@Realo Danke für die interessante und sehr ausführliche Antwort. Gefällt mir grundsätzlich sehr gut hier im Forum, dass man sowohl über schnell getippte Mehrzeiler als auch über durchdachte längere Beiträge hier schön diskutieren kann.
Meine Gedanken zu Deinen Punkten:
Punkt 1: Androhung des Austritts der BRD aus der EU
Die gleichmäßige Verteilung der Lasten auf tragfähige Länder wäre auf jeden Fall notwendig, das stimme ich Dir zu.
Auch tragen wir reichen Länder eine Verantwortung, nicht nur durch unsere (koloniale) Vergangenheit, sonder auch einfach deshalb, weil wir schlicht dazu am ehesten in der Lage sind.
Ich glaube aber, dass viele (EU)Staaten bereits mehr als genug von der deutschen Sonderrolle haben. Wahrscheinlich bereits seit der Zeit, als Deutschland kurz nach dem Krieg bereits alle anderen (Sieger)länder wirtschaftlich überholt hatte. Spätestens aber seit der Euro-/Griechenlandkrise.
Wenn Deutschland also aus Sicht dieser Länder weiterhin "Faxen macht und aus der Rolle tanzt", dann läuft das Fass dort über. Egal ob Deutschland moralisch und auch rein logisch/rational gesehen die richtige Entscheidung trifft. (das mag es sogar noch verstärken)
Das geht dann in eine Trotz-Abwehrhaltung über (so wie die Briten dies bereits bei der Euroverweigerung demonstiert haben) auch wenn dabei Europa als Konstrukt zerbricht. Da siegt dann die Eitelkeit, Nationalstolz oder wie auch immer man das sinnvoll nennen kann und dann ist es egal, ob es danach wirtschaftlich wesentlich schlechter geht.
Punk 2: UN Truppen+mehr Macht: Grundsätzlich eine gute Idee. Die UN steht aber nicht über allen individuellen Interessen der Länder, sie ist das Ergebnis der Mehrheitsmeinung aller Länder. Da mag es schnell zu Differenzen kommen, was zu tun und zu lassen ist. Da sind einfach die grundlegenden Vorstellungen, Wünsche, etc. sehr verschieden.
Aber dennoch, etwas verbessern könnte man die weltweite Situation bestimmt dadurch.
Punkt 3: Hier gehen unsere Meinungen bzw. Vorstellungen weit auseinander. Auf jeden Fall ist "Afrika" (da muss man eigentlich vorsichtig sein, wir reden hier von einem ganzen Kontinent, der Einfachheit halber aber mal allgemein gesprochen) durch den Kolonialismus erst in diese Lage gekommen und eine eigene Entwicklung verwehrt.
Ich bin noch bei Dir, dass nur durch moderne und wirtschaftlich prosperierende Rechtsstaaten das "Problem" Afrika gelöst werden kann.
Was ich aber überhaupt nicht sehe ist, dass man dieses Problem irgendwie von außen und mit Geld lösen kann. Egal wie viele Trillionen man nach Afrika pumpen würde, das Ziel ist nicht zu erzwingen und zu erkaufen.
Ich bin der Meinung, dass Völker nur durch eigenen Antrieb heraus eine tragfähige Entwicklung vollführen können. Man müsste den afrikanischen Stämmen/Völkern/Ethnien also die gleiche Entwicklung zubilligen, die auf europäischem Boden ebenfalls stattgefunden hat. Das fängt ja bei den willkürlichen Ländergrenzen schon an.
Leider bin ich der Überzeugung, dass solche Gruppen-, Fürstentümer, Kleinstaaten und schließlich Föderationen nur durch kriegerische Auseinandersetzungen entstehen.
Aufgrund der Größe und der deutlich größeren regionalen und kulturellen Unterschiede dauert das mindestens so lange wie z.B. in Europa oder Nordamerika. Auf jeden Fall sprechen wir hier von vielen Generationen.
Das gleiche gilt auch im übertragenen Sinn für Punkt 4.
Man wird niemals eine Reformation von außen und durch Druck erzeugen können. Das würde das Problem nur zunehmend verschärfen. Das muss ebenfalls von innen heraus geschehen, die Menschen müssen selbst zur Erkenntnis gelangen, dass eine weniger strikte Auslegung der Religion letztendlich allen zu Gute kommt.
Das ist natürlich gleichermaßen mit der gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung aus Punkt 3 verbunden.
Das sind alles Dinge, die sich über Generationen entwickeln und nicht innerhalb von 20-30 Jahren zu lösen sind.
Druck auf Saudi-Arabien und Iran auszuüben ist da aus meiner Sicht gar kein Ansatz. Die ideologisch-wirtschaftlich führenden Clans sind meiner Meinung auch nicht mehr auf das Erdöl angewiesen um ihre persönliche Macht und ihren persönlichen Reichtum zu erhalten. Dieser ist ohnehin in Größenordnungen angekommen, dass er keinen Mehrwert bieten kann. Ob 100 oder 1000 Ferraris, das macht einfach keinen Unterschied.
Die Investments der Saudis gehen in alle Bereiche auf der ganzen Welt, vollkommen kurzsichtig sind sie ja nicht.
Ein ganz wichtiger Punkt kommt bei der gesamten Diskussion um Entwicklungen zu kurz: Unser Finanzsystem steht vor dem Ende dieses Zyklus (Ja, es geht nach dem Zusammenbruch des momentanen Geld- und Wirtschaftssystems auch wieder aufwärts.) Auch ohne die ganze Flüchtlings-, Überbevölkerungs-, Kllimaproblematik kommt dieser Reset unweigerlich auf uns zu. Das kann in zwei Jahren oder in zwanzig Jahren passieren, es wird aber passieren.
Spätestens dann werden ohnehin alle Karten/Pläne/Vereinbarungen etc. neu gemischt und alles was man heute in die Wege leitet wird danach vollkommen obsolet sein.