Bei welchen Medien informiert ihr euch und wie bewertet ihr diese?
06.03.2017 um 17:32
Es ist verhältnismäßig unerheblich, aus welchem Käseblättern man seine Informationen bezieht, entscheidend ist, wie man Informationen verarbeitet. Zunächst einmal ist es sinnvoll, sich klarzumachen, dass es "die Wahrheit" nicht gibt, von daher kann dieses Phantom auch nirgendwo veröffentlicht werden. Erkenntnisse bekommt man auch nicht aus dem üblichen, auf Aktualität bedachten News-Gesäusel, sondern man muss sich dafür auch mit Sachthemen beschäftigen. Dabei sollte man auch Mut zur Lücke haben und sich eingestehen, dass man selber, wie jeder andere auch, Journalisten mit eingeschlossen, nicht alles wissen kann. Desweiteren ist es so, dass "objektive Nachrichten" ebensowenig existent sind, wie ein evangelischer Papst. Nachrichten werden von Menschen produziert und diese sind eben nicht objektiv, haben Wissenslücken etc. Ein weiteres Problem ist der andauernde Versuch von Medienmachern, emotionale Reaktionen zu evozieren, "Ereignisse spürbar zu machen", dagegen sollte man sich möglichst verwehren, bzw. die Emotionen sauber von der sachlichen Betrachtungsweise separieren.
Ein Beispiel:
Gestern sah ich im "Weltspiegel" einen Bericht über Fukushima. Die Tatsache, dass die Leute dort ihre Heimat aufgeben mussten, hat mich emotional sehr angefasst. Losrennen und nun "Stoppt Atomkraft!" zu fordern, ist jedoch bestimmt nicht die richtige Reaktion, man muss dabei bedenken, dass die Menschheit einen enormen Energiehunger hat, der auch in Zukunft trotz aller eher naiv anmutenden Energiesparinitiativen nicht sinken wird. Atomkraft ist nun einmal (leider) bislang die "sauberste" Möglichkeit, derartige Energiemengen zur Verfügung zu stellen, auch wenn man natürlich darauf hinweisen muss, dass sie extrem gefährlich ist. Dass nun Japan aufgrund seiner geologischen Bedingungen der denkbar ungünstigste Ort für Atomkraftwerke ist, versteht sich von selbst. Das Ziel sollte allerdings sein, eine sinnvolle saubere und ungefährlichere Alternative zu finden, die in der Lage ist, die benötigte Energie bereitzustellen. Atomkraft sollte nicht die Zukunft sein, sie ist jedoch die Gegenwart.
Ich selber informiere mich hauptsächlich aus Mainstreammedien, etwa Spiegel, Zeit oder den gängigen ÖR-Fernsehsendern, obwohl ich diesen Medien gegenüber auch extrem kritisch eingestellt bin. "Alternative" und tendenziöse Medien von rechts wie von links würde ich jedoch nicht mal mit der Kneifzange anfassen, diese sind viel zu einseitig, ideologisch und wollen einem eine bestimmte Meinung aufdrücken. Der Emotionsquotient ist hier besonders hoch und v. a. verbreiten diese ganz gezielt Verschwörungstheorien und ähnlichen Dreck. Ebenso sind v. a. regimetreue Erzeugnisse aus undemokratischen Staaten wie Russland, China, der Türkei oder der arabischen Welt anzusehen. Selbst bei kritischen Medien muss man bedenken, dass es in diesen Ländern üblich ist, oft aufgrund der politischen Lage, dass Journalisten gleichzeitig politische Aktivisten sind. Bei ausländischen oder besser gesagt fremdsprachigen Medien sollte man grundsätzlich eine realistische Einschätzung der eigenen Sprachkenntnisse haben. Schulenglisch + leo.org etwa dürfte bei weitem nicht ausreichen, um die Feinheiten der englischen Sprache nachzuvollziehen oder komplizierte Berichte in "Guardian" oder "Times" zu verstehen. Auch ist generell bei ausländischen Presseerzeugnissen ein gutes Verständnis der kulturellen Eigenheiten erforderlich, die einen Einfluss auf Sicht- und Darstellungsweisen haben, bzw. auch eine Akzeptanz kultureller Unterschiede, das ist momentan zwar nicht gerade angesagt, aber dennoch Fakt.