Juden
12.06.2003 um 00:20
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Hab die zahlreichen Beiträge zu dem Thema überflogen... Ich finde, es ist schon eine Menge Gutes und Richtiges gesagt worden. In Bezug auf die Nahostkrise sag ich mal was ich denke.
Erst einmal hat jeder Mensch das gleiche Anrecht irgendwo zu leben, besonders wenn er dort geboren ist. Ich respektiere die religiöse Überzeugung der Juden wie der Moslems, aber es kann nicht sein dass man mit einem Buch voller Sagen und Mythen ankommt und daraus irgendwelche Besitzansprüche ableitet. Und wenn die Israelis und die Palästinenser es wirklich nötig haben, ihre Religion dafür zu missbrauchen, dann sollten sie zumindest einsehen, dass sie beide die gleichen Ansprüche haben, und sich das Gebiet, das ihnen offensichtlich so wichtig ist, teilen. Soweit so gut. Ich schätze so denken die Allermeisten, wollte es nur gesagt haben.
Zu den Israelis. Vorab: Ich habe grundsätzlich nichts generell gegen irgendwelche Volksgruppen oder Staaten, und ich habe mich schon einige Male via Internet mit Israelis unterhalten und ich weiß, dass viele von denen mit ihrer Politik genausowenig einverstanden sind. Meine persönliche Meinung ist, dass das, was die das Israelische Regime seit Jahren unter der schützenden Hand der USA abzieht, schlichtweg Völkermord ist. Die meisten Opfer in diesem Konflikt sind auf der Seite der Palästinenser, und die meisten davon sind Zivilisten. Scharon beklagt sich am laufenden Band über Terroristen, aber was ist denn die Unterdrückung eines wehrlosen Volkes durch rücksichtslosen Einsatz eines weit überlegenen Militärapparates - ohne Sinn und Zweck?
Ich meine, die Antwort auf Selbstmordattentate fanatisierter Palästinenser ist ganz klar nicht, mit Kampfhubschraubern loszufliegen und alles kurz und klein zu bomben. Gewalt provoziert IMMER Gegengewalt, und ganz besonders Terrorismus ist etwas, dass man am allerwenigsten mit Gewalt bekämpfen kann. Im Gegenteil, Terrorismus wird durch Gewalt jeglicher Form genährt. Auch die Amerikaner werden mit ihrer Vorgehensweise nur erreichen, dass der weltweite Terrorismus immer weiter eskaliert. (Natürlich kommt das der Regierung sehr gelegen, denn je mehr Anschläge, desto mehr lässt sich das Volk mitreißen, und im Zeichen des Patriotismus lässt sich dann die Zustimmung für praktisch jede Militäraktion erzwingen)
Ich habe den Eindruck, dass die Scharon-Regierung die Friedensbemühungen bewusst und absichtlich torpediert. Immer und immer wieder lässt man das Militär in Palästinensergebiete einrücken und die Bevölkerung terrorisieren (so nach dem Schema: In Häuser stürmen, Einrichtung demolieren, wer Widerstand leistet wird erschossen). Hätte sich Israel mehr zurückgehalten und ein paar Attentate vielleicht mal NICHT mit militärischen Vergeltungsschlägen beantwortet, die sowieso meist nur Unschuldige treffen, dann hätte es schon längst zu einem Frieden kommen können.
Klar, auch die fanatischen Palästinenser haben Schuld. Aber ich denke, wenn es mit einem Mal keine Anschläge mehr gäbe - überhaupt keine mehr - dann würde das nicht dazu führen, dass die Israelis kommen und ihre Nachbarn in die Arme schließen mit den Worten "endlich können wir in Frieden zusammen leben!". In längeren Ruhezeiten war es immer das Israelische Militär, dass die Spirale der Gewalt fortgesetzt bzw. neu begonnen hat. Da fragt man sich doch jedes Mal: Die sprechen doch von Frieden. Was soll wieder dieser Einmarsch?
Die Nah-Ost Krise ist von zentraler Bedeutung für den Konflikt zwischen der westlichen und der arabischen Welt, der seit dem 11. September zwar zu eskalieren beginnt, den es aber schon vorher gab, und der andere Ursachen hat als in der Regel propagiert wird. Ich denke, wenn man im "Heiligen Land" nicht schnell eine Einigung erzielt, wird das nie passieren. Denn bald schon werden die jungen Israelis und Palästinenser aufwachsen, ohne jemals den Frieden gekannt zu haben, und das ist sehr gefährlich. Wie soll man diese Menschen dazu bringen, friedlich zu koexistieren? Und selbst wenn morgen die Gewalt zwischen Israelis und Palästinenser endet, wird das nicht den "Dritten Weltkrieg" - wie ihn Manche nennen - zwischen Christen und Moslems beenden. Dazu ist es ja, mal ganz zynisch gesagt, dank der Amerikaner schon zu spät. Ich fürchte, die Terrorattacken werden weltweit auch in Zukunft immer weiter zunehmen, wenn die (richtigen) Politiker nicht einsehen, dass sich der Terror nur bekämpfen lässt, indem man seine Ursachen bekämpft.
Ich hoffe ich bin niemandem zu weit abgeschweift. Hatte grad Lust zum schreiben ;) Ich freue mich auf jede ernstgemeinte Kommentierung. (Wer anderer Meinung ist als ich, dem sei gesagt, dass ich nicht behaupte alles zu wissen oder vollständig durchdacht zu haben, und jederzeit bereit bin, Kritik einzustecken)
Gruß,
Alex