Der ALGII-/Bürgergeld-Thread
14.02.2010 um 13:51
Viel interessante, niveauvolle Diskussionsbeiträge, wie ich finde, aber auch Sachen dabei, wo es einen nicht wundert, dass es in unserer Gesellschaft so ist, wie es ist. Für mich ist gerade diese Thematik sehr kompliziert, um es einmal einfach auszudrücken. Wir haben eine Situation, die sich global erstreckt und die wir ja eben gerade in Deutschland mit ganzer Härte spüren. Der Konkurrenzkampf um, inzwischen, weltweite Macht, Absätzmärkte hat volle Fahrt aufgenommen, die nicht mehr abgebremst werden kann. Es muss mit immer wenige Aufwand, immer mehr erzielt werden, um im Geschäft zu bleiben. Jetzt haben wir in Deutschland immer noch einen ziemlich hohen Lebensstandart, im Vergleich zu den meisten Nachbarländern. Hier zehren wir noch aus der guten alten Zeit des Wirtschaftswunders und der guten wirtschaftlichen Folgezeit, doch diese Reserven gehen zur Neige. Die hohen Lohnnebenkosten werden uns jetzt zum Verhängnis, damit wird Arbeit zu teuer und es werden Maßnahmen getroffen, die insgesamt gesehen letztendlich Massentlassungen mit sich bringen.
In diesem Gefüge ist dann für Leute eines bestimmten Alters die Chance auf einen Arbeitsplatz als utopisch zu bezeichnen. Das Heer der Arbeitslosen wächst stetig.
Arbeit wäre dennoch vorhanden, jedoch kann die nicht verteilt werden, da zu teuer. Somit müssen immer weniger Menschen immer mehr Arbeit verrichten. Die zweifellos vorhandene Arbeit versucht man jetzt mit Billigjobs oder Eineurojobs unter den Arbeitslosen zu vermitteln. Hier ist eine weitere Variante ersichtlich, wie einige Großunternehmen mit großzügiger staatlicher Subvention nicht zu verachtende Profite erzielen.
Was machen wir denn nun mit vielen Arbeitslosen, die immer mehr werden und deren tatsächliche Zahl ja nicht wirklich offengelgt wird. Ich kenne Leute, die schon gar nicht mehr in der Statistik geführt werden, das nur nebenbei.
Jedenfalls muss man sich nun um die vielen Leute ohne Job kümmern, ob man will oder nicht, am liebsten würde man ja nicht wollen. Doch was für ein riesiges Gefährdungspotiential stellt diese Masse für den Erhalt des sozialen Friedens im Lande dar? Man muss also die Masse ruhig und bei Laune und Leine halten und das geht eben nur, wenn die Existenz einigermaßen sichergestellt ist, wen auch oft nur am Minimum.
Jetzt das Eigentliche! Ich bin mir sicher, dass das ALG2 auf keinen Fall zu hoch angesetzt ist, eher noch zu knapp. Es wird bemessen an unseren tatsächlichen Lebenshaltungskosten, was ja von Experten errrechnet wird. Hier weiß ich nur so viel, dass es da eine gut ausgeklügelte Formel gibt. Damit ist es möglich, seine Existenz aufrechtzuerhalten, wie auch immer. Das eigentlich Verwerfliche ist der Umstand, dass die Reallöhne immer weiter fallend sind und sich somit sehr gefährlich nahe den Einkommen der Sozialhilfeempfänger kommen, was ja in den unteren Einkommensgruppen zuerst passiert. Für mich ganz klar, der Mensch in Arbeit bekommt zu wenig. Jetzt kann man auch die da und dort verbreitete Meinung verstehen, dass Arbeit sich nicht wirklich mehr lohnt. Mancher Arbeitsloser überlegt dann doch, ob er seine Situation lieber so belässt oder für ein wenig Einkommen mehr den ganzen Mehraufwand in Kauf nimmt. Ganz viele arbeitslose Menschen würden selbst das sofort annehmen, aber sie bekommen nichts.
Die Äußerung von Herrn Westerwelle ist insofern völlig richtig, nur eben nicht mit Blick in Richtung Arbeitslose, sonderen in Bezug auf unsere Unternehmen.
Kann das sein, dass Menschen im Vollzeitjob noch zum Amt müssen und sich Zuschüsse beantragen, um überhaupt um die Runden zu kommen? Das gab es wohl in der Nachkriegsgeschichte in Deutschland noch nie, erwiesenermaßen.
Moralisch bedenklich, aber menschlich verständlich, wenn unter diesen Bedingungen immer mehr Sozialmissbrauch betrieben wird. Der alte Spruch, wer arbeiten will, bekommt auch Arbeit, ist nicht mehr ganz zeitgemäß, wobei es eine zumutbare Grenze geben sollte, wie weit man sich herabbegiebt, um eine Arbeit zu nbekommen. Wir sollten auch sehr vorsichtig sein, Arbeitslose pauschalisiert zu beurteilen, könnten wir morgen nicht auch unter ihnen sein?