus Menschlichkeit helfen, die Menschen versorgen etc. Macht natürlich die Situation nicht besser, aber Krieg ist immer schmutzig.
Erdogan zerstört eine der letzten kampffreien Zonen? Weil dort(leider) Terroristen das Gebiet als Unterschlupf genommen haben und Erdogan das verhindern möchte, das sie sich weiterverbreiten. Am Ende kann man sich wieder darauf einstellen, das es vereinzelte Anschläge auf türkischen Boden gibt, wenn die Türkei die Kurden einfach passieren lässt.
Ist jetzt nicht direkt auf dich bezogen, aber ich finde es amüsant wie jetzt Politiker sich plötzlich auf innere Werte berufen, ihnen plötzlich Menschenleben wichtig ist.
:) Klar auch ich verurteile das Zivilisten sterben oder das die Türkei überhaupt eingreift, weil ich mich eigentlich ungern in Konflikte einmische, weil ich durch meine Hilfsorganisation auf humanitäre Hilfe bedacht bin, aber ich sehe diese Notwendigkeit(leider). Es spricht vieles dafür, ich respektiere aber auch deine Meinung, das vieles dagegen wider rum dagegen spricht. Am Ende haben wir alle halt unsere eigene Meinung dazu und du siehst vielleicht nicht die Notwendigkeit, während ich es halt als eine Notwendigkeit erachte.
Ich finde es aber auch gut, das man sich hier ordentlich austauschen kann. Ich hasse nur Menschen, die mit billiger Polemik ankommen, Sarkasmus oder deine Meinung als "unsinnig" bezeichnen. Selbst wenn jetzt jemand zu mir kommen würde, der so felsenfest davon überzeugt ist, das er sich den IS anschließen muss, würde ich ihn nicht als "dumm" "rückständig" "mittelalterlich" bezeichnen. Ich würde seine Argumente hören, sie erstmal respektieren, aber dann Erklärungen und Ansätze finden, warum sein Weg falsch ist und ihn damit konfrontieren. Wenn du so eine ablehnende Haltung direkt zeigst, will dir gerade diese Person beweisen, das sein Weg richtig sei und du kannst fest davon ausgehen, das er sich den IS anschließt. Wenn er aber von einen gleichgesinnten Argumente kriegt, die ihn blass aussehen lassen, wird er seinen Werdegang überdenken. Ich hatte da schon in meinen Umkreis Erfahrungen gesammelt, wo Gott sei Dank alle von dieser Sache dann Abstand gehalten haben und nichts mehr vom IS halten. Es hat auch viel mit Anerkennung und Status zutun, das diese Leute dich auch ernst nehmen.