PEGIDA
12.12.2014 um 10:42
Ich glaube, was die PEGIDA-Bewegung angeht, muss man die damit zusammenhängenden Bedenken ernst nehmen.
Es hilft nicht weiter, wenn man das nur als ,,Fascho-Müll" abtut. Vielmehr wäre eine solche Haltung eine arrogante, selbstgefällige Haltung, die unter anderem auch den Eindruck bewirkt hat, dass ,,die Medien gleichgeschaltet" seien.
Nein, man muss sich mit den Bedenken beschäftigen.
Die Bedenken sind vielfältig und ich gehe hier nicht auf alle ein.
Zunächst mal denke ich nicht, dass alle Mitglieder der PEGIDA-Bewegung Rassisten und Neonazis sind.
Es sind Leute, die mehr oder weniger klar, wohl eher diffus, den Eindruck haben, es laufe ,,etwas falsch in der Gesellschaft".
Die Gefahr in der fehlenden Ausformulierung dieses Unwohlseins liegt darin, dass echte Neonazis das gut aufgreifen können. Diese definieren dann die Ängste und Bedenken der PEGIDA-Unterstützer und präzisieren sie in ihrem Sinne.
Der gewöhnliche Unterstützer steht wohl dafür:,,Ich will nicht, dass es in Deutschland so kommt, wie in Syrien und Afghanistan. Ich will hier keinen brutalen, radikalen, islamischen Gottesstaat, keine Ermordungen unschuldiger Menschen, keine Hinrichtung von Frauen, weil die sich falsch gekleidet haben. Ich möchte nicht, dass hier ethnisch, religiös und nationalistisch bedingte Kriege ausgefochten werden von Orientalen und Afrikanern.
Asylbewerbern möchte ich auch gerne helfen, aber ich will mich nicht um alle Armen der Welt kümmern müssen, das geht nicht und mir macht ein zu multiethnischer Staat Deutschland Angst."
Er differenziert das aber nicht unbedingt, vielleicht überhaupt nicht, weil diese Differenzierung anspruchsvoller ist und mehr Denkleistung verlangt.
Das bedeutet nicht, dass die PEGIDA-Unterstützer dumm sind, sondern Menschen wählen meistens den bequemeren Weg.
Da sagt dann der echte Neonazi:,,Deutschland wird von Islamisten unterwandert und wenn wir da nichts gegen tun, dann steht in 10 Jahren an jeder Ecke eine Moschee und Revolutionsgarden achten streng auf islamische Gesetze!".
Und der gewöhnliche Unterstützer sieht seine Bedenken darin spontan aufgenommen und formuliert und ruft:,,Ja, genau das mein ich, das darf nicht sein!"
Obwohl er beispielsweise schon seit 20 Jahren einen guten, muslimischen Freund hat, der einen kleinen Laden betreibt oder ein Restaurant und mit dem er super auskommt.
Weil er in dem Moment nicht differenziert.
Wenn die Medien und selbsternannte Intellektuelle und verständnisvolle Welterklärer einfach antworten, das sei doch alles doofer Nazi-Müll, damit müsse man sich gar nicht weiter auseinandersetzen, dann festigen sie nur diese falschen Einstellungen der PEGIDA-Unterstützer.
Bedenken wahrnehmen heisst:
Die Gesellschaft und der deutsche Staat müssen sich klar gegen radikalen Islamismus aussprechen.
Sie müssen den PEGIDA-Unterstützern vermitteln:,,Wir verstehen euch, wir wollen auch keinen islamischen Gottesstaat. Und wir wollen auch nicht alle Armen der Welt hier mitversorgen."
Die große Aufgabe besteht darin, den Unterschied zwischen radikalem Islam und einem Islam, der in die deutsche Gesellschaft passt, herauszuarbeiten.
Dass das möglich ist, Muslim zu sein und gleichzeitig integriert in D. zu leben, zeigen die Millionen Beispiele an Menschen, bei denen es funktioniert.
Dabei kommen verschiedenen Seiten verschiedene Aufgaben zu.
Muslime können angesichts wachsenden, radikalen Islamismus, dessen Anhänger die Definition darüber, was Islam heisst, an sich reissen, nicht mehr einfach sagen:,,Das geht uns nichts an, das ist nicht richtiger Islam. Und wer das nicht kapiert, ist ein islamfeindliches, ignorantes Arschloch."
Und Nicht-Muslime müssen sich die Mühe machen, aufraffen und lernen, zu differenzieren zwischen vernünftigen, anständigen Muslimen und Radikalen.
Sie müssen sich die Mühe machen, auch etwas über den Islam zu lernen.
Ich behaupte mal, dass in Deutschland so grob die meisten Leute wissen (zu wissen glauben), was christliche Inhalte sind.
Aber ihr Wissen über islamische Inhalte ist gering, Unwissenheit führt oft zu Unverständnis und Ablehnung.
Gegen den Islamismus UND gegen islam- und ausländerfeindliche, aber auch deutschfeindliche Bestrebungen sind gemeinsame, gesellschaftliche Anstrengungen notwendig.
Ich bin sicher, diese sind möglich und können von Erfolg gekrönt sein!
Ähnlich komplex ist das Thema Zuwanderer und Asylbewerber.
Ich denke, auch hier überwiegt weniger echte Fremdenfeindlichkeit, sondern vielmehr ein Gefühl von Überforderung und Hilflosigkeit.
Die medialen Berichte, gewürzt noch mit rechten Anstacheleien, lassen das Bild einer riesigen Menschenmenge aus Armen entstehen, die ,,an die Tore des reichen Deutschlands" schlagen bzw. schon in die Stadt strömen und unter denen man begraben werden könnte.
Der Mensch denkt gerne in Bildern, daher nehme ich hier mal Metaphorik.
Der Eindruck entsteht, dass sich in rasendem Tempo alles ändert, es entstehen Verwirrung und Furcht, die Zuwanderer und Asylbewerber könnten ihre Probleme von zu Hause mitbringen und wir würden dann auch hier Kämpfe haben von Hutus und Tutsis, von Albanern und Russen, die Kriminalität würde stark ansteigen etc.
Man kann da noch so viel kühl argumentieren, wie es die Technokraten und Statistiker gerne tun, von wegen:,,Zuwanderer sind eigentlich ein großer Gewinn für Deutschland, sie bringen viel mehr, als sie kosten" - denn das, was PEGIDA-Anhänger fühlen (ich bin übrigens keiner, das sind nur meine Beobachtungen), sind eben genau das: Gefühle!
Menschen sind geprägt von Gefühlen, die gehen über kühles, logisches, mathematisches Denken.
Wenn man ihnen vermitteln will, dass Zuwanderer und Asylbewerber zumeist ganz okay sind, muss man über die Erfahrung gehen. Man muss die Bedenken ernst nehmen und klarstellen:
,,Es hat eindeutige Konsequenzen, wenn sich die Leute hier mies benehmen. Sie müssen sich um Ausbildung und Arbeit bemühen. Wir erkennen deine Ängste an, aber sie sind unbegründet.
Du musst nicht alles zahlen und andere machen sich einen schönen Lenz. Komm mit auf das Begegnungsfest und lern andere Leute kennen."
Integration im Sinne von Zusammenleben ist eine umfassende, anstrengende Aufgabe, die aber von Erfolg gekrönt sein kann, wenn die Mehrheit gemeinsam für sie einsteht!