@flowers<"Er [Jesus] ist der einzige Religionsstifter, der stets behauptet hat, Gott zu sein">
Wie ich bereits vielfach belegte ist diese Behauptung schon seit mehr als hundert Jahren widerlegt worden.
Der Entwicklungsprozeß der "Göttlichkeit" Jesu setzte erst nach seinem Tod ein. Was ja auch gründlich belegt worden ist.
Schon im ältesten Evalngeliumstext ist durch die mündliche Tradition und die Zutaten des Autors der Abstand zu dem geschichtlichen Menschen geflissentlich vergrößert worden.. Jesus erscheint nicht bloß als Prophet, sondern als der geheimnisvolle Gottessohn. Etwas neues freilich war das nicht. Es gab in der Antike viele, die als Gott und Gottessöhne aufgetreten sind und auch dafür gegolten haben. Pythagoras, Platon, Augustus, Apollonius von Tyana u. a. haben den Titel "Sohn Gottes" getragen.
Gegen alle diese "Gottessöhne" stellen die Evangelisten nun eben IHREN "Sohn Gottes", wobei Markus den Ausdruck aber noch selten benutzt. Zweimal verwendet ihn eine Stimme aus dem Himmel, zweimal gebrauchen ihn böse Geister. Schließlich steht er noch in einer überaus suspekten Lesart im 1. Vers des Evangeliums sowie im Bekenntnis den Hauptmanns am Kreuz: "Wahrlich dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen", ein Wort, dessen Echtheit kein kritischer Theologe vertritt. Zumal die Bekehrung des Henkers ein gebräuchliches literarisches Motv war, das auch in den jüdischen Märtyrer-Berichten Parallelen hat.
Von diesen sämtlich sehr zweifelhaften Bekundungen abgesehen aber wird Jesus bei Markus - hier noch elfmal Lehrer und dreimal Rabbi genannt - keinesfalls, wie im späteren Dogma , als präexistent und identisch mit Gott gedacht.
Jesus ist bei Markus weder allmächtig noch allwissend noch absolut gut.
Bezeichnend für die Steigerung des Jesusbildes ist es auch, daß Markus Jesu Gottessohnschaft ERST VOR SEINER TAUFE AN datiert. Bei Matthäus dagegen wird er schon als göttliches Kind von einer Jungfrau geboren. Bei Lukas huldigt Johannes der Täufer Jesus schon im Mutterleib.
Das noch spätere "Johannes"-Evangelium unterscheidet sich, wie schon angeführt prinzipiell von den anderen Evangelien und ist erdichtet worden im Sinne einer dogmatischen Idee ohne Rücksicht auf die geschichtliche Wirklichkeit und rein allegorisch aufzufassen. Es ist keine Quelle für die Predigt Jesu, wohl aber für das Christentum der nachapostolischen Zeit.
Das kybernetische Äquivalent von Logik ist Oszillation.
Ganz unten auf dem Grunde des Lebendigseins treffen wir auf die Metapher. (Gregory Bateson)