Seehofer hat sicherlich seinen Teil zum Erfolg der AFD beigetragen, ohne Frage, doch zeichnete sich bereits vor dem Wahlerfolg der AFD in den drei Bundesländern eine besorgniserregende Tendenz ab, die Stimmen aus - vermutlich Protest heraus - an den rechten oder linken Rand der Parteienlandschaft zu verteilen.
Diese Tendenz findet sich übrigens auch in den Wahlergebnissen der letzten Jahre in der Weimarer Republik
Reichstagswahlen: 14. September 1930
Staatsfeindliche Parteien (linkes Spektrum)
KPD: 13,1%
Staatsfeindliche Parteien (rechtes Spektrum)
DNVP: 7%
NSDAP: 18,3%
Bürgerliche Parteien:
USPD: 0,03%
SPD: 24,5%
Zentrum: 11,8% ... (Partei der katholischen Mitte)
DDP: 3,8% ... (linksliberal)
DVP: 4,5% ... (nationalliberal)
BVP: 3,8% ... (nationalkonservativ)
38,4 % der Menschen wählten 1930 staatsfeindliche Parteien
=> 25,3 % der Stimmen entfielen davon auf das rechte Spekturm
Nach der Reichstagswahl am 20. Mai 1928 hatte sich eine Große Koalition aus SPD, Zentrum, BVP, DDP und DVP unter Kanzler Hermann Müller (SPD) gebildet. Diese letzte parlamentarische Regierung der Weimarer Republik scheiterte am 27. März 1930
=> Scheitern des letzten Weimarer Blocks
Reaktionen nach der Wahl 1930:
Die Frankfurter Zeitung kommentierte am Morgen nach der Wahl: „Erbitterungs-Wahlen also, in denen eine aus vielen Quellen gespeiste Stimmung, durch eine wilde Verhetzung aufgewühlt, sich in radikalen Stimmzetteln entlud“.Hitler wisse in Wirklichkeit gar nicht, wie er seine Versprechungen erfüllen könne.
The Times sah in der Wahl eine instinktive Reaktion auf die Unfähigkeit der traditionellen Parteien und Le Temps urteilte, die schlimmsten Erwartungen seien übertroffen worden. Dagegen schrieb Lord Rothermere in der Daily Mail, dass Hitler auch Vorteile biete, da er einen Wall gegen den Bolschewismus errichtete.[14]
Am 23. September wandte sich Reichspräsident Paul von Hindenburg in einer Erklärung gegen ausländische Pressemeldungen, in Deutschland stehe ein Rechtsputsch bevor. Damit sollte dem weiteren Abzug ausländischer Kredite aus Deutschland begegnet werden.
Der Aufstieg der NSDAP:
Verfall der bürgerlichen Parteien und Aufstieg der NSDAP 1930-1933
Bei den Wahlen ab Mitte 1930, vor allem bei der Reichstagswahl im September 1930, erlitten die bürgerlichen Parteien große Verluste zugunsten der NSDAP. Die drei vormals wichtigsten bürgerlichen Parteien DStP, DVP und DNVP vereinten nur noch einen Bruchteil ihrer früheren Wählerschaft. DStP und DVP erlitten Verluste in geradezu bedrohlichem Ausmaß. Auch die Struktur dieser beiden Parteien begann sich aufzulösen. So trennten sich bereits im Oktober 1930 die Vertreter der VNRV von der DStP und bildeten im Reichstag auch keine gemeinsame Fraktion mit den Vertretern der ehemaligen DDP. Im Zuge einer politischen Annäherung der DVP an die DNVP ab 1931 trennten sich einige der prominentesten DVP-Politiker von dieser Partei, die daraufhin kaum noch über ein eigenes politische Profil verfügte. Die DNVP selbst konnte auf ihrem Oppositionskurs mit den Parolen der NSDAP nicht glaubwürdig konkurrieren und wurde zwischen dieser und der Unzahl kleiner Parteien politisch immer mehr zerrieben. Die kleinen in den 1920er Jahre gebildeten bürgerlichen und konservativen Parteien wiederum scheiterten bei Wahlen entweder von vornherein nahezu vollständig (wie die RDP und die KVP), mussten ab 1931/32 starke, teils vernichtende Stimmeneinbußen hinnehmen (wie die bäuerlichen, wirtschaftlichen und Aufwertungs-Parteien) oder blieben auf eine regionale Bedeutung beschränkt (wie der CSVD auf Württemberg und Westfalen). Dagegen gelang es der NSDAP bis 1932 immer besser, große Teile der bürgerlichen Wählerschaft an sich zu ziehen.
Auch wenn die Stimmeneinbußen von SPD, Zentrum und BVP nicht so dramatisch waren, erlebten auch diese Parteien einen deutlichen Niedergang. Dieser war weniger auf Stimmeneinbußen zurückzuführen, als auf eine deutliche Erhöhung der Wahlbeteiligung. So stieg die Zahl der Wähler von ca. 31 Millionen Wählern bei der Reichstagswahl 1928 auf knapp 40 Millionen Wähler im Jahr 1933. Da die Zahl der Wähler von SPD, Zentrum und BVP bei den Wahlen zwischen 1928 und 1933 aber konstant blieb oder leicht zurückging (für alle drei Parteien zusammen bei den Reichstagswahlen von ca. 14 Millionen 1928 auf ca. 13 Millionen 1933), verloren diese Parteien sehr deutlich an Stimmenanteilen (von ca. 45% 1928 auf ca. 33% 1933) und damit an Einfluss in den Parlamenten.
Quelle:
http://www.wahlen-in-deutschland.de/wErlaeuterungen.htmSchauen wir uns nun das Wahlergebnis in Sachsen-Anhalt an:
Staatsfeindliche Parteien (linkes Spektrum):
Linke: 16,3 %
Staatsfeindliche Parteien (rechtes Spektrum):
AFD: 24,2%
Bürgerliche Parteien:
CDU: 29,8%
SPD: 10,6%
Grüne: 5,2 %
40,5 % der Menschen wählten in Sachsen-Anhalt staatsfeindliche Parteien
=> 24,2 % der Stimmen entfielen davon auf das rechte Spektrum
Eine handlungsfähige, bürgerliche Regierung kann demnach nur aus einer Koalition zwischen CDU, SPD und Grünen gebildet werden, um Schlimmeres zu verhindern.
Wir stehen also vor dem Phänomen, dass den bürgerlichen Parteien (CDU, SPD, FDP und Grüne), die ich im Folgenden als Berliner Block bezeichnen möchte, zunehmend staatsfeindliche Parteien gegenüberstehen ( Linke, AFD)...auf Landesebene (Sachsen-Anhalt) erzeugt dies bereits einen nicht zu unterschätzenden Koalitionsdruck auf SPD, CDU und Grüne, um den staatsfeindlichen Gesinnungen noch eine bürgerliche Regierung entgegenstellen zu können => vgl. Weimarer Block 1928