Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

@blackout

blackout schrieb:Außerdem steigert es die Chancen auf einen guten Job ungemein, wenn man schon einen anderen hat...

Man kann aus einer anderen Perspektive verhandeln, sicherlich, weil man nicht gezwungen ist zu wechseln. Allerdings zeigt das Jobtechnische Alltagsleben, das ausreichend genug bezahlte Jobs mehr als Mangelware sind. Selbst in meinem Job als Installateur findet man unter den ersten 10 ARGE Seiten der Jobbörse zu 95 % Zeitarbeitsfirmen, bei denen man unter Tarif entlohnt wird, die aber meine Qualifikation für ihre Kunden benötigen.

Ich frage mich, wofür ich überhaupt einst eine Ausbildung gemacht habe.
Bei der ARGE hat man kaum ne Chance, einen gescheiten Job vermittelt zu bekommen und wird sofort mit Arbeitsangeboten dieser Zeitfirmen bombadiert. Es macht sich auch kein Sachbearbeiter mehr die Mühe, seine "Kunden" zu vermitteln. Nur schleunigst nen Zettel rübergeschoben... Arbeit annehmen... ansonsten Sperre. Ob ich mit den Finanzen hinkomme oder in ein dunkles Rattenloch ziehen muß, ob ich ein KFZ vorweisen kann oder nicht, ist völlig egal.

blackout schrieb:Ich finde es eher verwerflich, sich willentlich auf der Tasche der anderen auszuruhen, bis denn endlich mal ein Angebot kommt, das angenehm genug ist. Erstmal sollte es wichtig sein, die Leute aus der Arbeitslosigkeit zu kriegen.

Richtig. Es ist wichtig die Leute in Arbeit zu bekommen. Allerdings genau diese Einstellung auf den Ämtern, gestützt durch Regularien und Gesetze der Regierung, spielt diesen Lohndumpingfirmen richtig gut in die Hände. Darüber sollte man auch einmal nachdenken.

Gwyddion schrieb:Bei der ARGE hat man kaum ne Chance, einen gescheiten Job vermittelt zu bekommen und wird sofort mit Arbeitsangeboten dieser Zeitfirmen bombadiert

Traurige Realität, aber wie ich schon gesagt habe: Hier liegt die Schuld nur indiriekt bei der Arge - Immerhin können die nur das vermitteln, was auf dem Arbeitsmarkt verfügbar ist. Gute Jobs wachsen leider nicht auf Bäumen...

@blackout

Gute Jobs gibt es reihenweise... nur keine angemessene Entlohnung dafür. Durch die Gesetze und die Agenda 2010 der Schröderschen Regierung sind Zeitarbeitsfirmen von einigen hundert, auf zig tausend, angeschwollen. Die Jobs gibt es, die Arbeit dafür auch, allerdings sind diese Jobs in vielfach falschen Händen.

@Gwyddion

Absolut richtig - das ist aber zum Teil auch der Preis dafür, wenn man alles immer billiger und noch billiger machen will. Aber das ist ein anderes Thema und eher ein politisches Problem.

@blackout

ich würde Dir ja eigentlich empfehlen zu streiken ^^

damit Aufmerksamkeit auf die Problematik gelenkt wird, aber halt, da war doch was ...
soweit darf das Interesse am Wohlergehen des Staates und seiner Bürger ja nicht gehen ...

"In Europa dürfen EU-Beamte übrigens selbstverständlich streiken, wie die Staatsdiener in den meisten europäischen Länder auch. Nur in Deutschland und Dänemark herrscht generelles Streikverbot für Beamtinnen und Beamte. In Dänemark wird ab 2001 nur noch bei Polizei und Militär verbeamtet. In Österreich dürfen Beamte eigentlich nicht streiken, sie tun es aber. Aber die Deutschen würden auch an einer dauerroten Fussgängerampel im Death Valley verdursten. In den meisten anderen Staaten der EU sind nur Polizei, Militär und Justiz vom Streikrecht ausgenommen."

http://www.beamtenrecht.de/aktuelles-beamtenrecht/artikel/beamtenstreikrecht/index.html

blackout schrieb:
Traurige Realität, aber wie ich schon gesagt habe: Hier liegt die Schuld nur indiriekt bei der Arge - Immerhin können die nur das vermitteln, was auf dem Arbeitsmarkt verfügbar ist. Gute Jobs wachsen leider nicht auf Bäumen...

Bei uns ist es auch so ähnlich. Eine Firma die etwas auf sich hält scheint beim AMS nicht auf.

Nur Leihfirmen und paar andere kleine Firmen. Einen wirklich tollen Job wird man nur schwer beim AMS finden.
Nur zahlen bei uns die Leihfirmen nicht so skandalös wir man es aus Deutschland so hört. Ist auch nicht erlaubt, denn unter Kollektiv darf nicht gezahlt werden.

@kiki1962

eäre klasse wenns für beide gelten würde, dann würde man sich endlich auf selber Augenhöhe und im selben Habitus befinden ;)

@instinct


wobei die meisten in den Ämtern doch eh keine Beamten mehr sind, der Beamtenstaus ist schon längere Zeit im Abschwung befindlich !

@DieSache

Da magst Du wohl Recht behalten.

@blackout

blackout schrieb:aber die Quote an Leuten, die einfach nur das Geld abgreifen wollen, ist erschreckend hoch. Natürlich sagt jeder, er will arbeiten. Aber wenn man ihm Angebote macht heißt es gerne mal "Was,als Bäcker? Nee, ich komm so früh nicht aus'm Bett" oder "Für 7€ die Stunde? Dafür steh ich nicht auf"...
Wenn man auf seinen Traumjob wartet, dann muss man meistens lange warten...

Hm, wohl eher umgekehrt, nicht die Quote der Leute die nur Geld abgreifen wollen ist hoch - nein - die Quote der Leute die nen Job haben wollen, von dem sie sich mehr leisten können als ein bisschen Essen, billige Kleidung und die Monatskarte zum Job.

Mal ehrlich, für 7 Euro als Bäcker arbeiten? meine Güte, wie weit wird das noch gehen?
Das ist Ausnutzung ohne Ende, rechne dir das mal aus.

7 Euro die Stunde bei nem 40 Stunden Job , da haste im Monate ein Bruttoeinkommen von
1120 Euro, das sind bei Lohnsteuerklasse 4 ca 856 Euro Netto.
Lass dir das mal auf der Zunger zergehen, 856 Euro!

Nen Menschen 160 Stunden im Monat ackern lassen 856 Euro?
Ich könnte den Job eines Fallmanagers nicht ausüben, ich würde mich echt zu Tode schämen so miese Jobs zu vermitteln, das könnte ich einfach nicht, ich könnte nicht als eines dieser kleinen Räder in dieser asozialen Maschinerie funktionieren.

lesmona schrieb:Hm, wohl eher umgekehrt, nicht die Quote der Leute die nur Geld abgreifen wollen ist hoch - nein - die Quote der Leute die nen Job haben wollen, von dem sie sich mehr leisten können als ein bisschen Essen, billige Kleidung und die Monatskarte zum Job.

Ich spreche hier von meiner persönlichen Erfahrung und die ist nunmal so. Wenn man nach den Aussagen der Leute geht magst du sicher Recht haben, aber wie ich schon gesagt hab: Viele warten eben auf den Traumjob...

lesmona schrieb:Mal ehrlich, für 7 Euro als Bäcker arbeiten?

Das waren 2 Beispiele, nicht 1...

lesmona schrieb:in dieser asozialen Maschinerie

Stimmt, unser Sozialsystem ist furchtbar. Vergessen wir mal, dass in unserem Land niemand frieren und niemand hungern muss. Natürlich kann man als Arbeitsloser - aus welchem Grund man auch immer arbeitslos ist - nicht wie ein König leben. Aber man muss sich auch mal klar machen, dass man ohne Einkommen von der Gemeinschaft mit getragen wird.
Und dann guckt euch mal die Systeme in anderen Ländern an - dagegen gehts uns hier noch richtig gut...

Sie warten auf keinen Traumjob, sondern auf Hilfen die ihnen Perspektiven bieten !

Die Sachbearbeiter und Fallmanager verwalten nur die Anträge, darüber entschieden wird in so großem Aufwand, dass schnelle unbürokratische Hilfen oft sinnvoller wären, aber dem Amt fehlt Zeit !

Wenn keine wirkliche berufliche Rehabilitation in saatlich bezuschußten Bildungsstätten erfolgt (da nicht adequat genug nachgeschult wurde), kann man auch nicht erwarten, dass der Bürger Motivation entwickelt !

Die Bearbeiter sehen oft nur ihren Schreibtisch und den Kunden gerade mal 15 Minuten (abgezogen der zeit am Kopierer !), wobei sich die sogenannten "Fallmanager" mehr Zeit nehmen, aber auch da ist die Zeit oft nicht genug, eine wirkliche Beratungssituation herzustellen !

@blackout

blackout schrieb:Aber man muss sich auch mal klar machen, dass man ohne Einkommen von der Gemeinschaft mit getragen wird.
Und dann guckt euch mal die Systeme in anderen Ländern an - dagegen gehts uns hier noch

Das ist jedem klar, aber es darf doch nicht so hingedreht werden, dass Millionen von Menschen zu faul sind, oder auf Jobs warten die fürs Nichts tun ne Menge Geld bringen.

Es darf einfach nicht sein, dass eine Arbeit, die du 8 Stunden täglich, fünf/sechs Tage in der Woche machst, dir nicht genug zum Leben einbringt.

Das muss doch einfach von jedem verstanden werden.
Klar, der ein oder andere hat Glück, findet irgendwann was besser bezahltes, aber der miese, unterbezahlte Job ist immer noch da, und muss von jemand anderem gemacht werden.

Und hier gehört endlich angesetzt.
Egal um welchen Job es sich handelt, es muss einfach sicher gestellt werden, dass derjenige davon Leben kann, und ich meine Leben, nicht dahin vegetieren.

Und ich finde es ist falsch, sich auf die Seite derer zu stellen, die dieses Lohndumping voran treiben, es ist einfach nicht richtig, wir reden hier von Menschen, von Menschen die auch mal was haben wollen, auch mal lachen wollen, sich nicht die Nächte um die Ohren schlagen wollen, weil sie vor lauter Sorgen nicht mehr ein noch aus wissen. Die sind nicht auf die Welt gekommen um verheizt zu werden, keinem Arbeitgeber sollte es zustehen dürfen arbeitende Menschen so mies zu bezahlen, die Arbeitsmarktsituation so auszunutzen, ohne Skrupel.

Ist dir eigentlich auch klar, wies an solchen Arbeitsplätzen aussieht?
Wie die Bedingungen sind? Wie die Chefs sich aufführen?
Nein, nein so darf kein Mensch behandelt werden, egal woher er kommt, wie dumm oder schlau er ist.

Und was die Systeme in anderen Ländern anbelangt, keine Frage, uns gehts vor diesem Hintergrund sehr gut, aber du wirst in jeder, noch so miesen Lebenslage jemanden finden, dem es noch schlechter geht, das kann also kein Argument sein.

Wir sind in Deutschland, wenn morgen ein Sachbearbeiter verprügelt wird, dann erzähl ich dem ja auch nicht, dass er froh sein soll in Deutschland zu sein, weil sie ihm in Brasilien gleich in den Kopf geschossen hätten....verstehst du was ich sagen will?

@DieSache

DieSache schrieb:Sie warten auf keinen Traumjob, sondern auf Hilfen die ihnen Perspektiven bieten !

Aber es kann nicht für jeden Perspektiven geben, was machst du mit der Frau die 30 Jahre lang geputzt hat, was mit dem Mann, der 2o Jahre im Lager half?
Die will keiner mehr, die kannst du nur noch in besagte Jobs zwingen, die keiner machen will.
Und derer gibts leider viele, angefangen bei den Callcentern bis hin zu Küchenjobs.
All diese Jobs hätten mehr Zulauf wenn anständig bezahlt werden würde.
Ich meine, wer stellt sich für 6 Euro in den Callcenter oder für 5 Euro in die Küche?
Dazu kommt, dass es kaum noch Vollzeitjobs in diesen Sparten gibt, Callcenter natürlich ausgeschlossen.

Ne, das darf einfach nicht sein, und das ist Endstation für die meisten Unqualifizierten.
Dass die in ihrem Leben nix mehr finden auf was es sich zu freuen lohnt , also dafür muss ich nicht die Empathie mit dem Eimer bekommen haben.........

Und was die Qualifizierung anbelangt, ich kann doch nicht wirklich dem Leuten glauben machen wollen, dass es NUR an der Qualifizierung liegt?
Wer glaubt das?
Das ist Blödsinn, es muss einfach angenommen werden, dass wir an einem Punkt angekommen sind, an dem ich NICHT für jeden Arbeit habe.

@lesmona

lesmona schrieb:7 Euro die Stunde bei nem 40 Stunden Job , da haste im Monate ein Bruttoeinkommen von
1120 Euro, das sind bei Lohnsteuerklasse 4 ca 856 Euro Netto.
Lass dir das mal auf der Zunger zergehen, 856 Euro!

Nen Menschen 160 Stunden im Monat ackern lassen 856 Euro?

Er arbeitet nicht für die 856 Euro, sondern für die 1120 denn der AG kann nichts für die Abzüge seitens des Staates

@Valentini
die beiträge für sozialkassen sind aber nicht unwichtig -

ein erbärmlicher lohn ist es

@kiki1962

Ich wollte nur zeigen dass der AG nicht dafür verantwortlich ist was hinten rauskommt, denn eigentlich musst du dem Bruttolohn, um zu sehen was der AG für den AN denn bezahlt, noch die Arbeitgeberanteile an den Sozialversicherungen mit einbeziehen

@Valentini

Valentini schrieb:die Arbeitgeberanteile an den Sozialversicherungen mit einbeziehen

Tia ...diese Gelder wollen eingespart sein bzw. der Arbeitgeber möchte diesen Teil nicht als Lohnbestandteil sondern als negative Belastung sehen.

@DonFungi

Letztlich muss er ihn aber (noch) aufbringen (auch wenn im Bereich der KV schon das Paritätsprinzip abgeschafft worden ist) und gehört somit für ihn zu den Gesdamtkosten eines AN

@Valentini
nicht ausschließlich - stimmt