@Bone02943Der Text hat mich spätestens hier...
Bone02943 schrieb:Wer die Kommunikation und die Auseinandersetzung mit politischen Themen im Internet und speziell den sozialen Medien in den letzten zweieinhalb Jahren verfolgt, der hat die letzten Wochen durchgehend dieses unheimliche Bauchgefühl mit sich rum geschleppt. Dieses Gefühl, das alles kommen gesehen zu haben.
... emotional gepackt.
Ja. Der Text hätte so auch von mir sein können, von Leuten mit denen ich mich um dieses Land sorge, mit Leuten, die in der Vergangenheit im Internet für mich zu meinem virtuellen Wohnzimmer gehörten. Diese Entwicklung war nicht einmal schleichend. Sie war präsent. In Medien, im Politsprech, auf der Straße. Man hat es gesehen, gefühlt. Der allgemeine Konsens wurde von Humanismus (wenn auch nur gespielt) zu einer offenen Gleichgültigkeit.
Das war nach 9/11. Das aber auch, als die Politik in Deutschland ihr endgültiges Versagen preisgab. Medien wurden mit eingespannt. Es wurden Feindbilder geschaffen. Der Islam war damals noch zu diffus. Also begnügte man sich mit anderen Minderheiten. Erst gab es eine hetzerische Kampagne gegen Raucher. Dann ging es gegen Übergewichtige, mit groß angelegten Fernsehkampagnen zum Mitschwitzen. Als man der Arbeitslosigkeit nicht mehr Herr wurde, wurden einfach Hartz IV-Empfänger entmenschlicht. Jahrelang hat das die Gemüter beschäftigt. Selbstverschuldete Schmarotzer wurden sie genannt. RTL betreibt diese Propaganda bis heute.
Dann kamen immer mehr Bürgerkriege in Nordafrika, welche dem Westen nicht ungelegen kamen. Die Schmach über den Irak. Und Spannungen mit dem Iran. Man musste seine Wirtschaftsinteressen irgendwie moralisch rechtfertigen und nutze das Konzept, was vorher schon so toll geklappt hat. Hetze. SPIEGEL, BILD und Stern haben kräftig auf den Moslem gedroschen.
Und die Leute haben den Dreck geschluckt. Der ganze Hass auf Minderheiten, egal ob dick, qualmend, arbeitslos oder irgendwas, was gerade Mode war, kanalisierte sich wohl mit den Bürgerkriegen und dem IS dann endgültig auf den Islam.
Die PEGIDA vertritt einfach nur exakt die Positionen, die die letzten Jahre von Politik und Medien befeuert wurden. Dass diese sich jetzt distanzieren ist zwar löblich, aber auch schizophren. Der radikale Moslem war immer dann gut, wenn es um die Vorratsdatenspeicherung ging. Aber jetzt, wo man merkt, dass sich da was mobilisiert, was man nicht mehr steuern kann, worüber man keine Kontrolle besitzt, rudert man erschrocken zurück und tut so, als hätte man damit nichts gemein.
Die Kälte war aufgrund von vielen Frustrationen sowieso schon in die Gemüter gekrochen. Verschwörungstheorien wurden populär und verstärkten diesen Effekt. Man nutze einfach nur, was schon da war und instrumentalisierte den innere Verzweiflung der Menschen, die von einem Terroranschlag zur nächsten Wirtschaftskrise und zurück gepeitscht wurden.
Aber wie das so mit unterdrücktem Hass ist... irgendwann verselbstständig er sich und dann ist der Berserker unterwegs. Und dieser wurde in Dresden geboren, ist aber unser aller Kind.