@Lalaburg Verloren gegangener Idealismus (aus Enttäuschung/Frust etc.) lässt sich glaube ich so schnell nicht wiederherstellen. Ich hatte mich 2012 entschieden "Parteisoldat" zu werden, hab mich in dem ein oder anderen Machtpoker intern sogar ganz gut geschlagen. Aber es gibt ja den Punkt, an dem jeder "Parteisoldat" sich zwischen Moral und Karriere entscheiden muss. Und ich bin überzeugt, ich bin Arbeiterkind, sozusagen ein Kind "aus dem Volk". Menschen zuhören, Menschen helfen, ihre Sorgen anhören: Politik als Zusammenfassung dessen, was die Bürgerin oder der Bürger möchte.
Aber so läuft der Politikbetrieb eben nicht. Eine Partei hat drei Ziele: Wahlen gewinnen, Ämtergewinnung und die eigenen politischen Inhalte durchsetzen. Das ist der Grundkontext, ansonsten hat jeder aktive Mensch im Politikbetrieb noch eigene Motivationen. Wie der/ein Bundes und der/ein Landtagsabgeordnete auf jeden Fall immer das Direktmandat in ihrem Wahlkreis gewinnen wollen.
Berlin in unserem Fall hat wie jedes anderes Bundesland auch seine Wahlkreise, in denen eine bestimmte Zusammensetzung von Wahlklientel Zuhause ist. Neben dem Wahlklientel das Parteienmitgliederklientel mit Stimm- und Vetorecht. Das ist besonders bedeutend bei Parteitagen oder einfachen Mitgliederversammlungen. Denn in der Regel wird Politik intern abgesegnet durch Beschlusslagen. Ein Konzept des Berliner Innensenators zum härteren Durchgreifen gegen "Intensivtäter" setzt voraus, dass er intern eine Beschlusslage/eine Unterstützung für seinen Kurs findet. Wenn die Vertreter des "Deutsch-Türkischen Forums in der CDU" den Vorschlag des Senators doof finden, legen sie unter Umständen ihr Veto ein. Wenn ein nicht kleiner Teil der "Intensivtäter" aus dem türkischstämmigen Milieu kommt, dann werden diese Vertreter bestimmt mitreden wollen.
Das sind jetzt alles mehr pragmatisch- politstrategische Fragen als ideologische oder sonstige Fragen.
Im Berliner Wahlkreis Friedrichshain- Kreuzberg? oder in Tempelhof- Schöneberg kannste mit einem härteren "Kampf gegen Intensivtäter" evtl. Probleme bekommen.
Politistrategisch schickste da am besten gleich ne türkischstämmige hin, die holt dann Stimmen und das oder ein Direktmandat.
Beispiel Dilek Kolat
Bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus von Berlin im September 2006 gewann sie mit 41,2 % der Stimmen in ihrem Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg 3 nicht nur das Direktmandat, sondern erzielte erneut das beste Erststimmenergebnis für die SPD.
In der 16. Wahlperiode (2006–2011) wurde Dilek Kolat zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD-Fraktion des Abgeordnetenhauses gewählt. Sie gehörte wieder dem Hauptausschuss an. Außerdem war sie Vorsitzende des Unterausschusses Vermögensverwaltung des Hauptausschusses sowie Schriftführerin des Unterausschusses Beteiligungsmanagement und -controlling des Hauptausschusses. 2011 war sie zudem finanz- und haushaltspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.
Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 2011 erzielte sie mit 33,7 Prozent erneut in ihren Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg 3 das Direktmandat.
Wikipedia: Dilek KolatUnd die kannste jetzt auch nicht gerade mit "Kampf gegen Intensivtäter" in ihren Wahlkreis schicken, aber mit nem Programm für leichtere Einstellungshürden für (türkisch/arabische usw.) Migranten und ihre Kinder. Das ist keine ehrliche Politik, aber vielversprechende Machtpolitik und sichert dem ein oder anderen eben seinen Posten. Ich halte davon nix, aber wer im Politikbetrieb bestehen will, muss diese Scheisse ohnehin lernen und mitmachen. Aber das entscheidet wirklich jeder für sich selbst. Ob das alles demokratisch ist? Das überlasse ich dir, also die Antwort.