Brexit und danach?
20.04.2020 um 19:17otternase schrieb:was macht Dich da so sicher?Die Experten sind sich alle einig, dass der Brexit das Wachstum behindert. Johnson hatte versucht, deshalb die Staatsschulden zu erhöhen und sich bereits verzockt, denn der Plan geht noch auf die Zeit vor dem großen Ausbruch von Covid-19 zurück.
Ja, vielleicht stimmt es, wenn man annimmt, dass das UK -wie auch zuvor- nur sehr halbherzig zur EU bekennt, die Vorteile mitnimmt, aber die Nachteile abwehrt, aber ob das heute noch möglich wäre?
Der große wirtschaftliche Einbruch ist aber deshalb vielleicht noch zu verschmerzen, da bei Abklingen der Krise die Wirtschaft wieder aufholt - wenn aber das Wachstum durch einen Faktor wie den Brexit blockiert ist, ist auch diese Hoffnung vergebens.
Was heißt Vorteile mitnehmen und Nachteile abwehren?
Das UK war nie Teil der Eurozone, daher wäre auch ein gemeinsames Programm zur Stützung des Euros nie ein Thema gewesen, hat mit dem Brexit nichts zu tun.
Der offenkundige Nachteil, nie Teil des Eurozone gewesen zu sein, war aber, dass Investitionen in die herstellende Industrie, außer vielleicht bei hochwertiger Technologie, im UK nie sinnvoll waren, daher erklärt sich das Handelsdefizit, das dann auch ein Grund für den Brexit war. Der Austritt macht es dann noch schlimmer.
Wenn jetzt das UK für ein weiteres Jahr, um die Coronakrise von der noch ausstehenden Brexitkrise zu entkoppeln, die Übergangsperiode verlängert, ist es nun mal logisch, dass es für ein Siebenjahresprogramm zum Aufbau europäischer Strukturen nicht mehr eingebunden wäre. Das wäre wirtschaftlich wahrscheinlich eher ein Nachteil für das UK, aber den Brexiteers geht es darum, auf nationaler Ebene Geld zu investieren, nicht über die EU.
otternase schrieb:in der derzeitigen Situation sehe ich für das UK nur die radikale Zuwendung zu den USA als Lösungsmöglichkeit. Eine angelsächsische Freundschaftslinie Johnson-Trump sollte sich für beide Seiten als wirtschaftlich vorteilhaft erweisen und würde Versorgungsprobleme im UK abzuwenden helfen. Ob es natürlich für das UK gut wäre, sich in solcher Weise von den USA abhängig zu machen, ist dann wieder eine ganz andere, kompliziertere Frage. Es würde das Leben im UK auf jeden Fall teurer machen. Aber wie sich das in Festlandeuropa nach der Corona-Krise entwickelt, ist ja auch noch völlig offen, wie gesagt, die wirtschaftliche Katastrophe haben wir hier schon...Da gibt es nunmal null common ground. Also es gibt noch nicht mal Vorgespräche für ein Abkommen. Versorgungsprobleme würden auf keinen Fall reduziert werden, selbst wenn es zum 1. Januar den Vertrag gäbe, was definiert nicht passieren wird. Denn die USA sind auch ein Drittland, etwaige zollfreie Chlorhühnchen müssten genauso deklariert werden, wie jetzt. Nur die Zölle fielen weg.
Aber das UK möchte eben auch nicht seine Tier- und Lebensmittelstandards radikal senken. Genau das ist aber das einzige Interesse, das die UAA an einem solchen Vertrag hat (neben der Teilprivatisierung der NHS). Deswegen hat das UK bereits TTIP abgelehnt, und die Bedingungen könnten mit einem bilateralen Einzelabkommen nur schlechter sein. Teurer würde das Leben aber nicht werden, warum?